Gastbeitrag gegen Konsumwahn Weihnachten mal (fast) ohne Müll?

„Weihnachten ist noch immer das Fest des Jahres, zu dem die Bundesbürger einem fast grenzenlosen Konsumwahn erliegen“, schreibt Nachhaltigkeitsexpertin Nadine Schubert.
Düsseldorf Jeder Deutsche gibt laut ifes-Institut 465 Euro für Weihnachtsgeschenke aus. Dabei soll nicht nur das Geschenk, sondern auch die Verpackung Freude bereiten. Je bunter und aufwendiger, desto schöner – so lautet die Devise. Nicht selten kommen Unmengen an Zellophan zum Einsatz. Doch auch an Geschenkpapier wird nicht gespart. Letztlich landen die meisten Verpackungen sofort im Müll. Doch nicht nur deshalb wird Weihnachten zum Umweltproblem.
Weihnachten ist noch immer das Fest des Jahres, zu dem die Bundesbürger einem fast grenzenlosen Konsumwahn erliegen. Plötzlich stört sich niemand mehr an Plastiktüten, denn die vielen Einkäufe müssen ja irgendwie verstaut werden. Und auch bei den Geschenkverpackungen gilt: Mehr ist mehr! Seit Jahren berichten die Entsorgungsbetriebe über riesige Müllberge nach den Feiertagen. Vor allem Geschenkfolien, -papiere und Kartons landen am Straßenrand.
Dabei muss niemand Geld für teure Geschenkpapierrollen ausgeben – und wer nachhaltig denkt, verzichtet auch im Laden auf den Einpack-Service. Verwenden Sie Zeitungspapier, alte Buchseiten oder Stoffreste zum Verpacken der Geschenke. Als Klebeband kann Paketband aus Papier oder Paketschnur dienen. Ein gutes Buch, ein selbst gemachtes Peeling oder ein schönes Bild benötigen gar keine Verpackung. Eine schöne Schleife aus Jute oder ein Geschenkanhänger aus Tonpapier sind ebenso schön anzusehen.
Nachhaltigkeit an Weihnachten beginnt bei der Auswahl der Geschenke. Mein Rat: Sprechen Sie in der Familie an, dass Sie keine billigen Plastikspielsachen für die Kinder möchten, oder dass auch Gebrauchtes verschenkt werden darf. Gerade bei Kinderfahrzeugen und -rädern macht das Sinn. Werden Sie darüber hinaus „immateriell“: Schenken Sie Kindern einen Ausflug ins Museum oder ins Schwimmbad. Erwachsene freuen sich z.B. über eine Stadtführung. All diese Dinge kann man gemeinsam unternehmen, denn nichts ist so kostbar wie die Zeit mit der Familie und Freunden.
Viele mögen keine gebrauchten Spielsachen, gegen antike Raritäten hat aber kaum jemand etwas einzuwenden. Es muss also nicht das Plastik-Puppenbett aus China sein, viel schöner ist doch ein gutes altes Stück, das mit frischem Anstrich und selbst genähter Bettwäsche in neuem Glanz erstrahlt.
Das gilt übrigens auch für Erwachsenen-Geschenke: Alte Zuckerdosen, Brotbehälter oder Beistelltische dienen als schöne Deko-Objekte und tolle Seifen machen sich auf einem kleinen Teller aus Bauernsilber gut.
Neben dem Produktions- und Verpackungsirrsinn wird die Umwelt an Spitzentagen im Advent durch den Transport von bis zu 15 Millionen Paketen belastet. Hinzu kommt eine regelrechte Ressourcenschlacht durch 25 Millionen Christbäume und 10 Millionen Weihnachtsgänse. Ganz zu schweigen vom enormen Energieverbrauch.
Allein am ersten Weihnachtsfeiertag verbraucht Deutschland 480 Millionen Kilowattstunden Strom; Lichterketten und Leuchtobjekte entpuppen sich häufig als gefräßige Stromverbraucher.
Doch auch hier ist Natürlichkeit Trumpf. Fenster können ganz ohne Stromfresser geschmückt werden. Beispielsweise durch selbstgemalte Fensterbilder, die mit einer Mischung aus Kreide und Wasser entstehen. Nach Weihnachten wird die Farbe mit einem trockenen Tuch wegpoliert, was die Fenster zum Glänzen bringt.
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Alle Tipps stammen aus dem neuen Ratgeber der Autorin Nadine Schubert. „Noch besser leben ohne Plastik“, 112 Seiten, Paperback, ISBN 978-3-96006-015-4, 13 Euro /13,40 (A). Auch als E-Book erhältlich. Schubert lebt mit Ehemann und ihren beiden Kindern im unterfränkischen Landkreis Haßberge. Die ehemalige Radiomoderatorin lässt das Thema Plastik seit 2013 nicht mehr los.
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