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Prüfers Kolumne Warum die Abo-Masche immer noch funktioniert

Egal ob Mobilfunkvertrag oder Netflix: Noch immer lassen Firmen Abonnements einfach weiterlaufen, wenn der Kunde nicht rechtzeitig selbst kündigt.
06.02.2020 - 12:07 Uhr Kommentieren
Handelsblatt: Prüfers Kolumne
Der Autor

Tillmann Prüfer ist Mitglied der Chefredaktion des „Zeit-Magazins“.

Ich darf nicht vergessen, den Vertrag meines Mobilfunkanbieters zu kündigen. Der Vertrag läuft nämlich 24 Monate zu sehr günstigen Bedingungen – und danach zu sehr ungünstigen Bedingungen. Mein Mobilfunkanbieter setzt darauf, dass ich natürlich vergessen werde zu kündigen. Aber ich habe fest vor, daran zu denken. Jedes Mal, wenn mich ein Mitarbeiter des Mobilfunkanbieters anruft, um mir ein nerviges Werbegespräch aufzudrängen, denke ich wieder daran.

Das war ja auch lange die Strategie von Tageszeitungen. Man bekam ein Probeabo zum Spottpreis und musste nur daran denken, es rechtzeitig zu kündigen. Tat man nichts, wandelte sich in wundersamer Weise das Probeabo in ein kontinuierliches Abo um. So wurde ich selbst zum Kunden einiger interessanter Druckerzeugnisse.

Wahrscheinlich hat sich ein großer Teil des Erfolgs der Printpresse einfach daraus ergeben, dass die Menschen vergesslich sind. Damals, ich spreche von den 90er-Jahren, musste man ja sogar noch schriftlich kündigen. Man musste einen Brief oder zumindest eine Postkarte schreiben. Heute würde schon ein beträchtlicher Teil der Neukunden gar nicht mehr wissen, was ein Brief ist oder wie man „schreibt“ .

Heute haben bekanntlich weniger Menschen Abos von gedruckten Zeitungen als in den 90er-Jahren. Aber dafür hat man allerlei Onlineabos. Man hat ein Abo bei einem Streamingdienst wie Netflix, man hat ein Abo von einer Onlinezeitung. Und vielleicht hat man auch ein paar Apps auf dem Smartphone, die man als Abo bezieht.

Ich habe in der „New York Times“ nun einen Bericht gelesen, der vor einem Überaboangebot warnte. Da das einzelne Abo nur ein paar Euro im Monat kostet, macht man sich keine großen Gedanken darum. Und hat sehr schnell viel zu viele Abos, die alle zusammen auch beträchtlich viel Geld kosten, obgleich man sie nicht nutzt.

Ich kann das bezeugen, ich habe beispielsweise lange die Onlineausgabe des amerikanischen Luxus-Magazins „Robb Report“ abonniert. Ich hatte eigentlich nur eine einzelne Ausgabe lesen wollen, und dann dauerte es lange, bis ich verstanden hatte, wie man das Abo wieder loswird. Ich habe noch immer ein Abo bei Audible, obgleich ich gar nicht dazu komme, Hörbücher zu konsumieren.

In den USA gibt schon jeder 640 Dollar für Apps, Streamingangebote, Musikbibliotheken und Datenspeichervolumen aus, sieben Prozent mehr als vor zwei Jahren. Den größten Posten machen dabei TV-Angebote aus. In der „New York Times“ wurde empfohlen, man solle sich Kündigungsalarme in Kalender eintragen.

Wenn der Kündigungsalarm schrillt, müsse man dringend das Probeabo kappen, bevor es einen ein Leben lang begleite. Ansonsten, so die Warnung, drohe man von all den Minibeträgen, die einem abverlangt werden, ausgehöhlt zu werden.

Ich kann mir das gut vorstellen, ich wundere mich etwas, dass RTL 2 noch kein Sendeformat daraus gemacht hat: Ein Schuldenberater kommt zu Onlineabo-Opfern nach Hause und räumt ihre Accounts auf. Mich selbst haben die Anrufe meines Mobilfunkdienstleisters so genervt, dass ich mittlerweile die Servicenummer blockiert habe.

Nun erinnert mich leider niemand mehr daran, dass es diesen Vertrag gibt. Ich werde wieder vergessen zu kündigen.

Mehr: Wer die Welt vor Müllbergen retten will, steigt auf Pfandflaschen um. Viele Getränke kommen dann allerdings nicht mehr in Frage.

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