Kommentar – Der Chefökonom: Wir brauchen eine klügere Schuldenbremse

Die Regierung braucht Spielraum für Investitionen.
Düsseldorf. Die Anfänge des Kreditwesens liegen etwa 5000 Jahre zurück. In Mesopotamien wurde Getreidesaat an Kleinbauern verliehen, die nach der Ernte zuzüglich Zinsen in Form einer größeren Getreidemenge zurückgegeben werden musste. Nur dieses Kreditgeschäft ermöglichte es vielen Landwirten, ihren Lebensunterhalt zu erwirtschaften.
In den Wiederaufbaujahren nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in Westdeutschland Konsumentenkredite populär, mit denen Banken die Anschaffung langlebiger Verbrauchsgüter erleichterten. Die Kredite ermöglichten es, aktuellen Konsum aus zukünftigem Einkommen zu finanzieren. Bauspardarlehen erlaubten es jungen Familien, den Großteil ihres Lebens im Eigenheim zu wohnen.
Kurzum: Schulden sind per se nichts Schlechtes – anders als die sprichwörtliche schwäbische Hausfrau vielleicht meint.
Die Banken gewähren Konsumentenkredite nur dann, wenn sie erwarten, dass Zins- und Tilgungsraten bedient werden, die Schuld also spätestens am Ende des Lebens des Kreditnehmers getilgt wird. Und hier liegt der entscheidende Unterschied zwischen Krediten an Privatpersonen und solchen an Staaten oder auf Dauer angelegte Unternehmen.
Denn Staaten und Kapitalgesellschaften können am Ende der Laufzeit fällige Schulden durch neue Kredite ersetzen. Sie müssen aus ihren laufenden Einnahmen nur die Zinsen erwirtschaften und ihr dauerhaftes Bestehen glaubhaft machen. Deshalb käme niemand auf die Idee, etwa von Siemens oder VW zu fordern, ihre Fremdkapitalquote möglichst gegen null zu drücken.





