Ruf, Renommee, Rankingplatz: Das Image wird immer mehr zum entscheidenden Kriterium bei der Wahl der Hochschule. Speziell beim MBA, dem Porsche unter den Wirtschaftsabschlüssen, achten viele darauf, die richtige Adresse im Lebenslauf zu haben. Gute Alumni-Netzwerke, die beim beruflichen Aufstieg helfen, und gute Platzierungen in internationalen Hochschulrankings gelten als überaus wichtig. Schließlich soll sich der kostspielige Schritt ja auch bezahlt machen. „Wenn man sich für einen MBA entscheidet, dann sollte man ihn auch bei einem namhaften Anbieter machen“, rät Regina Ruppert, Karriereexpertin der Selaestus Personalberatung in Berlin. Weltweit bieten rund 1500 Business-Schools etwa 5.000 verschiedene MBA-Programme an – die Mehrzahl davon in den USA, gefolgt von Großbritannien. Selbst in Deutschland, wo die Management-Weiterbildung im internationalen Vergleich jung ist, gibt es inzwischen knapp 300 Programme. Zu viele, um sich über jedes einzelne gründlich zu informieren. Um sich wenigstens einen ungefähren Überblick zu verschaffen und qualitativ gute Anbieter herauszufiltern, orientieren sich Interessenten, Unternehmen und Recruiter daher gern an den jährlich veröffentlichten Rankings der besten Business-Schools, wie sie etwa die Zeitung „Financial Times“ oder das Magazin „Economist“ veröffentlichen. Hier finden sich meist seit Jahren immer wieder dieselben Namen auf den Spitzenplätzen, die Bewertungskriterien sind allerdings nicht für jeden immer leicht nachzuvollziehen.
Für Personalberaterin Regina Ruppert gibt es dennoch gute Gründe, sich an den Ranglisten zu orientieren. So bestimmten die Tophochschulen etwa die Ausrichtung des weltweit angebotenen MBA-Abschlusses mit. Aktuelle Bezüge, etwa zur digitalen Transformation der Industrie, seien hier weiter entwickelt als anderswo. Auch würden klassische Inhalte an den führenden Hochschulen häufiger um „weiche“ Themen wie Persönlichkeitsentwicklung oder die Fähigkeit zur Selbstreflexion erweitert. „Das wird von den jungen Führungskräften sehr gerne angenommen, weil diese Themen in den Firmen oft zu kurz kommen“, so die Personalexpertin. Dieses Angebot helfe den Teilnehmern, zu erkennen, wo sie in ihrer Karriere hinwollen. Auch das ist ein wichtiger Pluspunkt in Sachen eigener Marke. Martina Beermann arbeitet mit ihren Studenten ganz gezielt an diesem „Employee Branding“. „Von Tag eins des MBA-Studiums an loten wir gemeinsam mit den Studenten aus, wo genau ihre Passion liegt“, sagt die Expertin für Karriereentwicklung an der HHL Leipzig Graduate School of Management. Ziel ist ein präziserer Lebenslauf, der die Fähigkeiten und Stärken des Bewerbers besser zur Geltung bringt – für ein optimales Selbstmarketing. „Damit hat der Student die Fähigkeit, sich noch besser zu differenzieren“, sagt Beermann.
Die eigene Marke stärken
Auch die Leipziger Karriereberaterin hält das Renommee einer Hochschule für ein wichtiges Auswahlkriterium, um im Wettbewerb um die besten Stellen zu bestehen. Topunternehmen hätten oft ausgewählte Hochschulen im Auge. „Ein guter Personaler erkennt zudem die ‚Gewichtsklasse‘ oder Güte der Business-School beziehungsweise der Studienprogramme anhand von entsprechenden Akkreditierungen oder einschlägigen Rankings.“ Wer sich für eine Karriere bei einem bestimmten Unternehmen interessiert, sollte also vor der Wahl des Studienorts wissen, ob der Personalchef bevorzugt Absolventen einer bestimmten Business-School einstellt – und wenn ja, von welcher. Doch nicht alle Unternehmen ticken gleich. „Die Wahl der Business-School spielt bei Audi für die Rekrutierung von Akademikern nicht die allein entscheidende Rolle“, sagt Catrin Behres, Leiterin Nachwuchsprogramme bei der Volkswagen-Tochter. Im Ranking der besten Arbeitgeber Deutschlands ist der Automobilhersteller regelmäßig ganz vorn mit dabei, doch statt mit großen Namen im Lebenslauf sollen Bewerber hier vor allem mit ihrer Persönlichkeit punkten. „Wir wollen, dass der Bewerber uns mit seinem Engagement und seiner Leidenschaft für unsere Marke überzeugt“, sagt Behres.
Tipps für die Auswahl von Business Schools
Oft kommen neue Mitarbeiter schon im Vorfeld über Praktika oder Abschlussarbeiten mit dem Unternehmen in Berührung. Aktuell promovieren rund 120 Doktoranden in von Audi finanzierten Forschungsprojekten. Zudem kooperieren die Ingolstädter mit 45 Hochschulen und bieten einen eigenen dualen Master an. Damit folgt der Autobauer einem Trend im Weiterbildungsmarkt: Viele Unternehmen setzen inzwischen auf Kooperationen mit Hochschulen, häufig mit Anbietern direkt vor Ort – ein Konzept, von dem zahlreiche kleinere Business-Schools profitieren. Sie tauchen meist in keinem der bekannten Rankings auf, ihre Namen sind oft nur Insidern bekannt.
Trotzdem kann auch ein Abschluss hier gut sein – vor allem, wenn man bei seinem aktuellen Arbeitgeber aufsteigen will und dieser zu den Kooperationspartnern der Hochschule gehört. „Kleinere und regionale Anbieter arbeiten gezielt mit einzelnen Unternehmen oder auch Start-ups zusammen, um die eigenen Talente zu fördern“, sagt Personalberaterin Regina Ruppert. Manche Business-Schools haben sogar eigene Inkubatoren oder Labs gegründet für Absolventen, die selbst Unternehmen gründen wollen. Als großes Vorbild nennt die Personalexpertin die US-Hochschule Stanford Graduate School of Business. „Das findet auch hierzulande inzwischen Nachahmer.“ Und es schärft das Profil bisher eher unbekannter Anbieter. Viele MBA-Studenten wünschen sich eine praxisnahe Ausbildung, die sich am Bedarf der Unternehmen orientiert – und die Bildungsanbieter tragen dem Rechnung. Recruiting-Veranstaltungen auf dem Campus, Exkursionen zu Unternehmen, Praxisprojekte und Seminare mit Partnerfirmen gehören in Leipzig und anderswo längst zum Standard.
Praxisnahe Ausbildung
Gleichzeitig kommen immer mehr Unternehmen dem Wunsch ihrer Mitarbeiter nach profilschärfenden Weiterbildungen entgegen – schließlich gilt es, die klügsten Köpfe zu fördern und zu halten, statt sie zu bremsen und damit schlimmstenfalls zu verprellen. Audi beispielsweise vergibt ein spezielles Stipendium, das Mitarbeiter bei Weiterbildungen in Voll- und Teilzeit finanziell unterstützt und ihnen Mentoren vermittelt – auch für ein MBA-Programm. Beschäftigte können bis zu zehn Tage bezahlten Bildungsurlaub pro Jahr nehmen oder sich für ein Studium für bis zu fünf Jahre komplett aus dem Job zurückziehen – mit Wiedereinstellungsgarantie nach erfolgreichem Abschluss. An welcher Business-School die Ausbildung erfolgt, bleibt jedem selbst überlassen.
Headhunterin Ruppert beobachtet jedoch, dass Unternehmen immer weniger gewillt sind, die oft hohen Studiengebühren zu übernehmen. „Das hängt sicher damit zusammen, dass MBA-Programme an namhaften Schulen teurer geworden sind und bis zu 120.000 Euro kosten“, vermutet die Expertin. Trotzdem ist sie überzeugt, dass sich die Investition lohnt: „Man kann davon ausgehen, dass MBA-Absolventen nach dem Erwerb des kaufmännischen Wissens schneller die Karriereleiter hochsteigen.“
Katja Müller kann das bestätigen. Nach erfolgreichem Abschluss ihres MBA-Studiums hat sie den Job gewechselt und leitet heute den Bereich Business-Intelligence beim Onlineportal meinestadt.de in Köln. „Ich würde es auf jeden Fall wieder tun“, sagt sie über ihr Managementstudium.
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