Prüfers Kolumne Von der Bärenstrategie bis zum Erdmännchenprinzip: Managertrainer haben ein Faible für Tiere

Tillmann Prüfer ist Mitglied der Chefredaktion des „Zeit-Magazins“.
Ich habe den Eindruck, dass immer öfter Tiere für Managementtrainings eingesetzt werden. Managertrainer haben ja ohnehin eine Vorliebe für Tiere. Ich kenne die Bärenstrategie, das Erdmännchenprinzip und die Bienenstrategie, daneben auch die Faultierstrategie. Wobei die Bärenstrategie sich damit beschäftigt, wie man alles mit Ruhe und Kraft hinter sich bringt. Das Erdmännchenprinzip möchte zeigen, wie man in komplexen Organisationen neue Prozesse einführt. Die Faultierstrategie beruht natürlich auf dem Arbeitsvermeidungsprinzip. Die Bienenstrategie hingegen lehrt Schwarmintelligenz.
Dass man sich beim Begreifen und Erklären der Welt in der Tierwelt bedient, ist ja schon seit Jahrhunderten so, etwa in der Fabelwelt. Da duellieren sich Hasen und Igel und Wölfe und Geißlein. Einerseits können Menschen offenbar Botschaften leichter annehmen, wenn man sie in Tieren versteckt. Gleichzeitig unterstellen wir, aus der Beobachtung von Tieren Rückschlüsse auf sinnvolles menschliches Handeln schließen zu können. Nun ist es nicht unbedingt so, dass sich Tiere immer so verhalten, wie Menschen sich das von ihnen vorstellen. Die Bären schieben eigentlich gar keine ruhige Kugel, sondern sind sehr damit beschäftigt, sich einen Fettvorrat anzufressen, um durch den Winterschlaf zu kommen. Dass Erdmännchen neue Organisationsstrukturen mögen, ist nicht bekannt. Der Bienenschwarm ist in gewisser Weise intelligent, weil ausschwärmende Tiere andere über Pollenquellen informieren können. Allerdings dienen alle Bienen einer Königin, die nichts anderes macht, als Geschlechtsverkehr zu treiben, was nun auch nicht in modernen Managementphilosophien ausfindig zu machen ist.
Ein generelles Problem ist vielleicht, dass Managertrainer sich gern mit allen möglichen Arten von „Change“ beschäftigen, Tiere aber meistens mit schnellen Veränderungen schlecht zurechtkommen. Weshalb sie zum Beispiel häufig aussterben, wenn ihr Lebensraum von Menschen verändert wird. Sicherlich gibt es auch Beispiele von Tieren, die sich erfolgreich angepasst haben. Über die gibt es allerdings keine Managementbücher. Ich habe noch nichts von der Taubenstrategie, der Wanderrattenstrategie und der Marderhundstrategie gelesen.
Nun habe ich gehört, dass Tiere im Managementtraining nicht nur als Metaphern dienen, sondern auch als Trainingsmaterial. In der „Welt am Sonntag“ habe ich lesen können, dass mittlerweile „Führung am Pferd“ oder Managementtrainings mit Hunden angeboten werden. Ganz neu: Teambuilding mit Schafen. Ein Managerteam soll dabei eine Herde von blökenden Herdentieren anführen und dafür sorgen, dass keines ausbricht. Das ist wohl das, was man unter Mitarbeiterführung versteht.
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