Gastkommentar: Sieben Gründe, warum sich das Russland-Geschäft deutscher Konzerne nicht erholen wird

Bernd Ziesemer ist Publizist und ehemaliger Chefredakteur des Handelsblatts. Von 1990-95 war er Moskau-Korrespondent.
Seit der deutsche Industrielle Otto Wolff von Amerongen und der Sowjetvertreter Sergej Borisow am 4. August 1952 bei einem Geheimtreffen im Kopenhagener Luxushotel Richmond die Ära besonderer Wirtschaftsbeziehungen zwischen beiden Ländern begründeten, sorgten Krisen und Kriege immer wieder für Rückschläge.
Die Niederschlagung des Aufstands in Ungarn 1956, der Einmarsch in Prag 1968, der lange Afghanistankrieg zwischen 1979 und 1989, der Zerfall der Sowjetunion 1991, die blutigen russischen Feldzüge gegen Tschetschenien ab Ende 1994, der Krieg Wladimir Putins gegen Georgien 2008 und die militärische Besetzung der Krim 2014 brachten das Geschäft der deutschen Unternehmen jedoch niemals an den Bruchpunkt.
Man hielt sich an eine unausgesprochene Arbeitsteilung: Die deutsche Politik protestiert, die deutsche Wirtschaft macht weiter wie vorher.
Die Unternehmen hielten sich mehr oder weniger an den Wortlaut von Sanktionen, entwickelten jedoch sogleich sehr viel Fantasie bei ihrer Umgehung. Wenn sich die deutschen Konzerne einmal ein Stück zurückziehen mussten, signalisierten sie den Partnern in Moskau augenzwinkernd: „Wir sind bald zurück!“





