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Gastkommentar – Homo oeconomicus Wir müssen Schluss machen mit der Eichhörnchen-Wirtschaft in Deutschland

Die Bundesrepublik braucht einen Staatsfonds nach norwegischem Modell, um mehr aus dem Geld zu machen, das sie für ihre Exportüberschüsse erlöst, fordert Daniel Stelter.
06.08.2021 - 17:18 Uhr Kommentieren
Deutschland hat zuletzt große Leistungsbilanzüberschüsse verzeichnet. Quelle: dpa
Hamburger Hafen

Deutschland hat zuletzt große Leistungsbilanzüberschüsse verzeichnet.

(Foto: dpa)

Exportweltmeister ist ein Titel, mit dem wir uns in Deutschland gern gebrüstet haben. Oft haben wir dabei vergessen, dass ein Land, das mehr Güter und Dienstleistungen exportiert als importiert, auch im gleichen Umfang Kapital im Ausland anlegt.

Im Jahr 2020 waren das netto also gut 180 Milliarden Euro, fast 2200 Euro pro Kopf der Bevölkerung. Mittlerweile sind wir nach Japan der zweitgrößte Kreditgeber der Welt.

Angesichts des demografischen Wandels, vor dem wir stehen, kann man das theoretisch nur begrüßen. Wir sparen und legen das Geld global an, um später, wenn wir mehr konsumieren und weniger produzieren, von diesen Ersparnissen zu leben. Die international diversifizierte Geldanlage ermöglicht uns so, am Aufschwung in anderen Regionen zu partizipieren.

Leider sieht die Praxis ganz anders aus. Eine Gruppe von Wissenschaftlern um den Bonner Ökonomen Moritz Schularick hat analysiert, was wir aus diesen Ersparnissen machen.

Das ernüchternde Ergebnis: Unser Auslandsvermögen wächst jedes Jahr um den Betrag, den wir zusätzlich sparen. Erträge erwirtschaften wir praktisch keine. Seit 1975 haben wir im Schnitt weniger als fünf Prozent pro Jahr mit unserem Auslandsvermögen verdient. Weniger als Frankreich, Spanien und Italien (um die sieben Prozent) und deutlich weniger als die USA und Großbritannien, die über zehn Prozent pro Jahr erwirtschaften.

Daniel Stelter, Gründer des auf Strategie und Makroökonomie spezialisierten Diskussionsforums beyond the obvious Quelle: Robert Recker/ Berlin
Der Autor

Daniel Stelter ist Gründer des auf Strategie und Makroökonomie spezialisierten Diskussionsforums „beyond the obvious“, Unternehmensberater und Autor. Jeden Sonntag geht auf www.think-bto.com sein Podcast online.

(Foto: Robert Recker/ Berlin)

Problem mit der Anlagestrategie

Dieser auf den ersten Blick kleine Unterschied in der jährlichen Verzinsung hat erhebliche Folgen. Hätten wir unser Auslandsvermögen in den zehn Jahren seit der Finanzkrise ähnlich gut angelegt wie Kanada oder Norwegen, wäre das Auslandsvermögen zwei bis drei Billionen Euro größer, was pro Kopf der Bevölkerung 28.000 bis 37.000 Euro entspricht. Das ist ein immenser Unterschied, vor allem wenn man sich in Erinnerung ruft, dass das Medianvermögen in Deutschland bei rund 70.000 Euro liegt.

Offensichtlich haben wir ein Problem mit unserer Anlagestrategie. Statt auf Regionen mit einem anderen Risikoprofil zu setzen, investieren wir überwiegend in Industrieländern, die vor ähnlichen demografischen Herausforderungen stehen wie wir. Obwohl wir das Geld nicht einmal risikoavers in Anleihen statt Aktien angelegt haben, schneiden wir in allen Anlageformen schlechter ab als der Markt.

Schlimmer noch: Wo immer es etwas zu verlieren gab, wie in der Finanzkrise, waren wir ganz vorne mit dabei.

Es ist höchste Zeit, dass wir Schluss machen mit einer Vorgehensweise, die selbst die Eichhörnchen als brillante Sparer erscheinen lässt. Ein Staatsfonds nach norwegischem Vorbild könnte Abhilfe schaffen und zugleich die Altersvorsorge verbessern.

Der Staat sollte für jeden Bürger ein Startguthaben einzahlen und die Möglichkeit für zusätzliche freiwillige Beiträge schaffen. Vorschläge zur Ausgestaltung liegen auf dem Tisch. Nach der Bundestagswahl müssen sie endlich Realität werden.

Der Autor ist Gründer des Diskussionsforums beyond the obvious, Unternehmensberater und Autor. Jeden Sonntag geht auf www.think-bto.com sein Podcast online.

Mehr: Norwegens Staatsfonds macht 46 Milliarden Dollar Gewinn – im Quartal.

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