Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke
New Work

Arbeitswelt nach der Pandemie Dieser Stanford-Professor fordert mehr Gehalt für alle, die nicht im Home-Office arbeiten können

Nicholas Bloom sieht viele Belegschaften vor einem Zwei-Klassen-Problem. Sein Lösungsvorschlag: mehr Gehalt oder flexiblere Arbeitszeiten – auch im Schichtbetrieb.
21.09.2021 - 08:20 Uhr Kommentieren
„Wir müssen kreativ werden.“
Stanford-Professor Bloom

„Wir müssen kreativ werden.“

Düsseldorf In den vergangenen Monaten hat Nicholas Bloom ein paar Dutzend internationalen Top-Managern einen radikalen Vorschlag präsentiert: Sie sollten allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die nicht im Homeoffice arbeiten können, pauschal das Gehalt erhöhen. Fünf bis zehn Prozent Jahresbonus seien eine realistische Kompensation, rechnete der Stanford-Ökonom vor und stützte sich auf Studienmaterial. Die Reaktionen, so Bloom im Gespräch mit dem Handelsblatt: verhalten.

Der preisgekrönte Professor ist nicht irgendwer in der Homeoffice-Debatte. Bloom und sein Team haben in der Pandemie mehr als 30.000 Amerikaner im arbeitsfähigen Alter zum Remote-Trend befragt. Ein Ergebnis: Das Homeoffice wird nach Corona nicht einfach wieder verschwinden. Und: Das Zuhause-Privileg ist vielen Angestellten als zusätzliches Zuckerl ans Herz gewachsen. Und zwar so sehr, dass – wie Bloom durch seine Umfragen feststellen konnte – zwei Tage Homeoffice als Zusatzleistung etwa gleichzusetzen sind mit einer Gehaltserhöhung von sieben bis acht Prozent.

Also, so die Schlussfolgerung des Ökonomen, müssten all diejenigen, die nicht von zu Hause aus arbeiten können, in dieser Höhe entschädigt werden.

Mehr Gehalt, weil man nicht zu Hause arbeiten kann: Gegenthese zu Google

In Amerika hatte zuletzt Google für Diskussionen gesorgt, als durchsickerte, dass der Suchmaschinenriese offenbar einen Teil seiner Mitarbeiter im Homeoffice schlechter bezahlen will. Blooms Vorschlag ist gewissermaßen die Gegenthese dazu: Er will nicht Homeoffice-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schlechterstellen, sondern jenen, für die Homeoffice als Option ausgeschlossen ist, eine Kompensation anbieten.

Es gehe etwa um die Hälfte der arbeitenden Bevölkerung, sagt Bloom – Kassiererinnen, Kellner, Pflegekräfte, Erzieherinnen, Müllmänner, Produktionsmitarbeiterinnen. „Ich höre oft, dass diese Gruppe der Beschäftigten sehr verärgert darüber ist, weil sie nicht von Homeoffice-Regelungen und einer hybriden Arbeitswelt profitieren.“

In Deutschland konnten laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung im April 2020 – also auf dem Gipfel des ersten Lockdowns – nur 43 Prozent aller Beschäftigten in Deutschland theoretisch von zu Hause arbeiten. Bei Müttern lag der Wert bei 49 Prozent, bei Vätern bei 57 Prozent.

Die hybride Arbeitswelt hat ein Diversity-Problem

Die Zahlen verdeutlichen eine weitere Ungerechtigkeit, die Bloom mit seinem Vorschlag zumindest etwas abmildern will. So seien viele Beschäftigte, die nicht im Homeoffice arbeiten können, Frauen – Altenpflegerinnen, Krankenschwestern, Reinigungs- und Servicekräfte. Die Arbeit ist oft hart und schlecht bezahlt.

Was viele Firmen mit ihren hybriden Arbeitsregelungen gerade täten, sei: „Sie geben der Hälfte der Arbeitswelt, die ohnehin schon privilegiert ist – und mit großer Wahrscheinlichkeit weiß und männlich – einen weiteren Vorteil“, so Bloom.

In Deutschland sind es bisher eher klassische Produktionsbetriebe, bei denen die Alarmglocken schrillen. So warnte beispielsweise Bosch-Chef Volkmar Denner schon im November im Handelsblatt vor „Spannungen, die den Zusammenhalt gefährden“, wenn ein Teil zu Hause arbeiten kann, der andere aber nicht.

Bei Volkswagen hat neuerdings auch der Werkschutz die Möglichkeit, administrative Aufgaben wie Versicherungsmeldungen im Homeoffice zu erledigen. Continental, Siemens und der Triebwerkbauer MTU versuchen hingegen, von starren Schichtmodellen wegzukommen und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in selbst organisierten Teams mehr Freiheiten zu geben.

Ab und zu eine Stunde länger, dafür alle paar Wochen einen Tag frei: Solche Modelle könnten ebenfalls den Betriebsfrieden kitten, sagt Bloom. „Wir müssen kreativ werden.“

Mehr: Ein Teil zu Hause, der andere vor Ort: Mit diesen sieben Tipps werden Hybrid-Meetings besser

Startseite
Mehr zu: Arbeitswelt nach der Pandemie - Dieser Stanford-Professor fordert mehr Gehalt für alle, die nicht im Home-Office arbeiten können
0 Kommentare zu "Arbeitswelt nach der Pandemie: Dieser Stanford-Professor fordert mehr Gehalt für alle, die nicht im Home-Office arbeiten können"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%