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GastkommentarDeutschland kann Vorreiter im Kampf gegen den Klimawandel sein

Der Schlüssel zum Erfolg ist mehr Transparenz: Wir brauchen bessere Daten über Klimarisiken und mehr Klarheit, wie wir Emissionen konkret reduzieren, fordert Michael Bloomberg. 10.05.2023 - 04:00 Uhr
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Michael R. Bloomberg, Gründer des Finanzinformationskonzerns Bloomberg LP und der Stiftung Bloomberg Philanthropies.

Foto: imago/PR

Wir können die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels nur verhindern, wenn wir schnellstmöglich Investitionen weg von fossilen Brennstoffen hin zu sauberer Energie lenken. Die gute Nachricht ist, dass diese Umverteilung an Fahrt aufnimmt.

Im vergangenen Jahr erreichten Investitionen in saubere Energie weltweit ein Rekordhoch von 500 Milliarden Dollar, mehr als doppelt so viel wie vor zehn Jahren. Die schlechte Nachricht: Es geht immer noch nicht schnell genug. Als eine der größten und innovativsten Volkswirtschaften der Welt kann Deutschland Vorreiter sein, dies zu ändern.

Die Bundesrepublik ist bereits führend bei erneuerbaren Energien – sowohl bei den Zielen als auch bei den Maßnahmen. Im Jahr 2022 stammte fast die Hälfte des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Quellen.

Je mehr Unternehmen über Klimarisiken wissen, desto besser können sie sie vermeiden

Zudem kann Deutschland der Welt vorleben, wie Emissionen aus CO2-intensiven Branchen wie Automobil, Chemie und Elektronik reduziert werden können. Dekarbonisierung in diesen Industrien ist überall auf der Welt eine Herausforderung, einschließlich der Entwicklungsländer, wo deutsche Unternehmen wichtige Arbeitgeber sind.

Dies ist eine komplizierte Aufgabe – der Schlüssel zum Erfolg ist jedoch Transparenz. Zwei Punkte sind hier von größter Bedeutung.

Erstens brauchen wir bessere Daten über Klimarisiken. Je mehr Unternehmen über Risiken wissen, denen sie ausgesetzt sind, desto besser können sie diese Risiken vermeiden.

Das schließt auch das Risiko ein, dass Vermögenswerte durch die Transformation an Wert verlieren. Und je mehr sich Investoren über die Risiken in verschiedenen Unternehmen im Klaren sind, desto besser können sie fundierte Entscheidungen treffen und Kapital zu denen lenken, die im Kampf gegen den Klimawandel vorangehen.

Die EU zielt mit Rahmenwerken wie der neuen Richtlinie zur Nachhaltigkeits-Berichtserstattung darauf ab, Investitionen durch strengere Offenlegung in kohlenstoffarme Technologien zu lenken. Das Gleiche gilt für privatwirtschaftlich angeführte Bemühungen wie die Task Force on Climate-Related Financial Disclosures TCFD.

Diese Gruppe hilft Unternehmen dabei, Risiken zu messen und darüber zu berichten. Viele deutsche Unternehmen und öffentliche Organisationen folgen bereits ihren Empfehlungen.

>>Lesen Sie hier: Kanzler Scholz fordert „klares Ziel zum globalen Ausbau der erneuerbaren Energien“

Zweitens brauchen wir mehr Klarheit über die konkreten Wege, um Emissionen zu reduzieren. Viele deutsche Finanzunternehmen sind Mitglied der Glasgow Financial Alliance for Net Zero.

Sie haben sich verpflichtet, Transformationspläne zu erstellen, um in ihrem gesamten Portfolio klimaneutral zu werden – was oft Investitionen in CO2-intensive Industrien einschließt. Eine wachsende Zahl von Banken veröffentlicht derzeit solche vorläufigen Pläne. Dies ist ein wichtiger Schritt nach vorn: Je mehr Institute sich anschließen, desto besser.

Mehr Transparenz wird die Öffentlichkeit in die Lage versetzen, Unternehmen bei ihren Klimaversprechen zur Rechenschaft zu ziehen, und dadurch helfen, das ernste Problem des Greenwashings anzugehen.

Für die Vereinten Nationen wird derzeit am Aufbau einer öffentlichen Datenbank namens Net-Zero Data Public Utility gearbeitet, die Emissionsdaten von Unternehmen sammeln und veröffentlichen wird.

In den USA sind bereits mehr als zwei Drittel der Kohlekraftwerke stillgelegt

Gleichzeitig können sowohl Europa als auch die USA durch öffentlich-private Partnerschaften dazu beitragen, Fortschritte in Entwicklungsländern zu erzielen. Beide sollten zudem multilaterale Entwicklungsbanken stärker unterstützen.

Es ist ermutigend, dass sich sowohl die amerikanische als auch die deutsche Regierung dafür eingesetzt haben, dass die Weltbank dem Klimawandel mehr Bedeutung beimisst. Es ist sehr erfreulich, dass der neue Weltbank-Präsident Ajay Banga den Klimawandel stärker in die Aufgaben der Bank integrieren will.

All diese Schritte werden dazu beitragen, ein für alle Mal weltweit aus der Kohle auszusteigen. Seit 2017, als die Stiftung Bloomberg Philanthropies mit Partnern auf der UN-Klimakonferenz in Bonn die Initiative „Beyond Coal Europe“ ins Leben gerufen hat, ist mehr als die Hälfte der Kohlekraftwerke in der EU vom Netz gegangen.

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In den USA wurden bereits mehr als zwei Drittel der Kohlekraftwerke stillgelegt. Um eine Beschleunigung des Klimawandels zu verhindern und die Menschen vor tödlicher Luftverschmutzung zu schützen, müssen wir diese Arbeit zu Ende bringen. Und Deutschlands Führungsrolle kann dazu beitragen, dass wir das schaffen.

Länder auf der ganzen Welt spüren bereits die Auswirkungen des Klimawandels, und Deutschland ist hier keine Ausnahme – die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal vor zwei Jahren ist nur ein Beispiel.

Investoren und Unternehmen verstehen jedoch die Notwendigkeit und die Anreize zum Handeln. Und wir alle haben erst begonnen, die Hürden aus dem Weg zu räumen.

Der Autor: Michael R. Bloomberg, Gründer des Finanzinformationskonzerns Bloomberg LP und der Stiftung Bloomberg Philanthropies.

Mehr: Die Ampel eifert Biden nach – zum Schaden Europas

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