Homo oeconomicus: Rauchen kann der Karriere helfen – aber nicht allen

Frauen rauchen weniger und werden unter anderem deshalb weniger befördert als ihre männlichen Kollegen, ergab eine Studie.
Soziale Netzwerke spielen für eine erfolgreiche Karriere eine große Rolle. Dass dabei Rauchen vorteilhaft sein kann, haben Zoe Cullen von der Harvard Business School und Ricardo Perez-Truglia von der Universität in Berkeley kürzlich gezeigt.
Ausgangspunkt ihrer Studie war die Feststellung, dass Männer in vielen Unternehmen schneller als Frauen befördert werden, was einen relativ großen Teil der Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen erklärt. In der Literatur wird in diesem Zusammenhang häufig vom „Old men’s club“ gesprochen, demzufolge länger im Unternehmen befindliche Männer häufiger jüngere Männer befördern.
Dabei wird davon ausgegangen, dass mehr Kontakt von Mitarbeitern zu ihren Vorgesetzten zu besseren Aufstiegschancen führt. Anhand von Informationen über rund 3500 männliche Mitarbeiter in einer asiatischen Bank haben Cullen und Perez-Truglia die Kontakthäufigkeit von Mitarbeitern und Vorgesetzten erhoben, durch Befragungen und durch Berücksichtigung des jeweiligen Raucher- oder Nichtraucherstatus.
Es zeigte sich, dass Mitarbeiter und Vorgesetzte fast 50 Prozent mehr Zeit miteinander verbringen, wenn beide Raucher sind, als wenn das nur für eine der beiden Personen gilt. Zur Messung des Effekts überprüften die Autoren, wie sich die Wahrscheinlichkeit der Beförderung eines rauchenden Mitarbeiters verändert, wenn ein neuer Vorgesetzter Raucher ist, während der alte Vorgesetzte Nichtraucher war.
Tatsächlich steigt in den folgenden 2,5 Jahren der rauchende Mitarbeiter im Schnitt um 0,7 Gehaltsstufen mehr auf als die nicht rauchenden Kollegen. Dabei spielt es keine Rolle, ob sich Mitarbeiter und Vorgesetzter von früher kennen, die gleiche Ausbildungsstätte besucht haben oder aus derselben Region kommen. Der entscheidende Punkt ist vielmehr die längere miteinander verbrachte Zeit. Dabei hilft offenbar ein gemeinsames Laster wie Rauchen.
Zeit mit gleichgeschlechtlichen Vorgesetzen zu verbringen hilft nur Männern
Aber grundsätzlich eignet sich jeder Faktor, der zu mehr Kontaktzeit führt. Das kann ein gemeinsames Lauftraining sein, aber auch das gleiche Geschlecht, weil in den meisten Firmen Mitarbeiter mehr Zeit mit Personen des eigenen Geschlechts verbringen als mit Personen des anderen Geschlechts. Karrieretechnisch ist das allerdings nur für Männer hilfreich.

Matthias Sutter ist Direktor am Max-Planck-Institut Bonn und Autor von „Der menschliche Faktor oder worauf es im Berufsleben ankommt“.

Cullen und Perez-Truglia kamen zu dem Ergebnis, dass Männer bei einem Wechsel von einer weiblichen zu einer männlichen Führungskraft im Laufe von 2,5 Jahren um 0,6 Gehaltsstufen mehr nach oben aufsteigen als ohne diesen Wechsel.
Für Frauen hingegen hängt die Aufstiegswahrscheinlichkeit nicht vom Geschlecht ihrer Vorgesetzten ab. Mehr Frauen in Führungspositionen allein scheinen noch keine Lösung für die schlechteren Karriereperspektiven von Frauen auf den unteren Ebenen zu sein.
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