Gastkommentar: Europa braucht neue Regeln, falls Russland wieder Gas anbietet

Axel Ockenfels (r.) ist Wirtschaftswissenschaftler an der Universität Köln. Georg Zachmann ist Senior Fellow bei der Denkfabrik Bruegel in Brüssel.
Russland ist es nicht gelungen, die EU durch ein Gasembargo in eine tiefe politische und wirtschaftliche Krise zu stürzen. Daher könnte es versucht sein, seine Strategie zu ändern und sein Gasangebot strategisch einzusetzen, um die Gewinne zu steigern und die EU zu spalten.
Strategisch motivierten Gaslieferungen an einzelne Mitgliedstaaten oder Unternehmen – die zwar schwierig, aber nicht unmöglich sind – hätte die EU derzeit wenig entgegenzusetzen, da sie keine Sanktionen gegen russische Gasimporte oder damit verbundene finanzielle oder logistische Dienstleistungen verhängt hat. Angesichts der nach wie vor hohen europäischen Großhandelspreise ist auch nicht auszuschließen, dass preislich attraktives russisches Gas Abnehmer finden wird.
Aus verschiedenen politischen Lagern und Ländern, einschließlich Deutschland und Österreich, mehren sich die Stimmen, die eine langfristige Rückkehr zum russischen Gas fordern oder gar in Erwägung ziehen, kurzfristig erhöhte Einfuhren zuzulassen.
Dies führt zu drei erheblichen politischen und wirtschaftlichen Risiken für die EU: Zum einen erhöhen russische Gaslieferungen die russischen Staatseinnahmen und konterkarieren so die Sanktionspolitik der proukrainischen Koalition.





