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GastkommentarKünstliche Intelligenz kann die Mobilitätsbranche revolutionieren

Künstliche Intelligenz hat immenses Potential. Der Deutschen Bahn könnte sie helfen, auf Störungen schneller zu reagieren.Sabina Jeschke 29.07.2018 - 15:45 Uhr Artikel anhören

Sabina Jeschke ist Vorständin Digitalisierung und Technik der Deutschen Bahn.

Foto: Deutsche Bahn AG [M]

Der Klimawandel zeigt sein Gesicht. Mit immer häufigeren Gewittern, Stürmen und Starkregen, an die wir uns bereits gewöhnen. Besonders anfällig für Witterungsextreme ist der Bahnverkehr, bestätigte kürzlich das Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung. Umso mehr muss die Digitalisierung im Schienenverkehr Antworten auf die Zukunftsfragen geben. Warum eigentlich erkennt eine Schiene heute nicht, dass gerade ein Baum auf ihr liegt?

Warum kommuniziert sie diesen Zustand nicht geeignet weiter? Und schließlich: Warum werden nicht automatisch Prozesse ausgelöst, um das Gleis wieder schnell freizubekommen?

In der analogen Welt sind solche Szenarien undenkbar. Die aktuelle technologische Entwicklung aber lässt automatisierte Abfolgen dieser Art durchaus zu, quasi als „Dreisprung“.

Bestehend aus – erstens – Sensorik, die vollständige Transparenz herstellt, über alles und alle Zustände, überall, jederzeit. Zweitens aus umfassenden Kommunikationsnetzen, die einen vollständigen Informationsfluss über ebendiese Zustände an jeder Stelle erlauben. Und drittens künstliche Intelligenz, kurz KI, die die Umwelt wahrnehmen, bewerten und letztlich sinnvolle Aktionen in Echtzeit steuern kann.

Es braucht keine Raketenwissenschaft, um mit KI riesige Potenziale zu heben. Insbesondere Verfahren, die auf Datenanalysen basieren, erobern bereits Banken und den Medizinsektor – von Hause aus datengetriebene Bereiche. Jetzt dringen sie auch in klassische Industriebereiche wie Produktion und Logistik vor.

Bessere Planbarkeit und Zuverlässigkeit

Gerade für die Mobilitätsbranche bietet KI enorme Chancen. Die zentralen Wünsche der Menschen auf ihren täglichen Wegen von A nach B sind Planbarkeit und Zuverlässigkeit. Künstliche Intelligenz ist wahrscheinlich der größte Hebel, den wir je hatten – für Prozesse, Kapazität und das Gesamtsystem Mobilität.

In Zukunft sprechen Züge digital mit den Stellwerken und Weichen. Sensoren melden frühzeitig, dass ein Baum die Strecke blockiert – und die KI dahinter fordert auch gleich den „Kettensäge schwingenden Mitarbeiter“ an. Die Instandhaltung erfolgt nicht mehr nach Plan, sondern nach Bedarf. Potenzielle Defekte werden so frühzeitig erkannt und Reparaturzeiten kurz gehalten. Warum mit der Bahn nicht genauso umgehen wie mit der eigenen Gesundheit?

Prävention ist weit weniger „invasiv“ als die Bekämpfung akuter Erkrankungen. Solange es in der Weiche nur zwickt und die Lok von selbst meldet, dass sie schwächelt, läuft der Bahnbetrieb stabil und ist die Zugreise verlässlicher als jede Autofahrt.
Noch etwas kann KI leisten: eine konsistente Kundeninformation auf allen Kanälen – ob in der App oder an der Anzeigetafel im Bahnhof.

Denn KI-Verfahren spüren uneinheitliche Informationen in Datenspeichern auf, harmonisieren die Daten und geben sie korrekt aus. Eine Aufgabe, zu der der Mensch aufgrund der Informationsfülle und der Komplexität der Wechselwirkungen gar nicht in der Lage ist. Neue Kapazitäten, ohne neu zu bauen: Bis vor Kurzem kaum vorstellbar, ist das jetzt Kern unseres Programms „Digitale Schiene Deutschland“.

Bis zu 20 Prozent mehr Kapazität und Tausende Züge mehr pro Tag könnten wir dadurch ins Netz bringen.

KI muss vorher wissen, was passiert

Für das Gesamtsystem Mobilität steckt das KI-Potenzial vor allem in der Vernetzung der Angebote. Bus und Bahn, Sharing-Autos, -fahrräder oder -roller und das Taxi wollen Kunden heute flexibel kombinieren. Die Orchestrierung all dessen und Abhängigkeiten von Tageszeiten, Wochentagen und Wetterlage sind nicht manuell beherrschbar. Hier werden anspruchsvolle KI-Verfahren notwendig, die „in die Glaskugel“ schauen können, also vorher wissen, was tatsächlich wo und wann gebraucht wird.

KI-Experte Damian Borth

„KI-Systeme sind digitale Fachidioten“

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Auch hierin liegen neue Potenziale für das Verkehrsmittel Bahn.

Die Bahn war das Start-up der ersten industriellen Revolution, sie veränderte die gesamte Gesellschaft. Schienengebundene Systeme sind inzwischen gereift und können gerade deshalb im digitalen Zeitalter wieder wertvolle gesellschaftsgestaltende Beiträge leisten. Züge haben drei Vorteile: hohe Kapazitätsgrade, gute Umweltbilanzen, und sie bieten beim Reisen die Zeit, die uns das autonome Auto erst schenken will.

Mit KI hat die Bahn beste Chancen, im Kampf gegen Klimawandel, Feinstaub und verstopfte Innenstädte neue Maßstäbe zu setzen – und zu einem Aushängeschild für den Technologie- und Digitalisierungsstandort Deutschland zu werden. Ein wirtschaftliches „high potential“ kann hier entstehen, wenn sich deutsche Bahntechnik an die Spitze einer „Bahn 4.0“- Entwicklung setzt, die KI-getrieben sein wird.

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