Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Projektarbeit statt Festanstellung Die neue Freiheit

Immer mehr Berater, Juristen und Ärzte arbeiten projektweise, weil das besser zu ihrem Lebensmodell passt. Das Internet erleichtert ihnen die Kundengewinnung. Doch vielen droht Ärger von der deutschen Rentenversicherung.
05.06.2016 - 07:46 Uhr Kommentieren
Immer mehr Berufstätige entscheiden sich für Flexibilität statt Sicherheit. Quelle: georgejmclittle - Fotolia
Freiberuflich arbeiten

Immer mehr Berufstätige entscheiden sich für Flexibilität statt Sicherheit.

(Foto: georgejmclittle - Fotolia)

Düsseldorf Keine anstrengenden Nacht- und Wochenendeinsätze, keinen lästigen Bereitschaftsdienst mehr. Nach 25 Jahren Klinikalltag war Narkoseärztin Ulla Feldmann (Name von der Redaktion geändert) klar: „Den Dauerstress halte ich nicht bis zur Rente durch.“ Die Selbstständigkeit schien der Medizinerin aus München attraktiv: Künftig wollte sie als Springer bei OPs arbeiten, wo plötzlich Personal fehlt. Egal, ob im Provinzkrankenhaus oder an der Uni-Klinik, ob für eine Woche oder für mehrere Monate. Als Spezialistin, die eigenverantwortlich ihre Aufgabe an der Seite des Chirurgen erledigt. Das Leben aus dem Koffer, um bundesweit bei jährlich etwa 20 verschiedenen Kunden zu arbeiten, macht der Medizinerin nichts aus: „Gerade die Abwechslung ist interessant. Und endlich bleibt zwischen meinen Einsätzen Zeit, um mich zu erholen.“

Stephan Groß‘ Entscheidung, sein eigener Chef zu werden, fiel dagegen, als nach zehn Jahren bei KPMG ein neuer Vorgesetzter seine Abteilung übernahm. In Zukunft selbst bestimmen zu können, wie ein Mandant betreut werden sollte, der einen Firmenkauf oder eine -fusion plant, schien dem 44-jährigen Finanzexperten plötzlich sehr verlockend.

Flexibilität statt Sicherheit. Schon länger lassen sich Ingenieure und IT-Spezialisten freiberuflich in Projekte vermitteln. Aber auch Finanzexperten, Fachärzte wie Ulla Feldmann und neuerdings sogar Juristen hat zum Beispiel Hays im Programm, der größte Vermittler von selbstständigen Experten in Deutschland.

Für etliche hochqualifizierte Berufe existieren inzwischen eigene Plattformen: Ärzte vermittelt zum Beispiel Hire a Doctor. Comatch.com hat sich auf Unternehmensberater spezialisiert, wichtige Kunden sind ironischerweise Managementberatungen, die auf dieser Plattform Alumni aus der eigenen Branche zurückmieten. Mit ihnen können die Beratungsfirmen Bedarfsspitzen abfedern oder spezielle Expertise einkaufen. „Viele der Berater, die wir vermitteln, haben sich aus Lifestyle-Gründen für die Freiberuflichkeit entschieden“, sagt Comatch-Mitgründer Jan Schächtele. „Sie wollten raus aus der Tretmühle in großen Beratungsfirmen und zum Beispiel drei Monate intensive Projektarbeit abwechseln mit drei Monaten Freizeit fürs Hobby oder die Familie.“ Die üppigen Tagessätze, die viele freiberufliche Berater aufrufen können, machen solch eine Lebensplanung möglich.

Hays-Marketingchef Frank Schabel bestätigt: „Speziell für erfahrene Wirtschaftsprüfer und Berater ist der finanzielle Anreiz oft verlockend. Erst recht, wenn sie sehen, wie viel ihr Arbeitgeber an ihrer Leistung pro Stunde verdient, wenn er sie dem jeweiligen Auftraggeber in Rechnung stellt.“ Die gefragtesten Experten, zu denen auch IT-Sicherheitsspezialisten oder Big-Data-Analysten zählen, kommen auf Tagessätze von mehr als 1.000 Euro. Im Schnitt dauert ein Projekt etwa zehn Monate.

Für einige der dringenden Veränderungsprojekte, zu denen auch Sanierungen und Restrukturierungen zählen, wünscht sich so manch ein Unternehmenschef aber nicht nur einen Berater, sondern jemand an seiner Seite, der länger bleibt und die neuen Ideen auch gleich umsetzt. Dann kommen Interim-Manager wie Ralf Strehlau ins Spiel. Der Freiberufler springt auf Zeit als Geschäftsführer oder Vorstand ein, um Unternehmen dabei zu helfen, die Digitalisierung voranzutreiben. Seit 2002 ist der Diplom-Kaufmann, der zuvor eine klassische Konzernkarriere gemacht hat, selbstständig.

Seitdem wechselt der Marketingexperte alle 18 bis 24 Monate den Auftraggeber. Gerade sorgt er bei einem Versandhändler dafür, dass der neue Onlineshop mit dem klassischen Warensystem und der Logistik so gekoppelt wird, dass Abläufe effizienter werden. Routine kommt da nicht auf. „Als Interim-Manager muss ich vom ersten Tag an beweisen, dass ich den erwarteten Mehrwert erbringe.“ Das sei anstrengend, sagt Strehlau und fügt hinzu: „Aber ich mag genau diese operative Verantwortung“.
Strehlau zählt zu den Spitzenkräften unter den rund 8.000 Interim-Managern, die von Branchenprimus Atreus in Projekte vermittelt werden.

„Es hapert an der Regelmäßigkeit der Einkünfte
Seite 123Alles auf einer Seite anzeigen
0 Kommentare zu "Projektarbeit statt Festanstellung: Die neue Freiheit"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%