1. Startseite
  2. Meinung
  3. Homo Oeconomicus
  4. Klima-Urteil: Das Bundesverfassungsgericht meint es gut, verkennt aber die Zusammenhänge, urteilt Axel Ockenfels

Homo oeconomicusDas Klima-Urteil des Bundesverfassungsgerichts ist lediglich gut gemeint

Das Gericht hat die ökonomischen Zusammenhänge verkannt und damit dem Klimaschutz einen Bärendienst erwiesen, kritisiert Axel Ockenfels. 02.05.2021 - 18:11 Uhr Artikel anhören

Der Wirtschaftswissenschaftler lehrt seit 2003 als Professor für Wirtschaftswissenschaft an der Universität zu Köln.

Foto: privat

Das Bundesverfassungsgericht hat den Gesetzgeber verpflichtet, auch für die Zeit nach 2030 Minderungsziele für Treibhausgasemissionen zu setzen. Das Anliegen ist richtig. Mehr Anstrengungen sind nötig, um nachfolgende Generationen vor den Folgen des Klimawandels zu schützen. Doch die Sichtweise, dass es im Interesse des Klimaschutzes sei, auf Jahrzehnte hinaus unilaterale Minderungsziele festzulegen, ist oft getestet und widerlegt worden: Es gibt keinen Mangel an nationalen Minderungszielen.

Dennoch steigen die globalen Emissionen fast ungebremst an, wie zuletzt die für das Klima zuständige UN-Organisation UNFCCC ernüchtert festgestellt hat. Nachfolgende Generationen wird kaum interessieren, ob wir ein Klimaziel für den Gebäudesektor im Jahr 2041 ausgerufen haben, das sich gut anfühlte. Sie wird interessieren, ob wir den Klimawandel aufhalten konnten.

Ein globales Kooperationsproblem erfordert kollektives Handeln. Einseitige Mengenziele verpuffen zuweilen wirkungslos oder gehen sogar nach hinten los. Wenn beispielsweise einige Länder weniger Öl und Kohle verbrauchen, fällt der Weltmarktpreis, was die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen in anderen Ländern erhöht und deren Anreiz zu Kooperation reduziert. Selbst der beste CO2-Grenzausgleich kann solche Verlagerungseffekte nicht verhindern.

Kooperation basiert auf dem Gegenseitigkeitsprinzip: Wir reduzieren unsere Zölle, wenn ihr eure reduziert. Wir rüsten ab, wenn ihr es auch tut. Gegenseitigkeit motiviert auch Egoisten mitzumachen.

Nur die Klimapolitik verlässt sich trotz vieler gescheiterter Experimente auf freiwillige Selbstverpflichtungen reicher und williger Länder für die ferne Zukunft, oft gepaart mit moralischen Appellen. Eine höchstrichterlich geforderte einseitige Selbstverpflichtung bezüglich deutscher Minderungsziele zementiert diese Strategie und mindert damit die Chancen auf internationale Kooperation.

CO2-Emissionen werden wieder ansteigen

Die Internationale Energieagentur schätzt, dass die globalen CO2-Emissionen in diesem Pandemie-Jahr wieder ansteigen werden, und zwar um rekordverdächtige 1.500 Millionen Tonnen. Sie müssten stattdessen drastisch fallen, wenn die Pariser Minderungsziele erreicht werden sollen.

Verwandte Themen CO2-Steuer Klimawandel Umweltschutz

Das Klimaschutzgesetz setzt dem ein Minderungsziel von beispielsweise jährlich etwa 10 Millionen Tonnen der insgesamt etwa 280 Millionen Tonnen entgegen, die in der deutschen Energiewirtschaft ausgestoßen werden. Es darf bezweifelt werden, dass nachfolgende Generationen die Perpetuierung dieser Strategie zur Eindämmung des Klimawandels bejubeln werden.

Unser Altruismus muss effektiver werden. Eine internationale Koordination für eine CO2-Bepreisung wäre ein vielversprechender Kandidat. Das Klimaschutzgesetz verschließt sich CO2-Preisen nicht. Doch CO2-Preise haben in dem höchstrichterlichen Verfahren keine Rolle gespielt.

Mehr: Klimaschutzgesetz ist in Teilen verfassungswidrig

Mehr zum Thema
Unsere Partner
Anzeige
remind.me
Jetziges Strom-/Gaspreistief nutzen, bevor die Preise wieder steigen
Anzeige
Homeday
Immobilienbewertung von Homeday - kostenlos, unverbindlich & schnell
Anzeige
IT Boltwise
Fachmagazin in Deutschland mit Fokus auf Künstliche Intelligenz und Robotik
Anzeige
Presseportal
Direkt hier lesen!
Anzeige
STELLENMARKT
Mit unserem Karriere-Portal den Traumjob finden
Anzeige
Expertentesten.de
Produktvergleich - schnell zum besten Produkt