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Gastkommentar - Homo oeconomicus Es ist Zeit für ein neues Bretton Woods

Das auf Schulden und immer mehr neuem Geld aufbauende Finanzsystem ist am Ende, diagnostiziert Daniel Stelter. Er fordert eine erneute Reformkonferenz der Weltmächte.
13.08.2021 - 14:16 Uhr Kommentieren
Daniel Stelter, Gründer des auf Strategie und Makroökonomie spezialisierten Diskussionsforums beyond the obvious Quelle: Robert Recker/ Berlin
Der Autor

Daniel Stelter ist Gründer des auf Strategie und Makroökonomie spezialisierten Diskussionsforums „beyond the obvious“, Unternehmensberater und Autor. Jeden Sonntag geht auf www.think-bto.com sein Podcast online.

(Foto: Robert Recker/ Berlin)

Am 15. August 1971 verkündete der damalige US-Präsident Richard Nixon das faktische Ende der seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs bestehenden Weltfinanzordnung. Das im Herbst 1944 auf der Konferenz in Bretton Woods beschlossene System fester Wechselkurse mit dem US-Dollar als Anker und der Bindung des Dollars an Gold war am Ende. Der „Nixon-Schock“, die Aufhebung der Goldbindung des Dollars, war der Übergang in eine neue Welt. Das Vertrauen in Staaten und Notenbanken sollte genügen, Geld einen Wert zu geben.

Vordergründig ist das Experiment geglückt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, die Inflation in den Griff zu bekommen, erlebte die Welt 40 Jahre sinkender Inflation und Zinsen. Blickt man allerdings genauer hin, kommen ernste Zweifel. So dürften Globalisierung und demografische Entwicklung entscheidend dazu beigetragen haben, die Inflation gering zu halten. Umgekehrt hat die über Jahrzehnte lockere Geldpolitik nicht unerheblich dazu beigetragen, Vermögenspreise nach oben zu treiben und damit auch die Ungleichheit und die Krisenanfälligkeit des Finanzsystems.

Wann immer eine Rezession oder ein Einbruch an den Vermögensmärkten drohte, griffen die Notenbanken ein, ohne allerdings nach der Krise die Zügel wieder anzuziehen. Diese „asymmetrische Reaktion“, wie die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich das nennt, belohnte Spekulation und Verschuldung. Kein Wunder also, dass Schulden und Vermögen relativ zur Wirtschaftsleistung in den Ländern der westlichen Welt Rekordstände feiern und damit Ungleichheit und soziale Spannungen wachsen.

Die Welt braucht eine Neuordnung des Geldwesens

Die Zeit ist reif für einen Neustart. So angenehm ein System für die Politik zunächst sein mag, das durch die weitgehend unbeschränkte Schaffung von Kredit und Geld kurzfristige Probleme übertüncht, so gefährlich sind die Nebenwirkungen: immer geringeres reales Wachstum, immer höhere Schuldenquoten, immer größere Zusatzverschuldung, um doch noch etwas Wachstum der Realwirtschaft zu bewirken. Schon längst sind nicht die Märkte die Sklaven der Notenbanken, sondern umgekehrt. Wir können uns einen Kollaps der Vermögensmärkte nicht mehr leisten, droht doch dann der Kollaps von Finanzsystem und Wirtschaft.

Die Welt braucht eine Neuordnung des Geldwesens. Voraussetzung dafür ist eine Reduktion der zu großen Schulden und Vermögen. Und all das, ohne eine schwere Krise zu bewirken. 50 Jahre nach dem Ende eines Systems, das nicht mehr funktionieren konnte, ist wiederum ein neues System nötig. Aber anders als damals wird es nicht mit einer einseitigen Erklärung des amerikanischen Präsidenten getan sein. Die Länder der G20-Gruppe dürften die sein, die eine solche Neuordnung entwickeln und beschließen müssten. Kein einfaches Unterfangen. Hofft man doch, mit einem beherzten „Weiter-so“ durchzukommen.

Mehr: „Das ist doch total verrückt“: In den USA wächst die Furcht vor einer Immobilienblase.

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