Gastkommentar – Homo oeconomicus E-Autos sind keine Lösung für das Klimaproblem

Selbst bei fälschlicher Unterstellung des Strommixes liegen die Emissionen eines E-Autos dem Autor zufolge immer noch bei 35 Tonnen, im Vergleich zu 45 Tonnen bei Verbrennern.
Jüngst hat das Handelsblatt den facettenreichen Subventionswahnsinn für E-Autos beleuchtet. Auch die Behauptung klimaschonender E-Mobilität ist zu hinterfragen. Laut einem erfreulich informativen Nachhaltigkeitsbericht von Audi geht aus der Lebenszyklusanalyse des Audi e-tron 55 quattro hervor, dass alleine die Produktion 20 Tonnen Treibhausgas verursacht. Die meisten Emissionen entfallen auf die Batterien.
In der Produktionsphase setzen daher Elektroautos rund das doppelte an CO2 frei als Verbrenner, denen hier aber keinesfalls das Wort geredet werden soll.
Fast alle Berechnungen der Vorteilhaftigkeit von E-Autos unterliegen einem grundsätzlichen Fehler. Solaranlagen und Windkraft tragen in Deutschland etwas über 30 Prozent zur Elektrizitätserzeugung bei. Jeder zusätzliche Elektrizitätsbedarf wird über Differenzstrom aus Braunkohle gedeckt. Jedes neue E-Fahrzeug fährt dementsprechend dank fossiler Zuschaltung zu 100 Prozent mit Kohlestrom.
Die Berechnung über den Strommix, also dem durchschnittlichen Ökostrom auch für E-Autos, ist daher irreführend. Selbst bei fälschlicher Unterstellung des Strommixes liegen die Emissionen eines E-Autos im Lebenszyklus immer noch bei 35 Tonnen CO2 und selbst für den kleineren ID.3 von VW bei etwas unter 30 Tonnen CO2.
Das wäre dann weniger als bei Verbrennern gleicher Größe, aber immer noch deutlich zu viel, um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen.

Helge Peukert ist Professor für Plurale Ökonomik an der Universität Siegen.
Elektroautos nur mit erneuerbarer Energie
E-Autos wären nur bei einer hundertprozentigen Deckung des Strombedarfs durch Ökostrom klimafreundlich. Doch selbst der ambitionierte jüngste Vorschlag der EU-Kommission sieht bis 2030 nur eine Anhebung des Anteils erneuerbarer Energien auf 40 Prozent vor. Klimapolitisch einzig sinnvoll wäre es, wenn die Autokonzerne für jeden zusätzlichen Strombedarf für verkaufte E-Autos für die entsprechende zusätzliche Produktion von Ökostrom sorgen müssten.
Doch diese Eigenproduktion der Hersteller erfolgt nur geringfügig und auf freiwilliger Basis. Wird hierfür noch die gedeckelte EEG-Förderung in Anspruch genommen, verdrängen sie womöglich andere Ökostromproduzenten. Und ganz nebenbei werden noch Millionen Verbrennerautos von den Autokonzernen bis 2035 in die EU und auch später noch in alle Welt verkauft, wovon angesichts des Werberummels um die E-Mobilität abgelenkt wird.
Schließlich tritt auch hier das grüne Paradox auf. Die EU-Kommission schlägt in ihrem umfassenden Fit for 55-Programm auch ein in Deutschland bereits bestehendes, zweites Emissionshandelssystem für Gebäude und Verkehr mit Obergrenzen vor. Sinkt die Ölnachfrage im Verkehrssektor dank E-Mobilität, werden die freiwerdenden Emissionsquoten anderweitig dankbare Abnehmer finden.
Fazit: Klimaneutralität ist auf absehbare Zeit sicher nicht durch E-Mobilität zu erreichen. Zeit haben wir laut jüngstem Bericht des Weltklimarats (IPCC) aber nicht mehr. Nur eine drastische Schrumpfung des Auto-, Flugzeug- und Schifffahrtsverkehrs kann die Klimakatastrophe halbwegs begrenzen. Die massive Subventionierung der E-Mobilität wirkt in die Gegenrichtung des Nötigen.
Mehr: Bürger begehren auf für mehr Klimaschutz – und wählen unorthodoxe Wege.
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In der Produktionsphase setzen daher Elektroautos rund das doppelte an CO2 frei als Verbrenner, denen hier aber keinesfalls das Wort geredet werden soll...
Und dass ist noch nicht ALLES. Solange wir den schwarzen Strom aus der Kohleverbrennung tanken, Rauchen die Schornsteine der Grosskraftwerke und es wird gar nicht weniger CO2 produziert...[...] Beitrag von der Redaktion editiert. Bitte achten Sie auf unsere Netiquette: Kommentare sind keine Werbeflächen. https://www.handelsblatt.com/netiquette
Es ist vollkommen richtig, dass wir den individual Verkehr drücken müssen. Aber versuchen sie das mal in einem Autoland wie Deutschland durchzusetzen. Eher lässt der Deutsche die Welt untergehen bevor er auf sein Stehzeug..sorry Fahrzeug verzichtet. Wenn man einen hohen recycling Grad bei der Batterie erreicht dann wird die Ökobilanz des E-Autos zum Verbrenner nochmal gesteigert und was kann beim Verbrenner recyclen außer das Material...ganz sicherlich keine Energiequellen. Was allerdings verhinder werden muss, dass jedes Verbrennerauto durch ein E-Auto ersetzt. Mobiler mit wenige Autos, das wäre die Losung. Aber das ist für Auspuffliberalisten zu hoch,
Lieber Herr Jodbauer vielleicht sollte sie unsere französische Nachbarn darauf aufmerksam machen, dass sie für 40 Milliarden eine Atomstrom Endlagerung südlich des Saarlandes aufbauen werden. Außerdem leiten die Franzosen seid ewigen Zeiten ohne Bedenken schwach radioaktiven Abfall in die Nordsee über lange unterirdische Kanalsysteme. Wind und Solarenergie können unseren Bedarf decken und sind wesentlich billiger und risikofreier. Außerdem führen sie nicht zu solch wahnsinnigen Monopolstrukturen, wie Kohle, Öl, Gas und AKWs. Und das ist der Hauptgrund, warum von breiten Seiten der Industrie regenerative Energiequellen so bekämpft werden.
In Ländern wie Frankreich könnte der klimaneutrale Fahrbetrieb von E-Autos schon gelingen. Mit 70 % Strom aus Kernkraft hat man heute schon eine gute Basis für die Grundlast. Da entsteht kein CO2. Wie mir Bekannte aus Frankreich berichten, ist CO2 dort auch kein großes Thema in den Medien. Bei uns kommt die Grundlast hauptsächlich aus Kohle. Mir ist nicht klar, wie das in Zukunft klappen soll. Mit zunehmender Elektromobilität werden die Franzosen ihren Strom selber brauchen. Mit dem Aufstellen eines neuen Windrades kommt nicht automatisch schon der Wind, und im Winter scheint die Sonne bei uns, wenn überhaupt, dann nur schwach und nur für wenige Stunden. Und außerdem verschandeln wir mit Windrädern und Fotovoltaik-Anlagen unser schönes Land. Was tun wir dann? Wir setzen uns ins Flugzeug und fliegen dahin, wo die Welt noch in Ordnung zu sein scheint und verbrennen dabei eine halbe Tonne Kerosin.