Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Gastkommentar – Homo oeconomicus Private Pkws sind nicht mit dem Pariser Klimaschutzabkommen vereinbar

Die E-Mobilität ist ein umweltpolitischer Irrweg, meint Helge Peukert. Er empfiehlt als Alternative ein landesweites Sammeltaxisystem wie in der Türkei.
09.04.2021 - 11:14 Uhr 7 Kommentare
Helge Peukert ist Professor für Plurale Ökonomik an der Universität Siegen. Quelle: Universität Siegen
Der Autor

Helge Peukert ist Professor für Plurale Ökonomik an der Universität Siegen.

(Foto: Universität Siegen)

Viele Menschen fanden es fragwürdig, dass Autokonzerne dreistellige Subventionen für Kurzarbeit jüngst per Dividende an die Aktienbesitzer weitergeleitet haben. Noch viel fragwürdiger ist das grundsätzliche Geschäftsmodell dieser Konzerne, wenn wir das Zwei-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens noch nicht aufgegeben haben.

Daimler gibt in seinem Nachhaltigkeitsbericht an, dass ein Pkw, wenn man die Emissionen aus Herstellung, Entsorgung und Nutzung zusammenrechnet, bei einer Lebensdauer von zehn Jahren und einer jährlichen Fahrleistung von 20.000 Kilometern rund 50 Tonnen CO2 verursacht. Weltweit produzierten die Stuttgarter 2019 rund 3,3 Millionen Fahrzeuge. Hierdurch wurden demnach der Erde in nur einem Jahr Emissionen von 165 Millionen Tonnen beschert.

Die anderen Premiumanbieter legen ähnliche Zahlen vor. Zum Vergleich: In Deutschland wurden 2019 insgesamt 805 Millionen Tonnen CO2 freigesetzt. Die Emissionsvermeidung durch erneuerbare Energien von 165 Millionen Tonnen entspricht genau den Emissionen durch Daimler-Pkws.

Leider ist die E-Mobilität ein umweltpolitischer Irrweg. Der Klimavorteil von E-Autos tritt nach frühestens zehn Jahren ein, das Durchschnittsalter der deutschen Fahrzeugflotte liegt nur bei acht Jahren.

Es zeichnen sich verheerende Umweltfolgen der Lithium-Gewinnung in den peruanischen Hochanden ab. Wäre die Hälfte der hiesigen Pkw-Flotte batteriegetrieben und führe eine Stunde pro Tag, würde sich allein dadurch der tägliche Verbrauch an elektrischer Energie um 70 Prozent erhöhen. Es ist völlig unklar, woher der grüne Strom für die E-Mobilität kommen soll.

Ein desaströser Nebeneffekt der subventionierten Anschaffung von E-Autos besteht in sinkenden Preisen für Gebrauchtwagen und höheren Exporten in Länder wie Bulgarien und Nigeria. Dort werden die Katalysatoren ausgebaut und extra verkauft. Sofia hält auch dank deutscher Gebrauchtwagen den Spitzenplatz an Luftverschmutzung der Hauptstädte Europas.

Vorbild Türkei: Sammeltaxis statt privater Pkws

Die EU betreibt mit E-Autos massiv Augenwischerei. Sie werden für die Berechnung der Flottenemissionen der Hersteller nicht nur viel zu niedrig mit null Gramm gewertet, sondern dank Supercredit gleich doppelt gezählt. So gleicht ein einziges E-Auto auf dem Papier die hohen Emissionen zweier gewinnträchtiger SUVs aus und drückt den Durchschnitt unter den Grenzwert. Durch diesen Rechentrick vermeidet man das Eingeständnis, dass Privat-Pkws nicht mit dem Pariser Klimaschutz-Abkommen vereinbar sind.

Ein Modell, auf dem sich ein alternatives Mobilitätssystem aufbauen ließe, bietet die Türkei mit dem landesweiten Dolmus-Sammeltaxisystem. Es wäre zu ergänzen durch ein geringfügiges Carsharing.

Im Fünfminuten-Takt könnten Kleinbusse, die auf Handzeichen anhalten, kostengünstig bis in die letzten Winkel der Republik fahren: Kaum Tote und Schwerverletzte, weniger Lärm und Flächenverbrauch, keine privaten Anschaffungskosten und weniger Feinstaub durch Reifenabrieb wären die Vorteile. Die Subventionen sollten für kontinuierliches Befahren ländlicher Regionen vorbehalten sein.

Mehr: Gründen für den Klimaschutz: Founderslane bringt Start-ups und Konzerne zusammen.

Startseite
Mehr zu: Gastkommentar – Homo oeconomicus - Private Pkws sind nicht mit dem Pariser Klimaschutzabkommen vereinbar
7 Kommentare zu "Gastkommentar – Homo oeconomicus: Private Pkws sind nicht mit dem Pariser Klimaschutzabkommen vereinbar"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • "Sammeltaxis statt privater Pkws"

    Liebe Redaktion wie kann man solchen polemischen und unsachlichen Aussagen des Herrn Prof. hier eine Bühne geben. Für meine Bild App wäre das sicherlich ok und ganz amüsant aber nicht für das Handelsblatt. Sollte das zur Gewohnheit werde überlege ich mein Premium ABO zu kündigen. A.v.Neuhoff

  • Lieber Herr P. klar Sammeltaxis vor dem Corona-Theater easy - aber jetzt haben doch ALLE ANGST vor Gemeinsamen Events... und für die saubere Elektromobilität kommt die innovative Neutrino Technologie.Die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften hat im Januar 2021 in einer  von Daimler Benz beauftragten Studie die Effizienz der Technologie und  die im Patent deklarierten Eigenschaften der Neutrino-Voltaik bestätigt. Damit fällt der Startschuss - es ist möglich mit einem selbstladenden PICar eine saubere und ehrliche Elektromobilität, ohne Stopps an Ladesäulen zu erschaffen.  Auch der einstige BundesVerkehrsminister a.D., Prof. KRAUSE veröffentlichte dazu kürzlich: "Das ewige Licht - Der Beginn eines neuen Zeitalters"  Er begründet eindringlich, die günstigste und sauberste Variante der Energienutzung basiert auf Neutrino Technologie. Eine mobile und dezentrale Energienutzung über die Neutrinovoltaic kann jetzt möglich werden, denn sie wird die Photovoltaik ergänzen und ablösen, denn sie kann auch in vollkommener Dunkelheit Energie wandeln. Die Patente der Berliner Neutrino Energy Group sind bereit. Die Einführung der Neutrinovoltaik zur Gewinnung von elektrischem Strom unter dem Einfluss verschiedener elektromagnetischer Strahlung, einschließlich hochenergetischer kosmischer Neutrinos basiert auf neueste Forschungsergebnisse. Die auf Neutrinovoltaik-Technologie basierenden DC-Neutrinoquellen sind sehr kompakt und wetterunabhängig, erzeugen in einem Grundmodus 24h x 365 Tage Strom und können in Gerätegehäuse oder sogar in Elektroautos eingebaut werden. Sie sind in der Lage, sowohl Geräte als auch einzelne Haushalte und Elektroautos ohne Anschluss an eine zentrale Stromversorgung mit Strom zu speisen. Mobile und dezentrale Haushaltsenergie sowie unendliche Reichweiten für die Elektromobilität werden unser Leben weltweit positiv wandeln. Die Indische Regierung startet seit März die Entwicklung PiCar mit 2.5Billionen Dollar, da geht was. Deutschland wach auf.

  • Die Meinung des Herrn Professors erinnert mich eher an den Stammtisch als den Hörsaal, viele Halbwahrheiten:

    - Die Kaufförderung von Elektroautos ist richtig als Anschubhilfe bis die Preise wettbewerbsfähig sind. Übrigens verdient der Staat weiterhin an fasst jedem verkauften E-Auto (außer die 19% MwSt sind < 6.000 Euro des staatlichen Förderanteils).
    - Es gibt zahllose Gründe lieber das eigene Auto als öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen (z.B. Sicherheit bei hoher Kriminalität, Flexibilität, Transport, ländlicher Raum usw.).
    - E-Autos werden mit steigendem Anteil regenerativer Energien im Energiemix immer klimafreundlicher. Dass der Klimavorteil frühestens nach 10 Jahren eintritt ist schlicht falsch (inhaltlich falsche Aussagen sollte das HB auch bei Kommentaren nicht zulassen). Lade ich z.B. zuhause an der PV-Anlage, dann habe ich den "Co2-Rucksack" der Akku-Produktion schon nach wenigen Jahren eingeholt.
    - Und das gerade ein Ökonom nicht beurteilen kann welche Folgen seine Vorschläge für die deutsche Autoindustrie inkl. all der Zulieferer hätten... kurz: dafür gibt es weder politische noch gesellschaftliche Mehrheiten.
    - Den einzig richtigen Punkt hat er dann noch falsch interpretiert: Bei E-Autos werden nämlich zukünftig zu 100% keine Katalysatoren in Bulgarien ausgebaut - also wohl eher ein Vorteil der Technologie ;-)
    - Das bringt mich zu meinem letzten Punkt: wichtig wäre es jetzt Verbrenner ab 2030 nicht mehr zuzulassen. Das würde der Technologie ein offizielles Ende setzen und Autokäufer entweder dazu bewegen a) ein E-Auto zu kaufen oder - noch besser - b) den Neuwagenkauf zu verschieben und den bestehenden Verbrenner noch ein bisschen länger zu fahren (dann muss das arme Auto auch nicht nach Bulgarien oder Nigeria).

  • @Peukert
    Wer ein Sammeltaxi nutzen will - soll es - in Deutschland, in der Türkei oder sonst auf der Welt.
    Warum möchten Sie das Verhalten der Menschen einschränken?
    Wenn Sie genügend gute Argumente haben, so zeigen Sie diese auf, damit sich die Menschen ändern und nach Ihren Regeln leben WOLLEN - NICHT MÜSSEN.

    E-Autos sind mit Sicherheit problematischer als bisher angenommen oder errechnet. Doch wenn man, wie ich, einen Plug-In-Hybrid mit einer kleinen Batterie bevorzugt, mit der ich aber 90% meiner Fahrten erledigen kann, diesen zudem noch über meine Photovoltaikanlage quasi CO2 frei betanke, dann soll mir doch bitte keiner Vorwürfe machen. Für Verbrenner würde ich genauso wenig werben, wie für e-Autos oder Sammeltaxis. Plug-In-Hybride finde ich super - aber jeder mag das tun, was er mag. Das hat etwas mit Kultur und Freiheit zu tun!

  • Es ist schon erstaunlich, wer alles mit Steuergeldern subventioniert wird und meint, der Bevölkerung vorschreiben zu wollen, wie sie zu leben hat.
    Ebenso erstaunlich ist, dass das HB solchen Leuten eine Plattform bietet.

  • Ich sehe die CO2 Bilanz für E-Autos besser als Herr Peukert aber sicherlich macht es nur Sinn, wenn die Lebenszeit der Autos auch wirrklich ausgenutzt wird. Das ist gerade bei E-Autos eher möglich als bei Verbrennern aufgrund des geringeren Verschleiß. Auch die Anzahl der Ladezyklen bis zu 10.000 mal geben das her. Aber er hat vollkommen Recht die Anzahl und die Größe der Autos muss reduziert werden. Gerande in Urbanen gegenden gibt es keinen Grund mehr ein eigenes Auto zu haben. Hier haben Car Sharing schon jetzt Pionierarbeit geleistet. Doch die Wahrheit ist, dass viele auch gar kein Auto besitzen, weil sie es brauchen sondern weil es sie repräsentiert. Es ist der Status, der den Leuten SUV und andere kleine Panzer für unerlässlich machen lässt. So wurde es uns schon von klein vorgemacht. Ich habe aber Hoffnung, dass die Internet Generation von diesem alten Fetisch nicht mehr so ergriffen ist und daher das private Auto...Geschichte wird. Ich hoffe nur rechtzeitig, Das türkische Beispielt ist auf jeden Fall hervorragend.

  • Private Pkws sind nicht ...............
    aber bestechliche Politiker schon, oder?

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%