Was Praktikanten sich im Vorstellungsgespräch verkneifen sollten
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Die schlimmsten PraktikumsbewerberDie größten Fettnäpfchen im Vorstellungsgespräch – drei Personaler berichten
Unhöflich, unpünktlich, ungewaschen – kaum zu glauben, was sich manche Bewerber im Vorstellungsgespräch leisten. Drei Personaler schildern, was sie am meisten stört.
In Bewerbungsgesprächen manövrieren sich Kandidaten selbst in peinliche Situationen.
Kreativität gewünscht – aber in Maßen
Franziska Maiwald
ist Personalverantwortliche bei der Berliner Kommunikationsberatung MSL Group.
In der Kreativbranche glauben Bewerber manchmal, sie müssten sich etwas Außergewöhnliches einfallen lassen, um mich zu beeindrucken. Zum Beispiel der Bewerber für eine Traineestelle, der einen Stapel selbst gebastelter Karten zum Vorstellungsgespräch mitbrachte. Er forderte mich auf, eine zu ziehen. Darauf stand das Wort „Stein“.
Der junge Mann erzählte mir daraufhin von seinem Werdegang – und zwar aus der Perspektive eines Steines, der jahrelang vor seiner Haustür gelegen hatte, nach dem Motto: „Früher sah ich ihn jeden Morgen pünktlich zur Schule gehen, später dann zur Uni.“
Für mich war das eine skurrile Situation. Die Geschichte ist mir zwar in Erinnerung geblieben, aber den Job bekam er nicht. Weniger wäre in diesem Fall mehr gewesen.
Im Vorstellungsgespräch möchte ich die Bewerber kennen lernen und feststellen, ob sie ins Team passen. Das gelingt nur, wenn sie sich authentisch präsentieren, anstatt in eine verrückte Rolle zu schlüpfen.
Eine Lücke im Lebenslauf ist für mich okay, wenn der Kandidat dazu steht und sie freundlich und plausibel erklären kann. Wenig Verständnis habe ich dagegen für ein ungepflegtes Äußeres. Ungewaschene Haare oder schwarze Fingernägel sehe ich öfter, als mir lieb ist.
Für dich immer noch „Sie“
Sebastian Henke
ist Personalmanager bei der Claas Global Sales GmbH im westfälischen Harsewinkel und besetzt Jobs im internationalen Vertrieb.
Im Vertrieb eines Landmaschinenherstellers geht es zwar etwas lässiger zu als beispielsweise bei einem Wirtschaftsprüfer oder einer Bank. So mancher Kandidat lässt sich von der offenen Atmosphäre hier bei uns im internationalen Vertrieb allerdings dazu verleiten, im Vorstellungsgespräch ins Kumpelhafte abzugleiten.
Wenn ich zum Beispiel nach Hobbys und Interessen frage, möchte ich nicht hören, wie ausgiebig der Bewerber die Schützenfestsaison feiert. Das gehört ins Private und sollte da auch bleiben, denn bei einem Vorstellungsgespräch steht immer ein Kontakt auf professioneller und beruflicher Ebene im Fokus.
Auch mit der höflichen Anrede klappt es leider nicht immer, da fallen dann Sätze wie: „Was macht ihr denn eigentlich so?“ Abgesehen davon, dass man diese Information besser vorher auf der unternehmenseigenen Homepage nachliest oder die sozialen Medien als Quelle nutzt, sollten Bewerber stets beim „Sie“ bleiben. Ins „Du“ oder „Ihr“ zu wechseln, ist im Vorstellungsgespräch unangebracht und wirkt respektlos.
Bescheidenheit ist eine Tugend
Sandra Ramsauer
arbeitet bei der Personalberatung Robert Half in München und vermittelt Studentenjobs im Finanz-, IT- und kaufmännischen Bereich.
Kandidaten, die zu selbstgefällig auftreten, sammeln bei mir keine Pluspunkte. Manche denken offenbar, der Markt habe nur auf sie gewartet. Die kommen zur Tür rein und fangen an zu meckern: Die Anreise sei beschwerlich gewesen, oder sie hätten zehn Minuten lang den Hauseingang suchen müssen.
Und trotz fehlender Berufserfahrung wollen sie sofort viel Geld verdienen. Neulich hatte ich zum Beispiel einen BWLer, der als Werkstudent im Rechnungswesen nicht unter 15 Euro pro Stunde anfangen wollte. Seine praktischen Erfahrungen beschränkten sich auf Kellnern und Taxifahren, trotzdem hielt er sich für den großen Finanzexperten.
Als Personalberaterin kenne ich den Markt und habe ihm vorgeschlagen, für weniger einzusteigen und später nachzuverhandeln, aber das kam für ihn nicht infrage. Sein Tonfall war frech, der Gesichtsausdruck überheblich – so einen Kandidaten kann ich nicht zum Kunden schicken. Wenig Chancen haben auch lustlose Bewerber, die wirklich keinerlei Motivation zeigen, sondern die ganze Zeit gelangweilt schauen. Dann frage ich auch schon mal nach: „Entschuldigung, stehle ich Ihnen etwa gerade Ihre Zeit?“
Gut vorbereitet zum Vorstellungsgespräch
Viele Unternehmen haben mehrere Standorte oder Gebäude. Deshalb vorher genau klären: Wo genau werde ich erwartet (Adresse, Gebäude, Stockwerk)? Gibt es eine Besucheranmeldung? Mit wem werde ich sprechen? Wo kann ich parken? Wie komme ich mit Bus und Bahn pünktlich dorthin?
TIPP: Auf jeden Fall ausreichend Zeit einplanen! Falls es doch zu einer Verspätung kommt: anrufen. Dazu vorher die Rufnummer des Gesprächspartners abspeichern!
Nicht zu lässig und nicht zu aufgedonnert, lautet die Faustregel fürs Bewerbungsoutfit. Eine gepflegte Erscheinung ist Pflicht. Das heißt: ordentliche Frisur, saubere Hände, geputzte Schuhe, gut sitzende Kleidung ohne Flecken, Löcher oder lose Knöpfe. Klingt selbstverständlich, wird aber in der Praxis oft falsch gemacht!
TIPP: Wer unsicher ist, kann einfach auf der Karriere-Website oder in den Social-Media-Kanälen des Unternehmens schauen, wie sich Mitarbeiter und Führungskräfte dort kleiden.
„Ich bin 23 und studiere BWL“ – etwas ausführlicher darf die Vorstellung schon ausfallen. „Ich bin, ich kann, ich möchte …“ – diese grundlegenden Infos sollte jeder flüssig in zwei bis drei Minuten präsentieren können. Auch die Fragen der Kandidaten sagen viel darüber aus, was ihnen wichtig ist und wie viele Gedanken sie sich zur Stelle und zum Unternehmen gemacht haben.
TIPP: Wenn möglich, im Vorstellungsgespräch über Eck mit dem Gesprächspartner hinsetzen statt frontal gegenüber oder gar Seite an Seite.
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