Männer in Teilzeit Frauenquote geht nicht ohne Väter

Die Hälfte der Väter wünscht sich kürzere oder flexiblere Arbeitszeiten.
Berlin Neulich bei einer Unternehmensberatung. Der Name tut nichts zur Sache. Es war eine der großen vier, aber die Szene könnte überall stattgefunden haben. Ein Kollege von Sonja Niemann war gerade zum Partner ernannt worden, er gab eine kleine Party. Irgendwann, es war nach 18 Uhr, trat einer der Senior Manager an ihn heran. Er würde jetzt gern gehen, sagte der junge Mann leise, seine Frau sei den ganzen Tag allein gewesen mit dem Baby. Als der Senior Manager weg war, wandte sich der Partner Beifall suchend an Niemann: „Der wollte zwei Monate Elternzeit haben! Ich hab ihm einen gegeben.“ Er lachte laut.
Niemann lachte nicht. Sie leerte ihr Sektglas und dachte an ihre Tochter, die krank im Bett lag, und an ihren Mann, der bei dem Kind war. Sie blickte sich um und sah wenig Frauen, und viele Männer, die scheinbar keine Eile hatten, nach Hause zu kommen – oder sich vielleicht auch bloß nicht trauten, das zu sagen.
Wenn in Deutschland über Frauen in Führungspositionen diskutiert wird, kommt das Wort Mann selten vor. Wir reden über die Frauenquote, die Anerkennung von Teilzeit-Müttern und die Bezahlung von Erzieherinnen. Das ist alles richtig und wichtig. Aber genutzt hat es nicht viel. Vielleicht sollten wir mal über die Väter sprechen.
Seit die Regierung das Elterngeld eingeführt hat, bleiben immer mehr Männer nach der Geburt eines Kindes zu Hause. 2008 war erst jeder fünfte Vater eines Jahrgangs ein Elterngeldbezieher, 2013 war es fast jeder dritte. Doch die meisten kehren schnell in ihren Job zurück. Die Frauen beziehen länger Elterngeld: So gingen im ersten Quartal 2015 insgesamt 88 Prozent aller Leistungsbezüge an Mütter und nur zwölf Prozent an Väter.
„Such Dir einen Mann, der den Abwasch macht“, rät Facebook-Chefin Sheryl Sandberg den Frauen in ihrem Karriereratgeber „Lean in.“ Aber Chefärztinnen heiraten keine Pfleger, und Managerinnen keine Grundschullehrer, von denen es ohnehin nur sehr wenige gibt. Und so konkurrieren die berufstätigen Mütter im Büro mit Vätern, deren Frauen die eigene Karriere vernachlässigen, während sie selbst weiter 150 Prozent arbeiten.
Und das nicht nur, weil ihnen die Kinder zu Hause auf die Nerven gehen. Dem Väterbarometer zufolge, eine Umfrage des Familienministeriums in Zusammenarbeit mit Unternehmen, wünscht sich die Hälfte der Väter kürzere oder flexiblere Arbeitszeiten. Theoretisch bieten vier von fünf Arbeitgebern das auch an. In der Praxis aber machen die Männer jetzt die gleichen Erfahrungen mit der Teilzeit wie vor ihnen die Frauen: Man wird nicht so richtig ernst genommen, kriegt weniger Geld und unwichtigere Projekte. Das Kind wird zum Karrierekiller. Mütter kennen das nur allzu gut.