Asia Techonomics Konkurrenz aus Taiwan und Japan: Asiatische Autobauer fordern deutsche Konzerne bei E-Mobilität heraus

In der wöchentlichen Kolumne schreiben wir im Wechsel über Innovations- und Wirtschaftstrends in Asien.
Tokio In Deutschland gelten in Sachen Elektroautos bis dato Unternehmen aus China als große Rivalen für VW, BMW und Daimler. So erklärte beispielsweise der Elektroautobauer Nio in der vergangenen Woche auch offen, den deutschen Konzernen Konkurrenz machen zu wollen.
Doch die Sorge um die deutsche Autoindustrie greift geografisch zu kurz. Denn nun streben in Japan und Taiwan zwei fachfremde Großkonzerne sowie ein kleines Start-up danach, im globalen Wettbewerb um die elektromobile Zukunft mitzumischen. Vereinfacht gesagt: Sie wollen dafür sorgen, dass Autos einfacher und schneller hergestellt werden – und damit der Markt für viele Start-ups geöffnet wird.
Eine ganz besondere Herausforderung ist der weltgrößte Elektromotorenhersteller Nidec. Der japanische Konzern will den Autoherstellern eine ihrer historischen Daseinsberechtigungen rauben: die Motorenproduktion.
Nidec dominiert seit Jahrzehnten den Markt für die Antriebe von Festplatten. Und der neuen Konzernchef Jun Seki, der zuvor zu Nissans Führung gehörte, ist überzeugt, dass der Konzern diese Leistung nun bei Elektroautos wiederholen kann.
Noch würden die etablierten Hersteller ihre Elektromotoren größtenteils selbst herstellen, sagte Seki bei der Vorstellung der Quartalsbilanz im Juli. „Aber ich würde sagen, dass bis 2030 niemand Elektroantriebe selbst fertigen wird, abgesehen von sehr hochwertigen Motoren.“
Der Grund: Die Autohersteller könnten preislich nicht mithalten mit der Massenfertigung, die Nidec schon jetzt aufbaut. Seki ist davon überzeugt, dass bald ein Umdenken stattfindet – was wiederum die etablierte Motorenherstellung nachhaltig verändern dürfte. „2025 werden Elektroautos weniger als Hybride kosten“, lautet seine Prognose.
Nidec hat bereits Zugang zur Autoindustrie
Sein Optimismus basiert etwa auf Nidecs historischer Erfahrung und den Erfolgen in China. Schon seit mehr als 20 Jahren expandiert das Unternehmen in der Autoindustrie. Zwar ließen Elektroautos länger auf sich warten, als Gründer Shigenobu Nagamori zuerst angenommen hatte. Bei Motoren für Servolenkungen aber ist Nidec bereits Weltmarktführer.
Inzwischen bietet das Unternehmen sogar eine große Palette von Elektroantrieben für Autohersteller an. Diese waren bislang vor allem in China gefragt. Dort hat sich das Unternehmen trotz seiner japanischen Herkunft bereits als größter Motorenlieferant etabliert – und kennt daher das rasante Entwicklungstempo.
Chinesische Hersteller würden von ihren Lieferanten Entwicklungszyklen von eineinhalb Jahren erwarten, heißt es bei Nidec. Das ist extrem kurz für die Autoindustrie. Diese Marktdynamik, glaubt Seki, werde dazu führen, dass die Preise für Elektroautos rasant fallen werden.
Taiwans Auftragsfertiger Foxconn baut bald Autos
Außerdem entsteht mit Nidecs Hilfe bereits der erste große Auftragsfertiger von Elektroautos. Der taiwanische Elektronikriese Foxconn, der durch die Produktion von iPhones groß geworden ist, hat nicht nur eine Plattform für Elektroautos entwickelt, sondern auch ganz konkrete globale Pläne für Fabriken, die neuen Unternehmen den Einstieg in die Autoindustrie erleichtern sollen.
Bereits 2022 wollen die Taiwaner Werke in den USA für den Supersportwagenhersteller Fisker und in Thailand für das Ölkonglomerat PTT bauen. 2023 soll die Massenproduktion beginnen. Foxconns Start dürfte dabei deutlich glatter ausfallen als der des Kultherstellers Tesla, der fast in der „Produktionshölle“ in Flammen aufging, wie Firmengründer Elon Musk sagte. Denn Foxconn ist bereits erfahren in puncto Integration von Technologie, Massenproduktion und Automatisierung. Schließlich stellt der Konzern auch eigene Roboter her.
In Japan verstärkt sich der Fabless-Trend
Derweil debütiert ausgerechnet in Japan das Start-up ASF ein neues Geschäftsmodell: den fabriklosen Autohersteller. Das vor einem Jahr gegründete Unternehmen designt Autos in Japan, um sie in China für den japanischen Markt produzieren zu lassen.
Das Start-up hat schon potente Kunden und Geldgeber. Mit dem japanischen Logistikriesen Sagawa hat ASF bereits einen elektrischen Mini-Laster für die große japanische Kategorie der Leichtkraftwagen (Kei-Cars) entwickelt. Ein weiterer Partner ist der Öl- und Tankstellenriese Cosmo Oil, für den ASF Leasing- und Car-Sharing-Modelle entwickeln wird. Auch Endkunden will das Unternehmen perspektivisch anpeilen.
Die jüngste Kapitalallianz mit dem globalen japanischen Handelshaus Sojitz könnte derweil das Sprungbrett für eine internationale Expansion sein. Sojitz sucht mit Hochdruck nach Geschäftsmodellen, die es auch im Ausland versilbern kann. Seit Ende des vergangenen Jahres kooperiert es mit ASF.

Damit wird ASF in Japan jetzt schon zum Herzschrittmacher im Mini-Segment. Nissan und Mitsubishi wollen in Japan 2022 Mini-Stromer für unter 15.000 Euro anbieten. Honda, Daihatsu und Suzuki dürften zeitnah folgen. Diese Expertise können sie auch global nutzen, um im Preiskampf zu überleben. Bei aller Sorge wegen der Fähigkeit der chinesischen Hersteller darf Europa die anderen asiatischen Hersteller nicht unterschätzen.
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