Der ökonomische Gastkommentar Adam Smith, der Moralphilosoph
Smith machte sich über Mandevilles berühmte Formulierung geradezu lustig, dass in der Marktwirtschaft private Laster zu öffentlichen Tugenden würden. Für den Moralphilosophen Smith sind Tugenden der Schlüssel für eine funktionsfähige Gesellschaft.
Viele liberale Kommentatoren haben Smith? moralphilosophische Anschauungen als traditionalistische Rückstände in einem noch unvollendeten systematischen Ansatz zu einer modernen Marktwirtschaft gesehen, die letztlich nur auf einer Minimalmoral aufbauen könne. Diese Ansicht wird Smith wenig gerecht, denn tatsächlich hat er eine höchst moderne Moralphilosophie geschaffen: Seine "Theorie der ethischen Gefühle", die vor 250 Jahren erschien, ist sein zweites Hauptwerk neben dem später geschriebenen "Wohlstand der Nationen". Modern ist seine Ethik, weil sie nach den Bedingungen fragt, unter denen menschliches Zusammenleben in großen Gruppen möglich ist, ohne auf einen externen, zum Beispiel religiösen, Maßstab zurückgreifen zu müssen.
Für Smith war der Wettbewerb die bestmögliche Verfassung der Wirtschaft. Doch gelangte er zu diesem Urteil mit einer gehörigen Dosis Skepsis. Für ihn war nicht Nützlichkeit die Triebkraft wirtschaftlichen Handelns, sondern das Streben nach Ruhm und Status, getrieben von Selbsttäuschung. So glaubte er, dass die Grundlage gesellschaftlicher Ordnung in der Selbstkontrolle liege.
Smith bewunderte die griechische Philosophenschule Stoa, die eine Idee universeller göttlicher Ordnung vertrat, gekoppelt mit einem ethischen Rigorismus. Dem folgte er, wenn er in radikalem Gegensatz zu Mandeville Schlüsseltugenden einforderte, ohne die eine liberale Ordnung nicht funktionieren könne. Die Hauptrolle weist er den gesellschaftlichen Eliten zu, die von allen anderen nachgeahmt werden.
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