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Vorurteile gegen Gründerinnen „Warum wollen Sie keine Kinder?“

Frau und Start-up – das passt für viele nicht zusammen. Obwohl sie als die erfolgreicheren Existenzgründer gelten, müssen weibliche Unternehmenslenker immer noch mit Vorurteilen kämpfen.
16.07.2014 - 15:24 Uhr Kommentieren
Start-up schließt Familie nicht aus – auch wenn die Vorurteile gegen Gründerinnen immer noch groß sind. Quelle: Getty Images

Start-up schließt Familie nicht aus – auch wenn die Vorurteile gegen Gründerinnen immer noch groß sind.

(Foto: Getty Images)

Düsseldorf Die Fruchtbarkeit von Freya Oehle hat unter ihrer Selbstständigkeit nicht gelitten. Dass die Gründerin des Start-ups Spottster das überhaupt verdeutlichen muss, verwundert vielleicht. Doch die Frage einer Journalistin legte eben das nahe. Die Dame fragte Freya Oehle: „Sie haben sich für eine Gründung entschieden. Warum wollen Sie keine Kinder?“

„Ich war echt baff“, sagt Oehle beim Gespräch in Hamburg. Die 24-Jährige hat vergangenes Jahr ihren Master beendet und direkt danach ein Internet-Start-up gegründet, das gewissermaßen eine Einkaufsliste für das Netz bietet. Dass eine Gründung gleich ihre Familienplanung in Frage stellen soll, erscheint ihr absurd.

Die Frage der Journalistin war nicht das einzige diskriminierende Erlebnis, das Oehle hatte. Obwohl sie mit ihrem Start-up Spottster erst seit September selbstständig ist, kann sie bereits zahlreiche Anekdoten darüber erzählen, wie erstaunt Geschäftspartner waren, dass sie eine Frau ist, oder dass sie es ist, die sich um die Finanzen kümmert – und nicht ihr männlicher Mitgründer. Einmal wurde sie sogar ernsthaft gefragt, ob sie die Quotenfrau sei. Doch die 24-Jährige nimmt die Vorurteile gelassen: „Spätestens, wenn ich meinen Vortrag beginne, merken sie, dass ich weiß, wovon ich rede.“

Auch Cornelia Klaus kann von zahlreichen Frauen erzählen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Die Bereichsleiterin, die zu der durch Landes- und EU-Mitteln geförderten Agentur Gründerinnen Consult gehört, sagt, bei Pressegesprächen sei die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zwar sowohl bei Gründerinnen als auch bei Gründern häufig ein Thema – aber nicht in gleichem Maße. „Die Frage nach Karriere und Kindern wird ausschließlich Frauen gestellt“, erzählt Klaus. Männer würden in den Gesprächen nie darauf angesprochen.

Kati Jagnow arbeitet als Ingenieurin, einem typischen Männerberuf. Doch obwohl sie schon seit Jahren als selbstständige Beraterin für Energieprojekte erfolgreich tätig ist, passiert es ihr immer noch, dass potenzielle Kunden ihre E-Mail automatisch mit „Sehr geehrter Herr Jagnow“ beginnen.

Die Kombination Frau und Unternehmen scheint in den Köpfen vieler  immer noch eine Ausnahmeerscheinung zu sein. Dabei sind gründende Frauen längst Alltag.

Gründerinnen sind erfolgreicher

Wir können so nicht arbeiten!
Wachstumsfeld Auslandstelefonie
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Unsere Arbeitsweise ändert sich rasant: Einerseits wächst die Zahl der mobilen Anwender und der damit einhergehenden flexiblen Beschäftigungsformen. Andererseits gibt es zahlreiche neue Endgeräte, mit denen wir arbeiten können. Nur im Büro sind sie noch nicht angekommen, oftmals ist unser Zuhause technisch besser ausgerüstet als unser Arbeitsplatz.

Der IT-Dienstleister Computacenter hat deshalb gemeinsam mit dem Analystenhaus Pierre Audoin Consultants (PAC) 250 Mitarbeiter aus mittleren und großen Unternehmen befragt, was es um ihre Zufriedenheit in puncto Technik bestellt ist.

(Foto: obs)
Apple mit Prozesserfolg im Patentstreit um Push-Mail
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E-Mails

Der Zeitaufwand für nicht-produktive Tätigkeiten hat deutlich zugenommen. Produktivitätskiller Nummer eins ist die Bearbeitung von E-Mails, zwei Drittel berichten hier von einem zunehmenden Aufwand. Dagegen ist der Zeitaufwand für Kerntätigkeiten im Saldo unverändert. Die logische Konsequenz ist eine chronische Überlastung der Mitarbeiter und eine nachlassende Innovationskraft.

(Foto: dpa)
EMNID-Umfrage zeigt Trend zu mehr Bewegung im Büro
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Arbeitsplätze

Die Mitarbeiter verbringen nur noch zwei Drittel ihrer Arbeitszeit am klassischen Büroarbeitsplatz. 37 Prozent der Befragten konstatieren eine Zunahme der Mobilität während der letzten zwei bis drei Jahre. Nur jeder vierte Mitarbeiter (mit IT-Bedarf) verbringt 100 Prozent der Arbeitszeit am festen Büroarbeitsplatz. Das bringt Herausforderungen an die Technik mit sich, die diese aber oft nicht erfüllt.

(Foto: obs)
huGO-BildID: 37498837 A member of the media tries out a new Samsung Galaxy Tab S after the tablet's debut at a press conference in New York, Thu
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Mobile Geräte

So beklagen 65 Prozent der Befragten, dass sie zwar unterwegs arbeiten müssen, aber nur veraltete mobile Geräte und Betriebssysteme zur Verfügung haben. So es denn überhaupt Dienst-Tablets und -Smartphones für alle gibt. Über unzureichende Ausstattung mit mobilen Geräten beschwerten sich 59 Prozent.

(Foto: ap)
App BlaBlaCar
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Privatgeräte bei der Arbeit

Deshalb heißt es für immer mehr Angestellte „bring your own device“. Doch die meisten Unternehmen sind für „Bring Your Own“ in seinen unterschiedlichen Facetten nicht ausreichend gerüstet. Sie reagieren mit Verboten oder haben keine Richtlinien. Risiken für Sicherheit und Administration können so nicht effektiv begrenzt werden.

(Foto: dpa)
Bürolärm
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Veraltete Software

Aber auch diejenigen, die nicht von unterwegs aus arbeiten, sondern von neun bis fünf am Computer sitzen, sind unzufrieden. Über veraltete beziehungsweise schlecht bedienbare Fachanwendungen beschweren sich 60 Prozent.

(Foto: dpa)
Im Visier der NSA
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Langsames Internet

Ebenfalls ein großes Problem – unabhängig von Computer und Software – ist die schlechte lokale Netzwerkperformance beziehungsweise schwache Internetanbindung, wie 60 beziehungsweise 56 Prozent sagten.

(Foto: dpa)

Laut aktuellen Zahlen des Bundeswirtschaftsministeriums wurde 2012 mehr als jedes dritte Unternehmen von einer Frau gegründet. Das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn spricht aktuell von 34 Prozent weiblichen Start-ups, der KfW-Gründungsmonitor sieht den Frauenanteil sogar bei 39 Prozent. Misst man dies aber an der allgemeinen Erwerbstätigenquote von 46 Prozent, stellt man fest: Das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft.  Die gute Nachricht: die Tendenz steigt. Inzwischen sind rund 1,4 Millionen Frauen selbstständig, 2003 waren es noch knapp 400.000 weniger.

Gründerinnen gelten sogar als erfolgreicher als ihre männlichen Pendants. Laut einer Studie aus den USA gehen Unternehmerinnen seltener in die Insolvenz. Der Grund: ihre vorsichtige Planung.

Im Gegensatz zur Wirtschaft hat die Politik längst erkannt, was für ein Potenzial in Gründerinnen steckt – und fördert sie gezielt. Wenn es nach Zahlen des ehemaligen Wirtschaftsminister Philipp Rösler geht, hat das einen guten Grund: Wenn die Zahl der Gründerinnen auf 50 Prozent steigen würde, so hat das Ministerium ausgerechnet, würde auch das Wirtschaftswachstum zulegen – um vier Prozent.

Während Männer mehr auf das große Geld aus sind, gehe es für Frauen bei der Gründung um etwas anderes, hat Cornelia Klaus beobachtet. „Männer wollen Karriere machen. Bei Frauen steckt mehr Idealismus hinter einer Gründung“, sagt sie. Sie hat die Erfahrung gemacht, dass Frauen vor dem Schritt in die Selbständigkeit mehr Informationen haben wollen als Männer und dadurch besser vorbereitet sind. Gerade, weil sie möglicherweise auch noch Kinder miteinplanen müssen.

Die Hemmungen sind bei vielen Frauen dennoch groß. „Frauen haben mehr Angst vorm Scheitern“, berichtet Katja von der Bey, Geschäftsführerin des Gründerinnenzentrums Weiberwirtschaft. Sie gelten auch als risikoscheuer als ihre männlichen Pendants. Viele sorgen sich etwa um die betriebswirtschaftliche Seite, befürchten, dass ihr Finanzplan nicht aufgeht oder das Unternehmen Pleite geht.

„Die häufigsten Fragen von Frauen drehen sich um den Finanzplan“, sagt Klaus. Als Beispiele nennt sie die Fragen, wie man den Umsatz ermittelt oder wie viele Kunden man pro Tag braucht.

Frauen bringen weniger Eigenkapital mit

Tatsächlich ist für Frauen das Risiko vor der Gründung größer, denn sie bringen meist weniger Eigenkapital mit. Das hat einen einfachen Grund: Weil Frauen im Schnitt immer noch 22 Prozent weniger verdienen als Männer, können sie weniger sparen. Das macht sich vielleicht noch nicht nach einem Jahr bemerkbar, doch wenn eine Gründerin lange angestellt war, kann sie weniger Kapital vorweisen als ein Mann.

Und auch die Öffentlichkeit trägt nicht gerade dazu bei, das Selbstbewusstsein von Frauen zu stärken. „Die Wirtschaftsmedien sind voll von erfolgreichen Managern“, sagt Klaus. Vorbilder für Frauen fehlten hingegen. Wenn die angehenden Gründerinnen zu Klaus in die Beratungsagentur – die zur Wirtschaftsförderungsgesellschaft Hannoverimpuls gehört – kämen, seien sie oft überrascht. „Sie sind immer erstaunt, dass es so viele Frauen schon geschafft haben“, berichtet sie. Für viele Frauen sind Anlaufstellen wie Gründerinnen Consult daher wichtig, um etwa finanzielle Basisfragen zu klären – weil Vorbilder fehlen.

Von Zweifeln weiß auch Christiane Schenke zu berichten. Die Webdesignerin aus Halle machte sich schon 1998 selbstständig und gestaltet seitdem Webseiten. Als ein Bildungsträger als Auftraggeber wegbrach, geriet ihr Unternehmen in eine Krise. Nur dank der Hilfe ihrer Familie konnte sich die Gründerin über Wasser halten. Doch gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner, der 2002 eingestiegen war, analysierte sie die Situation – und kam zu dem Schluss, dass die Notlage lediglich eine temporäre Phase sein würde. Sie hat Recht behalten.

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