
Werner J. Patzelt ist Gründungsprofessor des Dresdner Instituts für Politikwissenschaft und hat den Lehrstuhl für Politische Systeme und Systemvergleich seit 1991 inne.
Hatten die Kreuzzüge wirklich nichts mit dem Christentum zu tun? Und folgt aus der Tatsache, dass es Kreuzzüge gab, dass alle Christen damals aggressive Muslimhasser waren? Sobald man seine eigenen Antworten auf diese Fragen gefunden hat, wird man auch vernünftige Antworten auf die folgenden Fragen suchen können: Haben Anschläge wie der auf den Zeichner der Mohammed-Karikaturen oder auf Charlie Hébdo wirklich nichts mit dem Islam zu tun?
Und folgt aus der Tatsache, dass Muslime derlei Anschläge verübt haben, dass alle Muslime aggressive Hasser unserer europäischen, mitunter auch „abendländisch“ genannten Lebensweise sind?
Bei der Antwort auf diese Fragen erkennt man leicht, dass es genau so platt ist, vor Gleichsetzungen von Islam und Islamismus zu warnen, wie es solche Gleichsetzungen selbst sind. Welcher nachdenkende Mensch setzt denn da wirklich gleich? Eher haben solche Warnungen zur Folge, dass Diskussionen über folgende Fragen erstickt werden: Woher kommen denn die mannigfachen Probleme mit der Integration muslimischer Minderheiten in unsere liberalen, pluralistischen, auch Religion nicht vom Recht auf Kritik und Satire ausnehmenden Gesellschaften?
Und woher kommen umgekehrt jene Schwierigkeiten, die wir säkularisierten Europäer mit Menschen haben, für die Religion kein Jux ist, sondern etwas, das sie ihnen wirklich viel bedeutet?
Solche Diskussionen müssen wir aber führen, und zwar nicht jeweils unter uns über die jeweils anderen, sondern gerade zwischen jenen Gruppen, die in unseren multikulturell gewordenen Gesellschaften zusammenleben. Während wir diese Diskussionen führen, sollten wir aber keinerlei Einschränkungen unserer erreichten Freiheit und Pluralität hinnehmen – und dürfen zudem die Sicherheitsbehörden nicht durch Tun oder Lassen daran hindern, ihre Aufgaben wirkungsvoll zu erfüllen. Denn nur solange Recht und Ordnung gewährleistet sind, kann man sich selbstverständlicher Freiheit, Pluralität und Demokratie erfreuen.
Als Ende Oktober die ersten paar Hundert Leute demonstrierten, stießen auf wenig Beachtung. „Pegida“-Anhänger protestieren gegen die vermeintliche Islamisierung Deutschlands und angeblichen Asylmissbrauch. Das neue Ausmaß der Demos schreckt Politiker und Experten auf, auch im Bund. Sie warnen vor „Hetze“ und „Pogromstimmung“. (Quelle: dpa)
Die Anhänger der Bewegung fordern eine strengere Asylpolitik und sind gegen die Aufnahme von „Wirtschaftsflüchtlingen“ – also Asylbewerbern, die ihrer Ansicht nach keinen Anspruch auf Schutz haben und angeblich nur auf Sozialleistungen aus sind. Sie wettern gegen muslimische Extremisten und vermeintliche Glaubenskriege auf deutschem Boden.
Der Initiator ist Lutz Bachmann. Der gelernte Koch ist mehrfach vorbestraft, unter anderem wegen Drogendelikten. An seiner Seite demonstrieren viele Bürger, die sich ausdrücklich nicht in die Nähe von Rechtsextremen gerückt sehen wollen. Auch Bachmann betont immer wieder, er lehne jede Art von Radikalismus ab. Es haben sich aber längst Hooligans, Neonazis und bekennende Islamfeinde unter die Protestler gemischt. Auch zahlreiche Anhänger der Alternative für Deutschland (AfD) sind dabei.
Nein. Inzwischen gibt es auch in anderen Regionen Ableger von „Pegida“ – etwa in Düsseldorf („Dügida“), Kassel („Kagida“), Bayern („Bagida“) oder Ostfriesland („Ogida“), aber auch in einigen anderen Städten. Die Bewegung wächst schnell – nicht zuletzt durch das Internet. Die Macher sind sehr aktiv bei Facebook und anderen sozialen Netzwerken und mobilisieren so stetig neue Anhänger.
„Pegida“ verallgemeinere extrem und vermische wild Themen, meinen Fachleute. Die Gruppe werfe „Kampfvokabeln“ in die Menge, nutze Ängste in der Bevölkerung und lade sie zu Ressentiments auf, sagt der Rechtsextremismus-Forscher Hajo Funke. Das sei klassischer Rechtspopulismus. Funke sieht bereits Ansätze einer rechtsextrem inspirierten Massenbewegung. Sicherheitskreise befürchten, dass Rechtsextreme die Bewegung systematisch unterwandern könnten. Auch viele Politiker sprechen von besorgniserregender ausländerfeindlicher Stimmungsmache. Die AfD zeigt dagegen Verständnis für die Proteste.
Auslöser der Proteste ist die Asylpolitik. Die Zahl der Asylbewerber in Deutschland steigt seit langem. Experten meinen, Bund und Länder hätten viel zu spät darauf reagiert. Das Ergebnis: Viele Kommunen sind mit der Lage überfordert, müssen Flüchtlinge in Wohncontainern oder Zelten unterbringen. Mancher Bürger hat daher das Gefühl, Deutschland könne damit kaum fertig werden – auch wenn das für die viertgrößte Wirtschaftsmacht der Welt sicher nicht zutrifft. Funke klagt, die politischen Verantwortlichen hätten es versäumt, auf solche Ängste in der Bevölkerung einzugehen. Die Linke wirft den Innenministern der Union vor, sie hätten für all das überhaupt erst den Boden bereitet – durch ihre Warnungen vor „Armutszuwanderung“ oder „Asylmissbrauch“.
Bisher wurden die Dresdner Demos jede Woche größer. Inzwischen formiert sich aber einiger Widerstand gegen die neue Bewegung. Die Gegendemonstration in Dresden war am Montag fast so groß wie der „Pegida“-Aufmarsch. Experten mahnen, wichtig sei nicht nur breite Gegenwehr dieser Art. Entscheidend sei, vernünftig mit der wachsenden Zahl an Flüchtlingen umzugehen und so den Ängsten in der Bevölkerung zu begegnen. Das Thema „Pegida“ kommt Ende der Woche auch bei der Innenministerkonferenz in Köln auf den Tisch.
Wer jene als „Islamhasser“ oder „Fremdenfeinde“ ausgrenzt, die über solche Probleme reden und Politiker in die Pflicht nehmen wollen, sich Gedanken zu machen über die Konsequenzen von Einwanderung ohne Einwanderungspolitik, von Zuwanderung ohne Integrationspolitik, der löst unweigerlich Empörung und einen Prozess „innerer Kündigung“ gegenüber unserem freiheitlichen Staatswesen aus. Eben das beobachten wir im Aufkommen, im Selbstverständnis und in der Artikulation von Pegida.
Recht besehen, sind es also nicht Terroranschläge wie der in Paris, die Pegida Zulauf bescheren, sondern ist es jene Mischung von Beschönigungsversuchen, von Tabuverhängung und von Elitenarroganz, mit der ein Teil der politischen Klasse immer wieder der öffentlichen Erörterung unangenehmer Themen zu entkommen versucht. Und besonders wenig überzeugend sind derlei Versuche, wenn Ostdeutsche auf die geringe Zahl von Muslimen im eigenen Landesteil hingewiesen werden – so, als wäre es bizarr, in Deutschland gegen die Vernichtung tropischer Regenwälder zu demonstrieren, obwohl Deutschland keinen einzigen tropischen Regenwald besitzt.
32 Kommentare zu "Gastbeitrag: Macht der Paris-Terror Pegida stärker?"
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Macht der Paris-Terror Pegida stärker?
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Die Spiele mit der Meinungsbildungen.
Jetzt kann sich die versagende " EU " etwa bei fehlerhafte
EU-Politik in EU-ARBEITSPLATZBESCHAFFUNG...
sich die Sympathien der Kritzler aneigenen...
um nicht so schnell in dessen Zielscheibe der Bleistifte zu stehen.
Sehr gut!
Als Atheist habe ich bisher immer andere Glauben respektiert,obwohl ich meine, daß diese ganze Glauberei nur Unfrieden und Stllstand in der Entwicklung bringt.
Wenn ich aber jetzt sehe, wie wir aufgeklärten und fortschrittlichen Mitteleuropäer ins Altertum zurückfallen sollen, und von den regierenden Machthabern mehr oder weniger gezwungen werden, dieses Spielchen aus Staatsräson und "politischer Korrektness" mitzumachen, wehre ich mich.
Brecht hat gesagt:
Wer die Wahrheit nicht weiß ist ein Dummkopf.Wer sie aber weiß und sie eine Lüge nennt, ist ein Verbrecher!
karl der grosse war aber keinreligiongründer.menschen begehen immer greuel im namen der religionen. nur christus ist dafür nicht verantwortlich. er hat im gegensatz zu mohammed - der gewalt sehr wohl als mittel in auseinandersetzungen einsetzte -gewaltlosigkeit gepredigt
Das "Schweiz Magazin meldet gerade:
http://www.schweizmagazin.ch/panorama/21874-Betreff-Artikel-Ihr-seid-nicht-Charlie.html
"Der betreffende Artikel wurde offenbar von Hackern angegriffen und war kurzzeitig nicht erreichbar.
Der betreffende Artikel wurde offenbar von Hackern angegriffen und unerreichbar gemacht. Wir haben damit gerechnet. Leider leben wir in einer Welt in der es keine Meinungsfreiheit gibt und auch Menschen, die keine anderen Mittel als Gewalt kennen, wenn es um die Unterdrückung des Rechts auf freie Meinungsäusserung geht.
Wer am lautesten Toleranz fordert ist gleichzeitig auch oft derjenige, der am wenigsten dazu bereit ist sie selbst zu gewähren.
Red.SMag"
Da machen Sie es sich zu einfach. Karl der Große, der Gründer des Frankenreiches war ein Schlächter vor dem Herrn. Unmittelbare Rückschlüsse auf auf "das Deutsche" zu ziehen, greifen sehr kurz. Wichtig ist ein Abwägung zu finden, die die Freiheitsrechte anderer nicht mehr aber so viel wie nötig beschneidet und die Leute nicht unnötig undiffrenziert sondern genau die, die es brauchen vor den Kopf stößt. Die Debatte den Islam sollte von Leuten die sich auskennen, mit Sachverstand geführt werden.
kreuzüge und dschihad sind nicht vergleichbar.
jesus christus hat nicht gewalt gepredigt. für ihn war gewalt kein mittel der auseinandersetzung. die kreuzüge waren demnach nie religiös legitimiert.
im gegensatz zum islam, der sich auf den krieger und gewalttäter mohammed berufen kann. gewalt war immer mittel zur durchsetzung des islam. bis heute können sich alle muslims und nicht nur islamisten darauf berufen.
Herr Vogels,
Und das Papsttun, sowie die sehr entarteten Mönche, sowie das Christentum die Nacht eingeleitet hat. Ich bin nach wie vor der Meinung das man Jesus aus der heutigen Kirche raus geschmissen hätte. War sie doch als Welt Religion nie konzipiert worden. Aber kaum an die Macht, haben sie sich sofort wie die Mächtigen aufgespielt...tja und dann kam was kommen mußte ö die Nacht.
Wenn wir nicht aufpassen, und wird es uns auch so ergehen.
"Recht besehen, sind es also nicht Terroranschläge wie der in Paris, die Pegida Zulauf bescheren, sondern ist es jene Mischung von Beschönigungsversuchen, von Tabuverhängung und von Elitenarroganz, mit der ein Teil der politischen Klasse immer wieder der öffentlichen Erörterung unangenehmer Themen zu entkommen versucht."
Genau so sieht es aus. Die Multikultiideologen müssen endlich aufhören zu leugnen, dass Zuwanderung ohne Integration zu Parallelgesellschaften führt und die entstehenden Millieus wiederum viel mit dem zu tun haben, was wir in Frankreich erleben. Ebenso ist evident, dass die Integration von Migranten aus dem morgendländischen Kulturkreis besonders schwierig ist und entsprechend besondere Aufmerksamkeit erfordert. Das ist keine Diskriminierung sondern notwendige Differenzierung. Ob das originär mit dem Islam zu tun hat bzw. inwieweit die geostrategischen Ambitionen der USA, die im Nahen Osten eine Chaos und Zerfall von Staatlichkeit ohne Gleichen zu verantworten haben - mit entsprechend verheerenden Auswirkungen auf Flüchtlingsströme und das arabisch-muslimische Selbstbewusstsein- muss genau untersucht und debattiert, statt wie vom politischen Gutmenschen-Mainstream tabuiisiert werden.
Solange grüne Abgeordnete öffentlich legale, gewaltfreie und von der verfassung gedeckte Demos Bürger diese Landes ungestraft als "Mischpoke" bezeichnen, einer Prtei, welche eine pädophile Vergangenheit hat und diesen Abgeordneten, slbst ein Kleinkrimineller, solange ist mir nicht Bange, dass PEGIDA zu Recht weiterlebt und stärker wird. Siehe auch:https:
//www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=PkN4C7FhMio
Ferner fragen sich immer mehr Menschen, warum in den Medien der Umstand, dass eine städtische Gesellschaft für eine Promotion Aktion gegen PEGIDA für 10 Euro die Stunde Helfer anwarb, verschwiegen.
+++ Gekaufte Demonstranten auf Anti-PEGIDA-Demo: Eines der Themen im COMPACT-TV Magazin +++
https://www.youtube.com/watch?v=RCfzH7EWexg
Das dazu gehörende Promotionunternehmen: http://www.blaumond24.de/
und http://www.blaumond24.de/index.php
Dazu ist bei Wikipedia „Claqueur“ empfehlenswert zum besseren Verständnis der Verhältnisse dieser „Demokratie“ und der Wahl ihrer Mittel.
Der Vorfall in Frankreich ist sicher tragisch, aber es bedarf nicht solcher Ereignisse, um diese verlogene, heuchlerische "Demokratie" zu entlarven, Das tun diese selbsternannten "Volksvertreter" selber.
Das ist wie bei Schweinen, nimmt man Schweinen den Futtertrog weg, quiken die grössten am lautesten!