Ende November freuen sich Arbeitnehmer besonders auf ihren Gehaltszettel. Mehrere hundert Euro extra, ein halbes oder sogar ein ganzes Monatsgehalt zusätzlich stehen auf der Abrechnung: Weihnachtsgeld. Der Zuschlag fällt dieses Jahr oft höher aus als im Vorjahr, denn dank der boomenden Wirtschaft gab es 2016 in mehreren Branchen kräftige Tarifzuschläge – und das Weihnachtsgeld wächst meist mit. Zudem holt der Osten auf. Deutlich mehr Tarifbeschäftigte dort bekommen nun ebenfalls die Leistung.
Insgesamt mehr als jeder zweite Tarifbeschäftigte – 55 Prozent. Das ergibt sich aus der alljährlichen Online-Umfrage des Tarifarchivs der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, die einen sehr guten Überblick über tarifliche Leistungen bundesweit hat. Hinzu kommen noch freiwillige Gratifikationen der Arbeitgeber von teils mehreren tausend Euro, etwa in der Autoindustrie oder Erfolgsprämien, die nicht tariflich festgelegt sind.
Das lässt sich nur schätzen. Der Tarifexperte des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Christoph Schröder, spricht von bundesweit rund 50 Milliarden Euro – eine gewaltige Summe. Dennoch sei das Weihnachtsgeld oder 13. Jahresgehalt im Arbeitgeberlager unumstritten. Allerdings bevorzugten Arbeitgeber erfolgsabhängige Komponenten bei der Berechnung, so dass sie in schlechten Jahren mit Senkungen der Leistung einen Puffer gewinnen.
Alle, die tariflich mehr Geld bekommen und bei denen das Weihnachtsgeld sich prozentual am Gehalt orientiert. Das reicht von 1,5 Prozent mehr für Banker über 2 Prozent Plus in der Druckindustrie, 2,1 Prozent im Versicherungsgewerbe, 2,3 Prozent in der Eisen- und Stahlindustrie, 2,8 Prozent in der Metall- und Elektrobranche, bis zu 3 beziehungsweise 5,5 Prozent Zuwachs in der chemischen Industrie Nordrhein und Ost. Auch der öffentliche Dienst ist dabei. Insgesamt wächst das Weihnachtsgeld um 2,5 bis 3 Prozent. Der Osten holt ferner auf: 2015 bekamen nur 40 Prozent der Ost-Beschäftigten die Leistung, 2016 sind es immerhin 45 Prozent.
Das hängt davon ab, wie viel Geld sie ohnehin haben, sagt der Leiter des Tarifarchivs, Reinhard Bispinck: Wer weniger verdient, gebe das Geld überwiegend „alltagsnah“ aus – das heißt, kauft Produkte für den täglichen Gebrauch und natürlich Weihnachtsgeschenke. Teils werde das Geld auch für die Altersvorsorge genutzt oder für den nächsten Urlaub gespart. Jedenfalls sei das Weihnachtsgeld bei den allermeisten Menschen schon fest eingeplant.
Ja. „Die Händler merken immer, wenn es Geld gibt“, sagt Kai Falk, Geschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), „und wenn es doppelt Geld gibt, besonders“. Viele Händler verdienen einen Großteil ihrer Erlöse in der Weihnachtszeit – etwa im Buchhandel. Und auch für teurere Produkte wie hochwertige Kleidung oder Fernseher und Unterhaltungselektronik sitzt den Käufern dank des 13. Gehalts vor Weihnachten das Geld lockerer als sonst.
Die können erst mal nichts machen. Das Weihnachtsgeld ist grundsätzlich eine freiwillige Leistung. Jedoch schauen Arbeitnehmer bei ihren Bewerbungen natürlich auch auf die Sozialleistungen der Unternehmen. Mit zunehmendem Fachkräftemangel dürften Angebote wie ein Weihnachtsgeld als Lockmittel für hoch qualifizierte Beschäftigte in den nächsten Jahren noch wichtiger werden.
Quelle: dpa
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