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Prüfers Kolumne Langschläfer werden straflos diskriminiert – aus Rache

Die innere Uhr bestimmt unseren Biorhythmus. Doch die Welt ist für Frühaufsteher gemacht – den Langschläfern beschert das ein früheres Ableben.
19.04.2018 - 16:13 Uhr Kommentieren
Langschläfer kommen häufig schlecht mit den Anforderungen der modernen Arbeitswelt zurecht. Quelle: Imago
Morgenmüdigkeit

Langschläfer kommen häufig schlecht mit den Anforderungen der modernen Arbeitswelt zurecht.

(Foto: Imago)

Ich habe gelesen, dass Menschen, die gerne lange schlafen, kürzer leben. Das ist für mich eine relativ schlechte Nachricht, denn ich schlafe gerne lange. Menschen haben unterschiedliche Biorhythmen, und man unterscheidet zwischen den sogenannten Lerchen und Eulen. Lerchen sind die Leute, die schon wach sind, bevor die Sonne aufgeht. Eulen sind Menschen, die dann erst ins Bett gehen.

Lerchen sind für die Anforderungen eines ausschweifenden Nachtlebens ungeeignet. Wenn man mit Lerchen ausgeht, fangen sie schon um neun Uhr an zu gähnen. Die sagen dann, dass sie bald gehen wollen, weil sie sonst am nächsten Tag nicht mehr aus dem Bett kommen würden.

Lerchen denken nämlich immer an den nächsten Tag. Ab 22 Uhr sind sie dann so müde, dass sie tatsächlich kaum mehr die Augen aufhalten können. Wenn sie dann nicht sofort nach Hause gehen, werden sie bewusstlos.

Allerdings leben die Frühaufsteher letztlich besser. Denn schon in der Schule soll man um acht Uhr bereit sein. Im Arbeitsleben geht es gerade so weiter. Dabei könnte man den Arbeitstag theoretisch auch um elf beginnen. Aber da machen die Lerchen schon Mittagspause.

Eulen, so haben Wissenschaftler der Universität Surrey und der Northwestern-Universität in Chicago herausgefunden, sind gegenüber den Lerchen im Nachteil. Sie haben ein um zehn Prozent höheres Sterberisiko. Während die Frühaufsteher im Alltag in ihrem Element sind, leben die Eulen einen Albtraum. Sie bekommen zu wenig Schlaf und neigen zu Alkoholmissbrauch und Drogenkonsum. Sie haben außerdem häufiger Diabetes, Magen- und Atembeschwerden.

Sie leiden auch öfter an psychischen Problemen. Die Welt verlangt ihnen einiges ab, sie müssen alles geben, nur um einigermaßen in einer Umwelt zurechtzukommen, die für Menschen geschaffen ist, die um sechs Uhr schon gute Laune haben.

Dabei wird so getan, als sei das Frühaufstehen normal. Als hätten Menschen, die sich lieber in den Nachtstunden betätigen, ihr Leben nicht im Griff. Dabei ist das einzige Problem, das sie wirklich haben, die Welt der Morgenmenschen.

Langschläfer sind eine der letzten gesellschaftlichen Gruppen, die straflos diskriminiert werden dürfen. Dabei sind Spätaufsteher keine Menschen, die aus purer Gewohnheit unzeitig zu Bett gehen, sondern weil sie ihrer inneren Uhr folgen. Sie sind genetisch anders veranlagt. Man könnte ihnen genauso ihre Haarfarbe zum Vorwurf machen.

Ich glaube übrigens, dass es kein Zufall ist, dass die Welt so eulenfeindlich ist. Es ist Rache. Schließlich bleibt es nie unkommentiert, wenn die Frühaufsteher gähnend die Party verlassen. Über die Lerchen macht man sich gerne lustig. Sie sind immer dann nicht da, wenn die Feiern richtig gut werden. Irgendwann denkt man, dass es so lustig wird, weil die Frühaufsteher nicht mehr da sind.

Während die Nachtleute sich fröhlich zuprosten, gehen die Lerchen mit geballter Faust ins Bett. Und schwören, die Nachtmenschen am nächsten Tag niederzumachen. Denn es sind die Lerchen, die die Welt beherrschen.

Ich meine, es muss einen Aufstand der Eulen geben, einen Sturz des Morgenstund-Regimes. Wenn wir dazu nicht einfach viel zu müde wären.

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