Verblüffen Sie Ihren Gesprächspartner mit der Wahrheit, nach der Sie niemand gefragt hat, die Sie auch gut hätten verschweigen können! Dann kann sich dann folgendermaßen anhören: „Über die Merkmale F und G hingegen verfüge ich nicht, jedenfalls nicht in der Ausprägung, wie Sie sie vermutlich wünschen.“
Für die schriftlichen Unterlagen gilt dasselbe wie für das Interview: Oft ist die Grenze schmal zwischen Formulierungskunst und blanker Übertreibung oder gar Unwahrheit. Wer sich im Gespräch „zu gut verkauft“, muss sich nicht wundern, wenn auch er „verraten und verkauft“ wird.
(Quelle: Jürgen & Nane Nebel, „Die CEO-Bewerbung“)
Sie gewinnen zusätzlich an Glaubwürdigkeit. Denn wer von sich aus Nachteile anspricht, genauer Nichtstärken oder auch nur nicht gemachte Erfahrungen oder fehlende Kenntnisse, ist ehrlich, will sich offenbar nicht „verkaufen“, den Job nicht um jeden Preis bekommen. Daraus lässt sich für Ihr Gegenüber schließen, dass Sie doch sicherlich auch die Wahrheit sagten, als Sie die von Ihnen erfüllten Merkmale A bis E zusammenfassten.
Sie nehmen mit dem expliziten Daraufhinweisen, worüber Sie nicht verfügen, Ihren möglichen künftigen Arbeitgeber mit in die Verantwortung. Ihr Gesprächspartner, der das Unternehmen schon länger kennt, muss dessen Bedarf abschätzen, muss "Flagge zeigen", ob die wenigen fehlenden Kenntnisse oder Erfahrungen gemeinsam mit Ihnen "behebbar" sind, etwa durch künftige Mitarbeiter von Ihnen, die das abdecken.
Oder der Arbeitgeber kann Ihnen die Zeit geben, in diesen Teil der Aufgabe hineinzuwachsen. Oder abwägen, ob das Fehlende "hinnehmbar" ist, einfach ohne Flankierungen akzeptiert wird, weil es bei Gesamtwürdigung Ihrer Person und Qualifikation doch nicht so entscheidend ist.
Ihr Gesprächspartner weiß vorher, was ihn nachher erwartet. Sie können mit Akzeptanz rechnen, wenn Sie nachher auf diesem Gebiet wie angekündigt nicht dieselbe Leistung zeigen wie auf anderen.
Sie nehmen Druck aus der Verhandlung! Solange Sie vorgeben, alles zu können, zu wissen, schon einmal gemacht zu haben, wird Ihr Gesprächspartner eine gesunde Skepsis aufrechterhalten. Druck erzeugt Gegendruck. „Nachgeben“ dagegen, von sich aus das Wahre zuzugestehen, nötigt Respekt ab, getreu dem Motto: "Schwäche zu zeigen, heißt Stärke zu haben."
Nachdem Sie mit Ihrer ehrlichen Art "in Vorlage" gegangen sind, ist es an Ihnen, auf ihren Gesprächspartner überzuleiten und von ihm Offenheit und Ehrlichkeit einzufordern. Das könnte so aussehen: „Könnte es sein, dass wir etwas übersehen haben? Ich habe Ihnen die Punkte genannt, die ich erfülle, ebenso diejenigen, die aus meiner Sicht nur bedingt oder gar nicht vorliegen. Gibt es etwas, das ich wissen sollte, was wir noch nicht angesprochen haben? Laufen Patente aus? Droht ein wichtiger Kunde wegzubrechen? Stehen Fusionen, Aufkäufe, Abspaltungen an?"
Ist emotional das Gegenteil von professionell? Nein, ganz im Gegenteil - auch wenn Emotionalität öfter mal als vornherein "unprofessionell" abgetan wird! Sie brauchen Emotionen nicht gezielt einzusetzen. Es genügt, sie nicht fortwährend zu unterdrücken. Das alleine schon verschafft Ihnen mehr Glaubwürdigkeit und größere Überzeugungskraft.
Innere Attraktivität macht sympathisch. Hierzu gehört der Humor. Ein Gespräch des Karriere-Experte Jürgen Nebel begann mit der Frage: „Tell me your latest joke, please.“ Solche Fragen stehen wohl in keinem Bewerbungsratgeber, sie sind aber aus der Praxis, sie sind emotionsgeladen und ihre Beantwortung womöglich sogar aufschlussreich.
Zum komischsten bei Bewerbungsverfahren zählt das Ansinnen eines Unternehmensvertreters, vom Bewerber ein Motivationsschreiben zu fordern. Woher soll ein Manager vor dem ersten Gespräch wissen, ob er eine Vakanz überhaupt will, oder warum sollte er dies auch noch schriftlich vorab begründen? Hier würde das Pferd von hinten aufgezäumt. Für C-Level-Manager sind solche hingehaltenen Stöckchen fehl am Platz.
Lassen Sie sich nicht in die Defensive drängen - auf Fragen wie "Warum glauben Sie, dass Sie der Richtige für diese Aufgabe sind?" ist nur zu antworten: "Das weiß ich noch nicht, ob ich das bin. Deswegen sitzen wir ja überhaupt erst hier zusammen."
Verbreitet ist, dass vor Besetzung von Topmanagementpositionen Referenzen über den "Bewerber" eingeholt werden, die dieser benennt. Warum, bitte schön, sollten Manager nicht ihrerseits Referenzen über ihren künftigen Chef einholen?
Bewerber mit Chuzpe fragen bisweilen den Unternehmensvertreter, der auf ihre Initiativbewerbung geantwortet hat: "Was hat Ihnen an meiner Bewerbung so gut gefallen, dass Sie mich eingeladen haben?". Diese "Umkehrfrage" demonstriert Augenhöhe par excellence.
Fragen Sie doch mal den Personalchef oder Vorstand nach den Stärken und Schwächen des Unternehmens! Das signalisiert nicht nur Augenhöhe, sondern kann Ihnen auch wertvolle Informationen für Ihre Entscheidung liefern.
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Mißverständliche Überschrift
Sie wissen doch genau, daß es keinen Tarifvertrag und keine Entgeltregelungen getrennt nach Frauen und Männern gibt.
Es wird auch keine Frau gezwungen in der Schule abzuschalten und sich dann als Friseuse ausbilden zu lassen - sehr wohl wissend welche Einkünfte damit verbunden sind.
was soll dann dieser Artikel? Populismus? (noch)mehr staatliche Vorgaben und Kontrollen?
Wir haben Fachkräftemangel- die Politik müßte mit bürokratiefreundlichen Gesetzen eine Umscchichtung der Beschäftigten aus denBürokratien in die Wirtschaft forcieren
Wie wäre denn der Idealzustand? Männer und Frauen verrichten stets die gleichen Arbeiten und in gleichem Umfang? Und Kinder bekommt dann keiner mehr? Ist denn die Idee völlig gleicher Rollen wichtiger als das Fortbestehen der Gesellschaft?
die protestierenden '68er mit alles Liebe, Gleichheit und Peace wollen ja nicht einmal als "moderne Frau" den Wasserkasten vom Auto zur Wohnung tragen...Sorry - aber ich weiß nicht einmal was meine direkten Kollegen (ja auch die -innen) verdienen.Nur weil einer eine größere Schippe als der andere hat dieses Neidgejammere.Es wird immer jemanden (muß ich nun auch schreiben "jemandin"?) geben, der mehr verdient, höher springt, weiter pinkelt...wenn das Gehalt nicht paßt kann nach einer Gehaltserhöhung gefragt werden oder bewirbt sich woanders - that's the game
Das Handelsblatt hat -danke- den letzten Artikel gelöscht. Damit auch meinen Kommentar. Die Gehaltsunterschiede, so wurde im alten Artikel noch klar gesprochen, liegen an der Berufswahl und Teilzeit der Frauen. Was können dafür Männer? Sollen wir nun Führungspositionen mit Arbeitnehmern besetzen die frisch aus der Kindererziehung wieder in den Job einsteigen und nur angestaubtes 10 Jahre altes Wissen vorlegen können? Na herzlichen Dank, das trifft dann die restlichen 99% aller Mitarbeiter die nicht in einer Führungsposition sind und mit einer unfähigen Chefin leben müssen. Es gibt auch heute schon genug Unfähige in der Führungsetage.
Und wenn Frauen eben lieber Kunstgeschichte oder Germanistik studieren, dann kann die Dame nicht erwarten den gleichen Lohn wie ein Naturwissenschaftler zu bekommen. Oder wollen wir das in guter sozialistischer Manier auch gleich machen? Ein Ingenieur soll also das gleiche Gehalt wie ein Lektor bekommen. Na dann Prost Mahlzeit.
Ich arbeite in einem frauendominierten Berufsbild und bekomme exakt das gleiche Gehalt wie meine Kolleginnen.
Wenn Frauen für die gleiche Arbeit (!) im Schnitt 20% weniger bekommen, dürfte es keine arbeitslosen Frauen geben. Dann würde jeder Chef nur noch die "billigen" Frauen einstellen und den "teuren" Männern kündigen. Wenn sich für meine Firma Frauen bewerben die für 20% weniger arbeiten als meine Männer, stelle ich die sofort ein!
Man muß auch bedenken, dass Frauen deutlich früher in Rente gehen und wesentlich länger leben als Männer! Zudem sind sie körperlich gesehen nicht so belastbar.