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GastkommentarWarum wir Unternehmer Haltung gegen rechts zeigen müssen

CEOs sollten mit Mitarbeitern über Ängste, Populismus und Rechtextremismus reden. Das hilft der Demokratie und der Wirtschaft, argumentieren Benedikt Erdmann und Thomas Fischer. 24.01.2024 - 10:38 Uhr

Weltoffenheit, Vielfalt und Gemeinsinn sind die Werte, die Deutschland nach dem Menschheitsverbrechen der Nazis wieder zu einem lebens- und liebenswerten Land gemacht haben – und eben auch zu einem ökonomisch starken Land.

Es ist an der Zeit, als Wirtschaft Verantwortung für diese Werte zu übernehmen und mit klarer Haltung den menschen- und damit auch investitionsfeindlichen Parolen der AfD entgegenzutreten.

Es passiert etwas in diesem Deutschland, und zwar nicht erst seit diesem Jahr: Die Spaltung in der Gesellschaft wächst, eine kommunikative Brücke nach der anderen ist vom Einsturz bedroht, wir gehen nicht mehr aufeinander zu, sondern lassen uns auseinandertreiben.

Populismus, rechtsextremes Gedankengut und freiheitsfeindliche Politikansätze machen vor den Werkstoren und Unternehmenszentralen längst nicht halt. CEOs und Geschäftsführer sind gefordert, dem energisch entgegenzutreten. Mit klarer Haltung, vor allem aber der Bereitschaft zum Dialog. „Einer muss immer den Frieden beginnen“ – wusste schon Stefan Zweig.

Kommt man heute als Unternehmensverantwortlicher mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ins Gespräch, treten oft zwei Gemütslagen zutage: Ohnmacht und Enttäuschung. Viele Menschen fühlen sich aufgrund der immensen Herausforderungen von Krieg, Klimawandel und Rezession bedroht, der politische Diskurs zu diesen und Themen wie Migration und Bürgergeld wird oft als moralisch belehrend empfunden.

Viele der Mitarbeitenden auch in unseren Unternehmen fühlen sich von der Politik unverstanden und abgehängt. In diese Lücke stoßen AfD und andere Populisten mit ihren vermeintlich einfachen Lösungen: Ausländer raus, Klimawandel gibt es nicht, Europa schadet nur.

Viele Mitarbeitende fühlen sich von der Politik unverstanden

Gegen diese Parolen hilft kein erhobener Zeigefinger – sondern ein ehrlicher Dialog, das Gespräch miteinander, die Sorgen des anderen ernst zu nehmen. Je mehr Brücken zwischen Politik und Menschen einstürzen, desto mehr wird diese Dialogbereitschaft Aufgabe für uns CEOs und Geschäftsführer, denn das Leben findet in unseren Unternehmen statt.

Die Autoren:
Benedikt Erdmann
Thomas M. Fischer

Der erhobene Zeigefinger wird uns nicht weiterbringen, denn nicht jeder Mitarbeitende, der sich Sorgen um seine Wohnung, sein Gehalt, seine Altersvorsorge macht, wird automatisch zum AfD-Wähler. Aber wenn wir immer weniger miteinander reden, werden die einfachen Antworten sich Bahn brechen.

Wir müssen als Führungspersönlichkeiten den Verführern von rechts entgegentreten: Mit klarer Haltung, aber auch mit Fürsorge für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Deshalb gilt auch und vor allem in wirtschaftlich harten Zeiten Solidarität der Unternehmen mit den Mitarbeitenden und umgekehrt als oberstes Gebot.

Schon heute wird das Misstrauen von Investoren gegenüber Deutschland größer

Auch wir als Wirtschaft leben von dem Ruf Deutschlands als weltoffenem, tolerantem Land, in dem man sich unabhängig von Weltanschauung, Herkunft und Identität beruflich erfolgreich entwickeln kann. Als Exportnation leben unsere Unternehmen von ihren weltumspannenden Netzwerken und sind auf Internationalität in ihrer Mitarbeiterschaft angewiesen. Schon heute merken wir aber, dass das Misstrauen gegenüber Deutschland aufgrund der rechtsradikalen Umtriebe größer wird.

>> Lesen Sie hier: Merz korrigiert nach scharfer Kritik Aussagen zur AfD

Globale Unternehmen stellen Investitionen infrage, und die Beliebtheit Deutschlands bei ausländischen Fach- und Arbeitskräften geht deutlich zurück. Es ist also nicht nur staatsbürgerliche Aufgabe und gesellschaftliche Verpflichtung, wenn Unternehmerinnen und Unternehmer und Führungskräfte ihre Stimme gegen rechts lauter als bislang erheben. Es liegt auch in ihrem ureigenen unternehmerischen, also ökonomischen Interesse.

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Deshalb lautet unser Appell: Unternehmer, CEOs und Geschäftsführer: Erhebt eure Stimme gegen die Feinde der Freiheit und kommt gleichzeitig mit euren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ins Gespräch. Führt den Dialog, um der Politik auch wieder Brücken zu bauen.

Schafft in euren Unternehmen Räume des Austauschs, Wertekulturen, in denen Respekt und Verantwortung, Freiheit und Diversität, Pluralismus und Nachhaltigkeit die Leitbilder sind. Eigentum und Führungsverantwortung verpflichten – auch für einen Einsatz gegen Populismus und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Mehr: Was die Wut- und Streikwoche über Deutschlands Zustand verrät.

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