MBA-Absolventen Gehälter wie vor der Krise

Die Spanne bei den Gehältern ist enorm.
New York, Stanford Die stolze Summe von umgerechnet 430.000 Euro hat sich ein Absolvent eines Master of Business Administration (MBA) als Einstiegsgehalt ausverhandelt – damit führt er die Liste der höchstbezahlten MBA-Absolventen in den USA des Jahres 2015. Das außergewöhnlich hohe Einkommen des Studenten war aber nicht der einzige Rekordwert, den seine Wirtschaftsuniversität, die renommierte Columbia Business School in New York, vermelden konnte.
Die durchschnittlichen Basisgehälter ihrer Vollzeit-MBA-Absolventen erreichten ohne Bonus ebenfalls ein Allzeithoch. Und das war nicht nur an der Columbia der Fall: Auch andere Top-Wirtschaftsuniversitäten wie Chicago Booth, Fuqua School of Business oder die Business-School der Universität Stanford veröffentlichten Rekordsummen. In Stanford verdient die Hälfte der Klasse ohne Boni mehr als 130.000 Dollar, das ist der höchste Wert unter den US-Wirtschaftshochschulen.
Die Finanzkrise scheint vergessen: Nach der waren die Einstiegsgehälter gesunken und dann über Jahre hinweg in etwa gleich geblieben.
Mittlerweile sind sie wieder auf dem Weg nach oben. Und das gilt nicht nur für die Einkommen ehemaliger Studenten der amerikanischen Top-Business-Schools. „Bei den MBA-Absolventen lässt sich ein langsamer, kontinuierlicher Anstieg bei den Gehältern feststellen“, hat Detlev Kran, Autor des „MBA- und Master-Guide“, beobachtet.
Techsektor umwirbt MBA-Studenten
Der Aufwärtstrend zeigt sich nicht nur bei den Absolventen des Jahrgangs 2015, sondern auch bei denjenigen, deren Abschluss schon länger zurückliegt. So betrachtet beispielsweise die „Financial Times“ in ihrem MBA-Ranking die Gehälter drei Jahre nach Abschluss des Studiums. Und die sind bei den Absolventen der Top-100-Hochschulen in den vergangenen beiden Jahren durchschnittlich um rund sechs Prozent gestiegen.
Für die Rekordwerte in den USA haben jene Studenten einen großen Anteil, die einen Job im Finanzbereich angenommen haben. „Vor allem Hedgefonds, Private Equity und Venture Capital haben das Gehaltsniveau in unserem MBA-Jahrgang 2015 angehoben“, sagt Maeve Richard, Direktorin der Karriereabteilung in Stanford. Der Technologiesektor habe ebenfalls maßgeblich zum Anstieg beigetragen.
Eine Erklärung hierfür dürfte das Wachstum von Firmen wie Apple, Google, Facebook und Co. sein. Ihr Erfolg hat für eine größere Nachfrage nach Führungskräften aus dem Technologiesektor gesorgt. Die Zahl der Jobangebote in diesem Bereich stieg für den Zeitraum 2014/2015 in Nordamerika gegenüber dem Vorjahr um 29 Prozent, ergab der aktuelle Jobs & Salary Trends Report des MBA-Messeanbieters QS. Wie sehr der Techsektor ehemalige MBA-Studenten umwirbt, zeigt sich zum Beispiel an der Harvard Business School in der Nähe von Boston. 2011 ging noch jeder zehnte Absolvent in diese Branche. Mittlerweile ist es jeder fünfte.
Selbstständigkeit als Trend
Auch in Europa suchen Unternehmen aus dem Technologiesektor verstärkt Nachwuchs. Das beobachtet auch Nick Barniville von der ESMT European School of Management and Technology in Berlin. „Fast jeder, der mit Erfahrung aus diesem Bereich zu uns an die Hochschule kommt, hat später mehrere Angebote“, sagt der stellvertretende Dekan. Dieser Trend wird seiner Meinung nach anhalten, weil in diesem Sektor auch in Zukunft viele neue Jobs entstehen werden.
Unter den ESMT-Absolventen wagen zudem immer mehr den Sprung in die Selbstständigkeit. Vom letzten Abschlussjahrgang haben 20 Prozent ihr eigenes Unternehmen gegründet. Ein Trend, der sich auch in den USA beobachten lässt. In Harvard hat sich der Anteil der Absolventen, die in einem Start-up angefangen haben, gegenüber 2014 fast verdoppelt.
Die meisten Studenten gehen nach ihrem Abschluss aber noch immer in den Finanz- oder Technologiebereich und in die Beratungen – sowohl in Europa als auch in den USA. Und in diesen Branchen verdienen sie weiterhin am meisten, wenn man von Nischen wie Jobs im Rechtsbereich oder in Einzelhandelsfirmen absieht.