Gastkommentar – Homo oeconomicus China hat es in der Hand, den offenen Welthandel zu bewahren

Lena Sellgren ist Chefvolkswirtin von Business Sweden.
Im letzten Jahrzehnt ist der Trend zu einem offeneren Weltmarkt für den internationalen Handel ins Stocken geraten und hat sich ins Gegenteil verkehrt. Die politische Rhetorik in vielen Ländern ist nun von wirtschaftlichem Nationalismus und Schutz der heimischen Märkte geprägt. Der Mangel an Schutzausrüstung und die mangelhafte Verteilung von Impfstoffen während der Corona-Pandemie haben den Ruf nach einer nationalen Produktion wichtiger öffentlicher Güter verstärkt.
In den Vereinigten Staaten wird die Produktion aufgrund neuer industriepolitischer Initiativen wieder in die Heimat verlagert. In China nehmen die inländischen Lieferketten schnell zu. Beide Länder haben gegenseitige Strafzölle auf Exporte verhängt, und die eskalierende geopolitische Rivalität zwischen den beiden Supermächten hat zu einem Technologiewettlauf mit militaristischen Untertönen geführt. Die neue Industrie- und Handelspolitik der EU, die auf eine „offene strategische Autonomie“ abzielt, ist eine Antwort auf diese Herausforderungen.
Für Industrieunternehmen ist die Regionalisierung der Produktion sinnvoll. Marktnahe Produktion und marktnaher Vertrieb helfen, das Geschäft in Übersee auszubauen, denn sie erleichtern eine schnelle und genaue Anpassung an die Bedürfnisse des Marktes. Sie verbessern auch die Widerstandsfähigkeit der Lieferkette und die Koordination mit lokalen Lieferanten.
China sollte die Initiative ergreifen
Aber die Pandemie und der wachsende Protektionismus haben neben der Regionalisierung der Produktion auch die Regionalisierung des Handels beschleunigt. Eine gelähmte WTO hat regionale Handelsabkommen entstehen lassen wie das zwischen den USA, Kanada und Mexiko oder das asiatische RCEP-Abkommen.
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Diese ermutigen Unternehmen, Waren aus den Mitgliedstaaten zu beziehen, und stellen strengere Anforderungen an den lokalen Anteil in Produktion und Vertrieb. Schon bald wird die marktnahe Fertigung nicht mehr eine Entscheidung sein, die auf betriebswirtschaftlicher Logik beruht – sie wird eine Voraussetzung für den Erfolg im Ausland sein.
Was könnte diese entmutigende Dynamik ändern? China sollte die Initiative ergreifen und seinen Markt für ausländische Übernahmen öffnen. Dies würde ein völlig neues Spielfeld für das internationale Geschäft schaffen. Es würde wahrscheinlich auch die geopolitischen Spannungen deutlich verringern. Plötzlich würde die Interaktion zwischen den Märkten des Westens und Chinas real, und die Notwendigkeit einer Investitionsprüfung chinesischer Unternehmen würde abnehmen.
Mit dem neuen Auslandsinvestitionsgesetz, das im Januar 2020 in Kraft trat, hatte China bereits einen Schritt in die richtige Richtung getan. Doch dann schlug die Pandemie zu und brachte ausländische Investitionen ins Stocken. Wenn der globale Markt für Fusionen und Übernahmen wieder anläuft, werden wir sehen müssen, ob sich etwas geändert hat.
Mehr: Decoupling ist leichter gesagt als getan: Chinas Anziehungskraft ist ungebrochen.
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