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Management-Wahnsinn „Der Adler wird zum Hamster kastriert“

Als CEO auf Zeit steht er an so manchem Konzern-Krankenbett. Zuletzt musste Klaus Schuster eine Bank abwickeln. Weil der Berater das mit Bravour meisterte, ist er jetzt arbeitslos – und glücklich. Ein Gastbeitrag.
22.02.2016 - 08:00 Uhr
Oft wird der Manager auf Zeit gerufen, wenn die Jauche schon am Dampfen ist, ein vorhandenes Team also Mist gebaut hat. Dann muss man herausfinden und herausfiltern: Wer vom Team hat das verbockt und verbockt es wahrscheinlich wieder? Und wer leistet eigentlich gute Arbeit und wurde von den Mistbauern bloß runtergezogen? Quelle: Getty Images

Oft wird der Manager auf Zeit gerufen, wenn die Jauche schon am Dampfen ist, ein vorhandenes Team also Mist gebaut hat. Dann muss man herausfinden und herausfiltern: Wer vom Team hat das verbockt und verbockt es wahrscheinlich wieder? Und wer leistet eigentlich gute Arbeit und wurde von den Mistbauern bloß runtergezogen?

(Foto: Getty Images)

Ich bin Manager, liege auf der Couch und bin geschafft. Was für ein Tag! Heute Morgen musste ich den Enkel, 2 Jahre, versorgen. Frühstück machen, zum Kindergarten bringen. Dann eine Runde Joggen, 12 km. Danach habe ich mich um den Haushalt gekümmert. Da freut sich meine Frau, auch sie arbeitet im Management. Aber eben noch wie in der Kaiserzeit. Sie ist heute im Kontor, pardon, im Büro. Ich zuhause. Deshalb habe ich heute Mittag auch eine gepflegte Siesta mit dem neuen Adler-Olsen eingelegt. Am Nachmittag habe ich noch eingekauft und den Kleinen vom Kindergarten abgeholt. Das alles gab es heute.

Was es zur Abwechslung mal nicht gab: 200 E-Mails, 120 Unterschriften, 300 Entscheidungen, sechs Meetings. Denn seit einer Woche bin ich nicht mehr, was ich zweieinhalb Jahre lang war: Vorstandsvorsitzender. Macht mich das traurig? Auf gar keinen Fall. Denn mein eben beendeter und ex ante befristeter Vorstandsauftrag hat dem Steuerzahler schließlich 150 Millionen Euro gespart. Unser Team hat die Summe zehn Monate schneller reingeholt als die Europäische Kommission es uns vorgegeben hatte. Die Eigentümer haben gestrahlt, als sie uns per Handschlag verabschiedet haben: Ein voller Erfolg unseres Bankprojekts.

Normalerweise werden Banken, die „schlechtgeworden“ sind, in die Insolvenz geschickt – eben hat die BaFin zum Beispiel der Maple Bank die Rote Karte gezeigt. Im Falle „unserer“ Bank hätte das den slowenischen Steuerzahler allerdings ganze 420 Millionen Euro gekostet. Wir machten es für 269 Millionen. Weil wir bis zuletzt mit Banklizenz gearbeitet (eine Bad Bank hat keine Lizenz), aber die Bank auf ein Viertel ihrer Größe zurückgebaut haben. Neben den eingesparten Millionen hatte das auch den Vorteil, dass wir allen unseren Kunden helfen konnten, ihre Finanzen ordentlich bei anderen Banken unterzubringen. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben inzwischen einen neuen Job. Wegen all dieser Erfolge hat uns der Eigentümer jetzt entlassen. In die Freiheit!

Wenn ich davon erzähle, echauffieren sich manche Managerkolleginnen und -kollegen: „Manager, ja Vorstand auf Zeit? Das soll gut sein? Sie sind ja verrückt!“ So spricht der Beamte im Management: Mit 42 spätestens Vorstand werden und, wenn man keine silbernen Löffel klaut, den Job bis 74 machen und danach mit zwei, drei Aufsichtsratsmandaten in den gesicherten Ruhestand übergehen. Der Beamte im Management erleidet einen anaphylaktischen Schock, wenn man andeutet, dass Management auch ein Projekt sein könnte: mit definiertem Ende. Anaphylaktischer Schock? Ich kann mir diese Polemik nonchalant leisten, weil die Beamtenmentalität im Management erkennbar auf dem Rückzug ist.

Man muss ein bisschen verrückt sein als Interimsmanager
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