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Unternehmensnachfolge Der Mittelstand als Chance für wechselwillige Manager

Viele Unternehmer suchen dringend Nachfolger. Und so mancher erfahrene Konzernmanager liebäugelt mit einem Chefsessel im Mittelstand – auf Zeit oder für immer. Wie beide Seiten zusammenfinden.
20.09.2015 - 09:53 Uhr
Ein Blick in die online zum Verkauf stehenden Firmen der Deutschen Unternehmerbörse zeigt bundesweit gerade mal 30 Treffer für einen Kaufpreis bis 500.000 Euro. Quelle: dpa

Ein Blick in die online zum Verkauf stehenden Firmen der Deutschen Unternehmerbörse zeigt bundesweit gerade mal 30 Treffer für einen Kaufpreis bis 500.000 Euro.

(Foto: dpa)

Zwanzig Jahre Konzernkarriere sind genug, Manager Frank Großmann fängt jetzt beruflich neu an. Das Ex-Vorstandsmitglied eines internationalen Papierherstellers will sein eigener Herr sein und sucht ein Unternehmen zur Übernahme. Vier Angebote hat der 50-jährige Marketingprofi in den letzten zwölf Monaten verworfen, nun sieht es gut aus: Ein Unternehmen seiner Branche mit 40 Mitarbeitern steht zum Verkauf. Der Inhaber ist im Rentenalter, die Tochter hat kein Interesse am Chefsessel. Der Markt, die Produkte und die Mitarbeiter haben Potenzial, die Chemie zwischen Verkäufer und Käufer stimmt. Wenn die Bank grünes Licht gibt, „erfüllt sich mein Traum“, sagt Großmann.

Die Gelegenheit für erfahrene Manager, ihr eigenes Ding zu machen, ist günstig: Rund 40 Prozent der Unternehmer in Deutschland suchen laut Deutschem Industrie- und Handelskammertag händeringend Nachfolger. Wer nicht schließen will, muss offen für Alternativen sein. Dazu gehören ein Verkauf oder eine Beteiligung von geschäftsführenden Gesellschaftern, wie etwa bei Lakritzhersteller Katjes oder Schreibgerätproduzent Lamy. Als weitere Option gilt die Einstellung eines Fremdmanagers – eventuell so lange, bis die übernächste Generation sich an die Spitze des Familienbetriebs setzen will.

„Es bieten sich große Chancen für eine neue Chef-Generation in kleinen und mittelständischen Unternehmen. Egal, ob die Kandidaten aus der eigenen Mitarbeiterschaft stammen oder externe Manager sind“, sagt Stefan Butz, der als öffentlich bestellter Sachverständiger Unternehmen bewertet und bei Nachfolgeprojekten berät.

Im Gegenzug scheint auch das Interesse erfahrener Führungskräfte an einer beruflichen Alternative zu steigen. Butz sagt: „Inzwischen bekomme ich wöchentlich Anrufe – meist von Managern zwischen 45 und 55 Jahren, für die ich nach geeigneten Firmen Ausschau halten soll.“ Die Gründe dafür sind vielfältig. Manche suchen eine neue Aufgabe, weil ihr Arbeitgeber umstrukturiert. Andere wollen wechseln, weil sie keine Lust mehr haben, fremdbestimmt zu arbeiten, oder weil sie frustriert sind über kurzfristige Profitstrategien beziehungsweise eine mangelnde Führungs- und Wertekultur. „Ich hatte eine sehr gute Position“, sagt etwa Ex-Konzernvorstand Großmann mit Blick auf Einkommen und Prestige, „aber wenn ich gesund bleibe, kann ich in den nächsten 20 Jahren als Firmeninhaber sehr viel bewegen.“

Diesen Traum vom Macher hegen viele Manager. Aber nicht jeder kann es sich leisten, ihn auch zu verwirklichen. Ein Blick in die online zum Verkauf stehenden Firmen der Deutschen Unternehmerbörse zeigt bundesweit gerade mal 30 Treffer für einen Kaufpreis bis 500.000 Euro, darunter Webshops, Kanzleien, eine Franchise-Filiale und etliche Produktionsbetriebe, von Motorradbekleidung bis Medizintechnik.

Dazu kommt noch: „Erfolgreiche Manager sind nicht per se erfolgreiche Unternehmer“, sagt Raoul Nacke, geschäftsführender Gesellschafter der Executive-Search-Beratung Eric Salmon Partners. Der Personalberater sucht für Familienunternehmer Nachfolgekandidaten. „Ich rate Konzernmanagern, die in den Mittelstand wechseln wollen, nicht zu unterschätzen, wie unterschiedlich diese beiden Welten sind“, sagt Nacke.

Während etwa der Konzernalltag von Prozessen bestimmt wird, ist im Familienunternehmen oft das auf langjähriger Erfahrung basierende Bauchgefühl des Unternehmers eine wichtige Entscheidungsgrundlage. In der jeweiligen Firmenkultur, also wie miteinander umgegangen und gearbeitet wird, spiegelt sich das. Es gilt das alte Sprichwort: Drum prüfe, wer sich bindet. Das ist umso wichtiger, wenn ein Geschäftsführer lediglich angestellt wird und der Senior noch stark präsent ist.

Fingerspitzengefühl ist gefragt
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