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Manager im Fitnessrausch Wer schläft, verliert

Der Ironman ist der neue Marathon, und Frühaufstehen das ultimative Statussymbol. Führungskräfte definieren sich zusehends über die Fähigkeit, die eigenen Grenzen zu überschreiten. Ein gefährlicher Wettstreit.
20.02.2016 - 09:11 Uhr
Der Langstreckenläufer joggt gern morgens durch Berlin. Quelle: Marko Priske/laif
Bahn-Chef Rüdiger Grube

Der Langstreckenläufer joggt gern morgens durch Berlin.

(Foto: Marko Priske/laif)

Düsseldorf Schneller, höher, früher: Ein neuer Körperkult macht sich unter Managern breit. Extreme Fitness, gepaart mit zeitigem Aufstehen gelten als neues Statussymbol. Legten die Eliten der vorindustriellen Ära einst demonstrativen Müßiggang an den Tag, powern Spitzenkräfte von heute schon vor der ersten Tasse Kaffee, weit vor ihrem offiziellen Arbeitsbeginn – und lassen das nicht nur alle wissen, sondern scheinen sich auch gegenseitig noch darin unterbieten zu wollen, wer am wenigsten Schlaf braucht.

Wie so viele Managermoden schwappt auch diese aus den USA zu uns herüber. Bei David Cush, Chef der Fluggesellschaft Virgin America, klingelt der Wecker an einem normalen Arbeitstag um 4.15 Uhr, anschließend tritt er zum Training in die Pedale. Disney-CEO Bob Iger schlüpft um 4.30 Uhr aus den Federn, um mit einem Work-out in den Tag zu starten; auch Apple-Chef Tim Cook ist nur eine halbe Stunde später zuallererst im Fitnessstudio aktiv, bevor er an seinen Schreibtisch wechselt.

Immer mehr Chefs genügt allerdings simpler Frühsport allein nicht mehr. Top-Zeiten beim nächsten Marathon müssen es mindestens sein. Für Jochen Spethmann zum Beispiel, ist der morgendliche Lauf „der erste Sieg des Tages“. Wenn um fünf sein Wecker klingelt, schlüpft der Chef von LSH, dem zweitgrößten Teeproduzenten Europas, in sein Sportzeug. „Es ist dunkel, kalt, und es regnet, aber ich geh trotzdem raus, um für den nächsten Marathon zu trainieren“, sagt er. Nachdem der Hamburger Unternehmer zehn oder 15 Kilometer an der Alster hinter sich gebracht hat, fühlt er sich gewappnet fürs Geschäft: „Dann bin ich voll Energie, kann mit Stress besser umgehen und schaffe auch mehr als an anderen Tagen.“

Drei- bis fünfmal pro Woche trainiert der 58-Jährige auf kürzeren Strecken, die langen Läufe von mindestens 20 Kilometern absolviert er am Wochenende. Seit er 1996 in Hamburg das erste Mal bei einem Marathon an den Start ging, hat der Chef von 1 200 Mitarbeitern fast jedes Jahr einen Wettlauf bestritten. Nummer 16 ist absolviert, 20 sollen es insgesamt werden.

Wer deutsche Spitzenmanager nach Hobbys befragt, erhält eine lange Liste begeisterter Langstreckenläufer: Bahn-Boss Rüdiger Grube, BASF-Manager Kurt Bock, Commerzbank-Chef Martin Blessing und Herbert Hainer, scheidender Chef von Adidas, betreiben diesen Ausdauersport. Auch WDR-Intendant Tom Buhrow, Opel-Lenker Karl-Thomas Neumann und Lanxess-Vorstandsvorsitzender Mathhias Zachert gehören zur Fangemeinde. Die Marathon-Bestzeit hat das Golf-Handicap als Statussymbol der modernen Führungskraft abgelöst. Wer für die 42,195 Kilometer mehr als vier Stunden braucht, hält beim Vorstandsempfang besser die Klappe.

Andreas Butz überrascht das neue Fitnessfieber nicht. Der Ex-Bankmanager ist heute einer der bekanntesten Lauftrainer der Republik. Am 26. Februar veranstaltet er in Köln den Kongress Runners Night – und er hat die Zahlen zum Trend parat: Während hochgerechnet nur jeder 600. Erwachsene in Deutschland Marathon läuft, ist es immerhin jeder zehnte Vorstand eines Dax-Unternehmens. Und: Die Laufkilometer in Training und Wettkampf nehmen zu, je höher man in der beruflichen Hierarchie klettert.

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