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Gastkommentar – Homo oeconomicusHilfen für Opfer des Hochwassers sind populär, aber problematisch

Die menschlich und politisch richtige Unterstützung der Flutopfer heute führt zu Ungerechtigkeiten und größeren Schwierigkeiten in der Zukunft, meint Daniel Stelter. 25.07.2021 - 14:11 Uhr Artikel anhören

Angesichts der bestürzenden Bilder aus den Hochwassergebieten haben Bund und Länder umfassende Hilfen zugesagt.

Foto: dpa

Nach den verheerenden Starkregenereignissen der vergangenen Tage in verschiedenen Teilen Deutschlands gibt es bereits erste Forderungen nach staatlichen Finanzhilfen für betroffene Haushalte. Solche Nothilfen sind für die betroffenen Menschen sicherlich wichtig, stellen jedoch keine nachhaltige Antwort auf Hochwasserrisiken dar ...“, schrieb das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Juni 2016.

Angesichts der bestürzenden Bilder aus den Hochwassergebieten haben Bund und Länder nun erneut umfassende Hilfen zugesagt, obwohl die Ministerpräsidenten 2017 beschlossen hatten, künftig ausschließlich in Härtefällen zu helfen.

Die menschlich und politisch richtige Unterstützung der Flutopfer heute führt zu Ungerechtigkeiten und größeren Problemen in der Zukunft, wie Dr. Daniel Osberghaus vom ZEW mit seinen Forschungen zur Hochwasservorsorge aufzeigt. Ungerecht sind diese Hilfen, weil sie jene begünstigen, die sich nicht versichert haben. Ungerecht sind sie auch, weil sie nur dann erfolgen, wenn es sich um Großereignisse in Wahlkampfzeiten handelt.

In nicht wenigen Fällen in den vergangenen Jahren sind ähnlich Betroffene leer ausgegangen. Ungerecht sind die Hilfen auch, weil sie nicht berücksichtigen, ob der betroffene Haushalt über hinreichend eigenes Vermögen verfügt oder nicht.

Erwartungshaltung wird oftmals nicht erfüllt

Schwerer wiegt, dass der Anreiz zur privaten Vorsorge sinkt, gehen doch in Umfragen gut 30 Prozent der Hauseigentümer davon aus, notfalls vom Staat unterstützt zu werden. Eine Erwartung, die in der Praxis nicht selten enttäuscht wird.

Der Autor: Daniel Stelter ist Gründer des auf Strategie und Makroökonomie spezialisierten Diskussionsforums „beyond the obvious“, Unternehmensberater und Autor. Jeden Sonntag geht auf www.think-bto.com sein Podcast online.

Foto: Robert Recker/ Berlin

Mit Blick auf die erwartete Schadenshäufung im Zuge des Klimawandels ist es höchste Zeit für einen Systemwechsel. Wir müssen weg von der impliziten und nicht garantierten Versicherung durch den Staat zu einer Versicherung, die einen Anreiz setzt, Schäden zu minimieren.

Osberghaus plädiert für eine verpflichtende Basisversicherung für alle Haushalte in Deutschland, die allerdings nur einen Teil des Schadens, beispielsweise 50 Prozent, bis zu einem maximalen Betrag von zum Beispiel 100.000 Euro erstattet. Dies gibt einen Anreiz, sich zusätzlich zu versichern und Maßnahmen zu ergreifen, um mögliche Schäden zu begrenzen, etwa durch bauliche Veränderungen.

In den USA geht man sogar so weit, die Beiträge zu dieser Versicherung an die Vorsorgemaßnahmen der Kommunen zu knüpfen. Je mehr eine Kommune hier tut, desto geringer die Beiträge der Bürger.

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Heute haben wir eine Welt, wo das Eingehen von Risiken – gefährdeter Standort, unzureichende bauliche Maßnahmen, fehlende Versicherung – in Extremsituationen von der Gemeinschaft aufgefangen wird.

Morgen sollten wir eine Welt haben, wo es eine Vorab-Solidarität gibt, aber mit Eigenbeteiligung und Anreiz zur Schadensminimierung. Vorschläge liegen auf dem Tisch und sollten vor der nächsten Flut umgesetzt werden. Denn die kommt bestimmt.

Mehr: Bundesländer zeigen sich bei der Fluthilfe solidarisch – fordern aber auch eine dauerhafte Lösung

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