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Gastkommentar Wie die Vitalität der Innenstädte gerettet werden kann

Erforderlich sind intelligente Lösungen für die urbane Logistik, die beispielsweise überfüllte Zufahrtsstraßen verhindern, analysieren Sonja Wärntges und Marten Bosselmann.
03.04.2021 - 11:16 Uhr Kommentieren
Sonja Wärntges ist CEO der DIC Asset AG und Präsidiumsmitglied des Zentralen Immobilien Ausschusses, des Spitzenverbands der deutschen Immobilienwirtschaft.Marten Bosselmann ist Vorsitzender des Bundesverbands Paket und Expresslogistik. Dort sind die führenden Anbieter für Kurier-, Express- und Paketdienste in Deutschland organisiert.
Die Autoren

Sonja Wärntges ist CEO der DIC Asset AG und Präsidiumsmitglied des Zentralen Immobilien Ausschusses, des Spitzenverbands der deutschen Immobilienwirtschaft.
Marten Bosselmann ist Vorsitzender des Bundesverbands Paket und Expresslogistik. Dort sind die führenden Anbieter für Kurier-, Express- und Paketdienste in Deutschland organisiert.

Welche Zukunft haben unsere Städte? Mit der Dynamik der Digitalisierung, die im Lockdown nochmals enorm Fahrt aufgenommen hat, sind Konstellationen entstanden, die die gewerbliche Infrastruktur und auch die Logistik in unseren Städten herausfordern. Während der Handel im Internet und die Zustellung über Paket- und Lieferdienste neue Umsatzrekorde erzielten, schaut der rein stationäre Handel, der durch die langen Schließungen schwer gebeutelt ist, sorgenvoll auf schwindende Umsatzvolumina, Kundenfrequenzen und Rentabilität.

Nach den langen Wochen des Lockdowns besteht die Sorge, die Innenstädte könnten dauerhaft Schaden nehmen. Auch der Büroalltag hat sich in den vergangenen Monaten verändert. Das Arbeiten von zu Hause aus ist zu einer wichtigen Schutzvorkehrung gegen die Pandemie geworden. Politisch gewünscht, verlagerte sich der Arbeitsplatz aus den Büroetagen der Innenstädte für viele ins Homeoffice an der Peripherie.

Mit der hoffentlich nicht mehr allzu fernen schrittweisen Rückkehr in den Alltag stellt sich eine Reihe von Fragen: Inwieweit können Fußgängerzonen und innerstädtische Einzelhandelsflächen ihre Attraktivität erhalten? Und werden immer mehr Menschen das Arbeiten von zu Hause aus dem täglichen Pendeln in die Städte vorziehen?

Ohne Zweifel hat sich das Homeoffice im Lockdown als wichtige Ergänzung der flexiblen Ausgestaltung der Arbeitswelt erwiesen. Andererseits wächst bei vielen angesichts der Langzeiterfahrung mit dem Homeoffice auch wieder das Bedürfnis nach Arbeiten im Team, dem kollegialen Austausch und auch nach einer räumlichen Trennung zwischen Arbeitsplatz und Privatsphäre.

Nicht nur die Städte, auch das Büro der Zukunft muss neuen Anforderungsprofilen entsprechen: mit mehr Platzbedarf, größeren Abständen und insgesamt mehr Flexibilität in der Gestaltung von Flächen. Einen Rückzug des Office aus Innenstadtlagen wird es jedoch nicht geben.
Denn das Büro ist mehr als nur ein Arbeitsplatz – und auch das Einkaufserlebnis ist mehr als eine Warenbestellung per Mausklick.

Der Aufenthalt in der Stadt ist für sehr viele Menschen prägender Bestandteil ihrer sozialen Lebens- und Freizeitgestaltung. Das ist gut für die Innenstädte, denn ihre Attraktivität resultiert auch aus der Vielfalt der Angebote und Lebenswelten, die sie abbilden. Allerdings bringen die Menschen nach dem Lockdown ihre Erfahrungen aus der digitalisierten Welt mit, das verändert Ansprüche an die innerstädtische Infrastruktur.

Was nicht mehr geht, zeigt die Vergangenheit: volle Zufahrtsstraßen, kaum Parkplätze und Logistikflächen, Kunden, die Tüten und Pakete schleppen. Gebraucht wird eine Strategie, die eine Liaison zwischen dem Komfort des Lieferservice und dem Einkaufsbummel in der Innenstadt schafft.

Immobilienwirtschaft und Zustelldienste müssen kooperieren

Eine wesentliche Voraussetzung wird daher sein, dass für die Warenströme in die Stadt und aus ihr heraus gute Bedingungen vorliegen. Diese können durch die Zusammenarbeit von Stadt, Immobilienwirtschaft und Zustelldiensten erreicht werden. 60 Prozent aller gewerblichen Niederlassungen und Millionen privater Haushalte werden täglich von Paketdiensten angefahren. Gesucht werden neue Lösungen für die urbane Logistik.

Es geht darum, große Sendungsaufkommen mit kurzen und schnellen Lieferwegen zu verbinden. Wir kennen die Lösungen: Der Ausbau von Verteil-Hubs in der ganzen Stadt, Paketshops, Paketstationen auf privatem oder öffentlichem Grund und Paketboxen in den Häusern verbessern die urbane Logistik. Diese Lösungen lassen sich aber nur vernetzt umsetzen.

Dazu braucht es ein neues Denken und Planen, bei dem die Logistik zu einem maßgeblichen, integralen Planungsfaktor bei der Konzeption von Immobilien in allen Assetklassen wird – sei es bei der komfortablen Ausgestaltung des Übergabepunkts zwischen Logistik und Wohnbereich beziehungsweise Gewerbeimmobilien oder auch beim Handling von Paketstationen auf privatem Grund, die durch digitale Steuerung anwenderoffen nutzbar werden.

Eine kluge und weitsichtig geplante Logistik, auch durch die Nutzung frei werdender Immobilienflächen, ist ein zentrales Element für die Sicherung der Vitalität unserer Innenstädte. Keine Frage, Urbanität, Wohn- und Aufenthaltsqualität, ja Stadtbilder werden sich verändern. Aber was spricht beispielsweise dagegen, attraktiv gestaltete Handels- und Gewerbestandorte mit begehbaren Schließfächern im Erdgeschoss und einer Anfahrmöglichkeit für Zustellfahrzeuge im Untergeschoss zu kombinieren?

Politik, Wirtschaft und Verwaltung sind gefordert

Eindimensionale Lösungen haben keine Chance, wenn es darum gehen soll, den urbanen Charakter unserer Städte nachhaltig zu bewahren. Das Ineinandergreifen smarter Logistik- und Immobilienlösungen spielt eine wichtige Rolle bei der zukunftsorientierten Gestaltung unserer Innenstädte. Dies erfordert eine gemeinsame Anstrengung für ein vernetztes und abgestimmtes Planen und Handeln – von Wirtschaft, Politik und Verwaltung. Am besten: jetzt!
Die Autoren: Sonja Wärntges ist CEO der DIC Asset AG und Präsidiumsmitglied des Zentralen Immobilien Ausschusses, des Spitzenverbands der deutschen Immobilienwirtschaft.
Marten Bosselmann ist Vorsitzender des Bundesverbands Paket und Expresslogistik. Dort sind die führenden Anbieter für Kurier-, Express- und Paketdienste in Deutschland organisiert.

Mehr: Wie die Städte der Zukunft aussehen

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