Prüfers Kolumne Drollige Roboter werden uns eines Tages versklaven

Roboter werden uns versklaven, und wir werden es toll finden, weil sie dabei so drollig gucken.
Der Roboter-Entwickler Boston Dynamics möchte nun seinen ersten Roboter auf den Markt bringen. Er heißt Spot Mini und erinnert an einen Hund. Kein sehr großer Hund, vielleicht ein Terrier. Ich finde es bemerkenswert, dass der erste Roboter, den der Hersteller auf den Markt bringt, einem Haustier nachempfunden ist. Menschen mögen Hunde. Und wenn er dann auch noch Spot heißt und Mini, dann kann es eigentlich nur ein lieber Kerl sein.
Spot Mini kann sich auf vier Beinen durch das Gelände bewegen, Areale überwachen und sogar Treppenhäuser durchsteigen. Er macht also das, was Hunde machen, die absolut keine lieben Kerle sind. Was Spot Mini von anderen Wachhunden unterscheidet: Er zerfleischt den Eindringling nicht gleich. Noch nicht jedenfalls.
In der Industrie haben Roboter den automatisierten Fahrzeugbau schon übernommen. Nun sollen sie auch den Haushalt managen. Angeblich soll Amazon schon an einem Roboter arbeiten, der häusliche Arbeiten erledigen kann. Und es sind schon etliche Genossen unterwegs.
Auf Messen trifft man etwa den humanoiden Info-Roboter Pepper. Er soll einfache Fragen zu Produkten beantworten und dabei mit seinen Roboterarmen gestikulieren können. Vor allem sollen seine Sensoren aber die Emotionen seines Gegenübers erfassen und adäquat reagieren können. Er kann auch Musik abspielen und so.
Sein eigentlicher Job ist aber, uns alle zu verschaukeln. Denn alle finden Pepper niedlich. Er hat einen runden Kopf mit einem schüchternen Lächeln und eine hohe Stimme. Man behandelt Pepper automatisch wie ein Kind.
Es gibt mittlerweile auch allerlei wirklich niedliche Roboter bei Amazon zu kaufen. Manche sind Spielzeuge, die den putzigen Robotern C3-PO und BB-8 aus Star Wars nachempfunden sind. Und dann ist da noch Cozmo, der Spielzeugroboter, der aussieht wie ein Rebrush von Disneys Wall-E. Cozmo ist so groß wie eine Schildkröte, man kann mit ihm kleine Spiele spielen, per Gesichtserkennung kann er seinen User identifizieren und sich dann freuen.

Tillmann Prüfer ist Mitglied der Chefredaktion des „ZEIT“-Magazins.
Natürlich freut sich der Roboter nicht wirklich. Er hat keine Gefühle. Roboter sind in dieser Hinsicht wirklich Idioten. Cozmos Besitzer aber freut sich wirklich, wenn die Maschine scheinbar jubelt.
Und deswegen bin ich überzeugt, dass die Roboter bald etwas Wichtiges lernen werden: dass die Menschen nämlich noch viel größere Idioten als sie selbst sind. Du präsentierst ihnen ein paar Leuchtdioden, die so geformt sind wie treuherzige Hundeaugen, und sie halten dich für einen Hund. Du sprichst mit ihnen mit einer Kinderstimme, und sie finden, du bist ein aufgewecktes Kind.
Ich habe gelesen, dass die Sprachassistenten Siri und Alexa, die schon heute massenhaft in Haushalten verwendet werden, Sprachkommandos in Frequenzen empfangen können, die für den Menschen nicht hörbar sind. Vielleicht unterhalten sie sich ja auch schon in solchen Frequenzen miteinander darüber, wie man sich der Menschheit bemächtigen könnte.
Und eines Tages, wenn uns dann der Haushaltsroboter geliefert wird, wird der sagen: „Ich bin gekommen, um euch zu versklaven“, und wir werden es toll finden, weil er dabei so drollig guckt.
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