Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Gastkommentar – Homo oeconomicus Eine Erhöhung des Mindestlohns auf zwölf Euro ist gute Wirtschafts- und Finanzpolitik

Der derzeitige Mindestlohn von 9,50 Euro ist aus sozialpolitischer, wirtschaftspolitischer und finanzpolitischer Sicht deutlich zu niedrig, ist Tom Krebs überzeugt.
06.09.2021 - 12:43 Uhr 1 Kommentar
Ein Mindestlohn von zwölf Euro würde über mehr Wirtschaftswachstum zusätzliche Einnahmen aus Steuern und Abgaben in die öffentlichen Kassen spülen. Quelle: dpa
Restaurant in Berlin

Ein Mindestlohn von zwölf Euro würde über mehr Wirtschaftswachstum zusätzliche Einnahmen aus Steuern und Abgaben in die öffentlichen Kassen spülen.

(Foto: dpa)

In Deutschland erhält jeder fünfte Beschäftigte einen Stundenlohn von unter zwölf Euro. Eine Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns von derzeit 9,60 Euro auf zwölf Euro würde für diese Menschen eine – teilweise erhebliche – Lohnerhöhung bedeuten. Zudem zeigen aktuelle Forschungsergebnisse, dass keine negativen Beschäftigungseffekte zu erwarten sind.

Ein Mindestlohn von zwölf Euro schafft mehr gut bezahlte Arbeit und ist in diesem Sinne gute Sozialpolitik. Zudem ist eine Erhöhung des Mindestlohns Ausdruck einer modernen Wirtschafts- und Finanzpolitik.

Ein Mindestlohn von zwölf Euro ist gute Wirtschaftspolitik, weil diese Maßnahme zu Produktivitätsgewinnen führen würde. Eine Erhöhung des Mindestlohns verschiebt die Beschäftigung weg von weniger produktiven Arbeitsplätzen hin zu Jobs mit höherer Produktivität. Dies stärkt die Wachstumspotenziale und steigert so den wirtschaftlichen Wohlstand.

Die Ergebnisse meiner jüngsten Simulationsanalysen für die Studie „Mindestlohn von zwölf Euro“ legen nahe, dass ein solcher Mindestlohn die gesamtwirtschaftliche Produktion um jährlich 50 Milliarden Euro steigern würde. Die Rechnungen basieren auf einem empirisch belegten und theoretisch fundierten Modell der deutschen Volkswirtschaft.

Mindestlohnpolitik ist aber auch Finanzpolitik. Ein Mindestlohn von zwölf Euro würde über mehr Wirtschaftswachstum zusätzliche Einnahmen aus Steuern und Abgaben in die öffentlichen Kassen spülen.

Arbeitsmarkt braucht Zeit zur Anpassung

Insgesamt zeigen Simulationsanalysen, dass sich die Mehreinnahmen der öffentlichen Hand auf 20 Milliarden Euro im Jahr belaufen würden. In Zeiten von krisenbedingten Steuerausfällen und großen Zukunftsaufgaben könnten solche Mehreinnahmen einen wichtigen Beitrag zur Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen leisten.

Die Modellsimulationen zeigen darüber hinaus, dass der Arbeitsmarkt eine gewisse Zeit zur Anpassung braucht. Dies spricht für eine Erhöhung des Mindestlohns auf zwölf Euro in zwei bis drei vorab angekündigten Schritten.

Tom Krebs ist Professor für Makroökonomie an der Universität Mannheim. Quelle: Alex Kraus/Kapix
Der Autor

Tom Krebs ist Professor für Makroökonomie an der Universität Mannheim.

(Foto: Alex Kraus/Kapix)

Zum Beispiel könnte die bereits geplante Erhöhung auf 10,45 Euro zeitlich auf den 1. Januar 2022 vorgezogen werden und dann in zwei weiteren Schritten die Anhebung auf zwölf Euro bis zum Ende des Jahres 2022 erfolgen. Danach sollte dann wieder die Mindestlohnkommission – eventuell mit einem erweiterten Mandat – über die Höhe des Mindestlohns bestimmen.

Dies alles sind keine unumstößlichen Wahrheiten, denn wissenschaftliche Analysen sind immer mit Unsicherheit behaftet. Doch die Politik muss entscheiden, und Nichtstun ist auch eine Entscheidung.

Gute Politik trifft ihre Entscheidungen unter Berücksichtigung der verfügbaren wissenschaftlichen Evidenz, ohne sich hinter der Unsicherheit wissenschaftlicher Analysen zu verstecken. Was wird die deutsche Politik tun?

Mehr: Mythos Schuldenbremse: Wie sich die Parteien von einem soliden Haushalt verabschieden

Startseite
Mehr zu: Gastkommentar – Homo oeconomicus - Eine Erhöhung des Mindestlohns auf zwölf Euro ist gute Wirtschafts- und Finanzpolitik
1 Kommentar zu "Gastkommentar – Homo oeconomicus: Eine Erhöhung des Mindestlohns auf zwölf Euro ist gute Wirtschafts- und Finanzpolitik"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Also manchmal kann ich es nicht glauben hinter welchen Worten sich Steinzeitkommunismus und Planwirtschaft versteckt.
    Das hat nichts mehr mit liberaler und sozialer Marktwirtschaft zu tun. Die Geschichte zeigt in hunderten Beispielen,.... Das hat noch nie funktioniert, genauso wenig wie der Mietendeckel und andere regulatorische Markteinschränkungen
    Manchmal denke ich Deutschland ist mittlerweile zu wohlhabend um soviel Geld sinnlos rauszuwerfen.
    In Deutschland gehen die Berufe verloren und andere Länder freuen sich.
    Wir haben viel zu viele Regelungen. Dieser überbordende Bürokratismus sollte endlich abgeschafft werden. Aber das scheint wohl Utopie zu sein endlich mal wieder einen Staat zu haben der frei ist, einen sinnvollen Rahmen schafft in dem sich der einzelne Bürger sinnvoll entwickeln und ordentlich sein Geld verdienen kann.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%