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Asia Techonomics

In der wöchentlichen Kolumne schreiben wir im Wechsel über Innovations- und Wirtschaftstrends in Asien.

(Foto: Klawe Rzeczy )

Asia Techonomics Mit schwimmenden Solarparks will Asien die Energiewende schaffen

Photovoltaikanlagen auf dem Wasser galten lange als Nischenprodukt. In Asien erleben sie jetzt einen Boom – und könnten eines der großen Probleme der Energiewende lösen.
08.09.2021 - 12:33 Uhr Kommentieren

Bangkok Beim Ausbau der erneuerbaren Energien hat Singapur ein Problem, das man vielerorts auch in Europa kennt: Es fehlt an Platz für riesige Wind- und Solarparks. Einen Ausweg zeigt der dicht besiedelte Stadtstaat seit wenigen Wochen in einem Wasserspeicher im Nordwesten der Metropole.

Auf einer Fläche von fast einer halben Million Quadratmeter schwimmen hier 122.000 aneinandergereihte Solarmodule auf der Wasseroberfläche. Premierminister Lee Hsien Loong bejubelte die 60-Megawatt-Anlage zur Eröffnung als eine der weltweit größten ihrer Art.

Doch schon jetzt ist klar, dass sich das Projekt nicht lange an der Weltspitze wird halten können. Rund um Singapur läuft ein Wettlauf der Superlative: Von Indien über Thailand bis nach Laos, Vietnam und Indonesien arbeiten Regierungen der Region an schwimmenden Solargroßprojekten, die die Photovoltaik auf dem Wasser endgültig aus ihrem Nischendasein heben sollen.

Die Länder sehen darin eine ideale Möglichkeit zum Ausbau der erneuerbaren Energie – ohne dafür Wohn- oder Landwirtschaftsflächen aufgeben zu müssen. Sie übernehmen dabei eine globale Vorreiterrolle in einem Segment der Energiewende, in dem Fachleute ein gigantisches Potenzial sehen.

Als besonders attraktiv gelten schwimmende Solarfarmen auf Stauseen mit Wasserkraftwerken. Die Infrastruktur für die Einspeisung in das Stromnetz ist dort bereits vorhanden. Die Solarzellen auf der Wasseroberfläche sorgen zudem dafür, dass deutlich weniger Wasser verdunstet, was vor allem in heißen, tropischen Ländern einen großen Unterschied macht.

Solarmodule schwimmen auf der Wasseroberfläche. Quelle: Reuters
Singapur

Solarmodule schwimmen auf der Wasseroberfläche.

(Foto: Reuters)

Das vom US-Energieministerium finanzierte Forschungslabor NREL berechnete, dass mit Solarzellen nachgerüstete Wasserkraftanlagen weltweit mehr als 10.000 Terawattstunden Strom im Jahr liefern könnten – fast halb so viel wie der globale Elektrizitätsbedarf.

Indonesien setzt neue Maßstäbe

Dieser theoretische Wert ist noch in weiter Ferne. Dass sich die Megaprojekte aber lohnen, will Südostasien unter Beweis stellen. Am größten sind die Ambitionen momentan in Indonesien, das als weltgrößter Kohleexporteur bisher vor allem auf fossile Energieträger angewiesen war.

Auf dem Duriangkang-Stausee im Süden der Insel Batam will das 270-Millionen-Einwohner-Land mit einer schwimmenden Solaranlage neue Maßstäbe setzen: Sie soll über eine Leistung von 2,2 Gigawatt verfügen und sich über eine Fläche von 16 Millionen Quadratmetern erstrecken.

Das Projekt, das bis 2024 fertiggestellt sein soll, wäre damit ungefähr so leistungsfähig wie sämtliche schwimmenden Solarkraftwerke, die Ende 2020 in Betrieb waren. Der Projektentwickler, das Unternehmen Sunseap aus Singapur, rechnet damit, dass sich mit der Anlage 1,8 Millionen Tonnen Kohlendioxid einsparen lassen. Das entspräche dem Ausstoß von rund 400.000 Fahrzeugen.

„Wir glauben, dass schwimmende Solarsysteme einen wichtigen Beitrag leisten werden, damit die urbanen Räume Südostasiens trotz Landknappheit Zugang zu erneuerbaren Energien bekommen“, sagte Sunseap-Gründer Frank Phuan. Die Investitionskosten für das Rekordprojekt in Indonesien beziffert er auf rund zwei Milliarden US-Dollar.

Die Anlage wird wichtige Erkenntnisse zur Wirtschaftlichkeit des Ansatzes liefern. Bisher hatten die schwimmenden Solarmodule den Ruf, deutlich teurer zu sein als Projekte an Land. Experten gehen inzwischen aber davon aus, dass es bei einer längerfristigen Betrachtung kaum Unterschiede gibt.

Während die anfänglichen Installationskosten zwar höher ausfielen, sei die Energieausbeute der Wasserprojekte am Ende deutlich höher, erklärt Christine Beadle, Solarexpertin bei dem Marktforscher IHS Markit. Der Anstieg der Energieproduktion könne durch die Kühlung mithilfe des Wassers 20 bis 30 Prozent betragen. Unterm Strich hielten sich die Kosten damit die Waage.

Asiens Dominanz wächst

Die Kombination mit Wasserkraftwerken bietet zudem die Möglichkeit, die Energieproduktion konstant zu halten: Tagsüber liefert die Sonne die Energie, nachts das Wasser. Die Argumente finden in Asien breitflächig Gehör. Thailands Energiebehörde plant eine Reihe von schwimmenden Solaranlagen auf Stauseen mit einer Gesamtleistung von 2,7 Gigawatt.

Der erste Teil des auf mehrere Jahre angelegten Vorhabens soll im Oktober auf einem Stausee im Nordosten des Landes in Betrieb gehen. Auch in Vietnam und Laos entstehen Projekte mit mehreren Hundert Megawatt. In Indien laufen derzeit Arbeiten an schwimmenden Anlagen mit einer Leistung von 600 Megawatt. Weitere vier Gigawatt sind in dem Land in Planung. Südkorea kündigte ein 2,1-Gigawatt-Projekt an.

Vorhaben einer vergleichbaren Größenordnung gibt es in Europa noch nicht. Asiens dominante Rolle dürfte in dem Bereich noch lange anhalten. Marktforscher gehen davon aus, dass der globale Marktanteil des Kontinents bei schwimmenden Solarkraftwerken in den kommenden fünf Jahren von derzeit 74 auf 87 Prozent steigen wird.

Das Interesse an dem Ansatz wächst aber auch in Deutschland. Im Juli kündigte der Energiekonzern RWE ein Forschungsprojekt an, bei dem es zu einem Praxistest der schwimmenden Anlagen kommen soll. Auch ein Blick nach Asien würde sich für die Deutschen dabei bestimmt lohnen.

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