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Mobiles Arbeiten Digitale Nomaden suchen ein Zuhause

Manche träumen von der ultimativen Freiheit: Online arbeiten und gleichzeitig die Welt bereisen. Doch das Versprechen des einfachen und erfüllten Lebens stößt an seine Grenzen.
20.03.2016 - 08:51 Uhr
Der Traum kann wahr werden, birgt aber Risiken. Quelle: F1online
Arbeit am Strand

Der Traum kann wahr werden, birgt aber Risiken.

(Foto: F1online)

Bangkok Lounge-Musik begleitet den Sonnenuntergang auf der Dachterrasse in Bangkoks Stadtzentrum, Ventilatoren blasen den Besuchern kühle Luft entgegen. Die Barkeeper mixen Cuba Libre und zapfen japanisches Bier, im Hintergrund ist das Plätschern eines künstlichen Wasserfalls zu hören. Es ist ein Abend, der wohl den Geschmack der meisten Städtereisenden treffen würde. Doch die fast 200 Besucher des Treffens sind keine Touristen. Sie bezeichnen sich als digitale Nomaden – Menschen, die über das Internet von jedem Ort aus arbeiten können und diese Freiheit nutzen, um die Welt zu sehen.

Thailand ist für sie ein naheliegendes Ziel: schnelles Internet, gutes Wetter, niedrige Lebenshaltungskosten. Önder Uludogus, geschätzter Mittzwanziger und Mediendesigner aus Darmstadt steht lässig neben dem Dachterrassenpool und erzählt von seinem Traum: Er will sich mit einer Webseite selbstständig machen, auf der er seinen Kunden per Videolektionen Tanzstunden erteilen und so seine Reise rund um den Globus finanzieren will. „Was gibt es Besseres, als irgendwo am Strand einen Kurs zu geben und Tausende von Menschen damit zu erreichen“, sagt er. „Und am nächsten Wochenende ist man schon wieder woanders“, schwärmt Uludogus. Er steht, wie er selbst sagt, noch ganz am Anfang dieses Abenteuers. Von seinem neuen Lebensstil hat er aber eine klare Vorstellung: „Kein Stress, du bist völlig frei, frei wie ein Vogel.“

Wie viele Menschen ihr Leben bereits nach dieser Idee ausrichten, lässt sich bisher nicht beziffern, Statistiken fehlen. Die Betreiber von Coworking-Einrichtungen – wo die Digital-Nomaden arbeiten, wenn sie mal mehr Equipment als ihr Notebook brauchen – sowie auf diese Kundschaft spezialisierte Reiseanbieter sind sich aber einig: Die Zahl der Nomaden steigt stark an. Die meisten von ihnen sind zwischen 20 und 40 Jahre alt, Single, von Beruf Programmierer, Designer oder Texter – und allesamt getrieben von dem Wunsch nach mehr Selbstbestimmtheit.

Die schöne neue Welt wirkt verlockend. Doch es gibt eine Kehrseite, die gerne unter südlichen Sonnenstrahlen ausgeblendet wird. Für viele wird sich die Sehnsucht nach einem erfüllteren und freieren Leben nicht erfüllen, warnen Skeptiker. Zu ihnen gehört die namhafte Harvard-Dozentin Beth Altringer. Als eine der Ersten analysierte die Amerikanerin genauer, wie sich das Leben als digitaler Nomade auf die Karriere auswirkt. „Bei der Frage, ob man ortsunabhängig arbeiten sollte, gibt es so viel Werbung“, schreibt sie dazu in einem Aufsatz. Aber neben der Verklärung fehle es an echter Information darüber, was diese Entscheidung kostet – sowohl finanziell als auch in Form entgangener Alternativen.

Um die wahren Lebensverhältnisse der digitalen Nomaden abseits traumhafter Strände auf Instagram zu beleuchten, hat Harvard-Forscherin Altringer mehrere Hundert Fragebögen selbsterklärter Nomaden ausgewertet. Ihre Bilanz ist ernüchternd: „Je mehr Zeit ich mit der Auswertung verbrachte, desto stärker zweifelte ich an diesem Lebensstil.“

So zählen zu den beruflichen Schattenseiten: Die unsichere Einkommenssituation, die nicht nur aufgrund der Auftragslage stark variiert. Im Vergleich zu Festangestellten, die bei Chefs und Personalmanagern stets auf dem Radar sind, entwickeln sich die Einkommen der Nomaden signifikant schlechter. Außerdem fehlt es den Einzelkämpfern häufig an Austausch mit und Unterstützung durch Kollegen. Hinzu kommt die aufwendige Organisation von Reisen, Unterkünften und Arbeitsorten als weitere Hürde – in dieser Zeit wird nichts verdient.

„Ich habe keine Energie mehr“
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