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Asia Techonomics

In der wöchentlichen Kolumne schreiben wir im Wechsel über Innovations- und Wirtschaftstrends in Asien.

(Foto: Klawe Rzeczy )

Asia Techonomics Vom Hoffnungsträger zum Pleitefall: Der Fall Tsinghua Unigroup zeigt, wie schwer die Chipaufholjagd für China ist

Die Staatsführung in Peking steckt seit Jahrzehnten Billionen in den Chip-Sektor, um unabhängiger zu werden. Doch der Weg ist mühsam.
15.09.2021 - 11:00 Uhr Kommentieren

Qingdao Bei der Entwicklung neuer Technologien geht das autokratisch geführte China in einer Weise vor, die von manchen als vermeintlicher Vorteil gegenüber Demokratien gesehen wird: Die Staatsführung steckt oft Milliarden hinein – wie viel des Geldes dabei verschwendet wird, ist zweitrangig. Für die Staatsführung zählt allein das, was am Ende herauskommt. Schließlich muss sie sich nicht bei Wahlen vor den chinesischen Bürgern für eine ineffiziente Verwendung von staatlichen Mitteln rechtfertigen.

Dass dieses Vorgehen oft nur zu begrenztem Erfolg führt, lässt sich bei der Chipindustrie beobachten. Kaum einer Branche misst Peking derzeit so viel Bedeutung zu wie dieser.

Dass China in dem Bereich unabhängiger von ausländischen Zulieferungen werden will, ist nicht neu. Bereits seit Jahrzehnten steckt die Staatsführung Milliarden über Milliarden in den Halbleitersektor. Der Konflikt mit den USA und deren Versuche, chinesische Unternehmen vom Zugang zu wichtigen Halbleitern abzuschneiden, haben dieses Streben noch bestärkt.

Doch wie schwierig es für China selbst trotz dieser massiven Investitionen ist, technologisch gegenüber etwa den USA oder Deutschland aufzuholen, zeigt das Beispiel der Tsinghua Unigroup.

Über Jahre hinweg ist das Unternehmen durch zahlreiche hochkarätige Übernahmen von Halbleiterfirmen immer weiter gewachsen. Quelle: Reuters
Logo der Tsinghua Unigroup

Über Jahre hinweg ist das Unternehmen durch zahlreiche hochkarätige Übernahmen von Halbleiterfirmen immer weiter gewachsen.

(Foto: Reuters)

Einst als Hoffnungsträger der chinesischen Chipindustrie gefeiert, befindet sich das mehrheitlich im Besitz der staatlichen, renommierten Tsinghua Universität stehende Unternehmen derzeit auf Druck von Gläubigern inmitten einer umfassenden Restrukturierung seiner Vermögenswerte. Vorangegangen war eine Reihe von Anleiheausfällen in Milliardenhöhe Ende vergangenen Jahres.

Alibaba als möglicher Retter

Einem Bericht des chinesischen Wirtschaftsmagazins „Caixin“ zufolge arbeiten ausgewählte potenzielle Investoren derzeit an Due-Diligence-Studien, um das Unternehmen zu retten. Darunter ist offenbar unter anderem der milliardenschwere E-Commerce-Gigant Alibaba aus dem ostchinesischen Hangzhou.

Doch was ist schiefgelaufen mit der Tsinghua Unigroup? Über Jahre hinweg ist das Unternehmen durch zahlreiche hochkarätige Übernahmen von Halbleiterfirmen immer weiter gewachsen. Dabei war für das Management scheinbar kein Ziel zu hoch.

Für großes Aufsehen sorgte etwa im Jahr 2015 die versuchte und am Ende gescheiterte 23-Milliarden-Dollar-Übernahme des US-Halbleiterherstellers Micron. Doch all die Akquisitionen konnte die Tsinghua Unigroup offenbar nicht schnell genug in wirtschaftlichen Erfolg umwandeln.

Grundsätzlich gilt die Chipindustrie als eine der kapitalintensivsten Branchen überhaupt. Technologischen Durchbrüchen – sofern sie überhaupt kommen – gehen oft viele Jahre an hohen Investitionen und Rückschlägen voraus.

Das Unternehmen hat es geschafft, innerhalb weniger Jahre zu einem der größten Chiphersteller Chinas heranzuwachsen und Fachkräfte auszubilden. Quelle: Reuters
Chipdesign im Entwicklungszentrum von Tsinghua Unigroup in Peking

Das Unternehmen hat es geschafft, innerhalb weniger Jahre zu einem der größten Chiphersteller Chinas heranzuwachsen und Fachkräfte auszubilden.

(Foto: Reuters)

Dass Geld allein noch keinen Champion macht und wie schwer es ist, Erfolg zu haben, mussten auch schon andere chinesische Chiphersteller erfahren.

Aus der Logik der Staatsführung heraus dürfte die Überschuldung von Tsinghua Unigroup dennoch nicht zwangsläufig als Versagen gewertet werden. Denn immerhin hat es das Unternehmen geschafft, innerhalb weniger Jahre zu einem der größten Chiphersteller Chinas heranzuwachsen und Fachkräfte auszubilden. Und das ist es schließlich, was Peking will – koste es, was es wolle.

Auch andere Unternehmen konnten unter anderem dank der staatlichen Unterstützung in den vergangenen Jahren ihre Geschäfte ausbauen. Darunter Semiconductor Manufacturing International oder kurz SMIC. Hisilicon, eine Tochterfirma des chinesischen IT-Konzerns Huawei, ist mittlerweile zu den besten zehn Unternehmen beim Chipdesign aufgestiegen.

Doch der Weg zu mehr Unabhängigkeit von ausländischen Anbietern ist noch sehr lang. Trotz der massiven Investitionen stammen nach Angaben des Branchendiensts IC Insights nicht einmal sechs Prozent aller im Land genutzten Chips von chinesischen Unternehmen. Wie Zolldaten zeigen, importierte China im Jahr 2020 Halbleiter im Wert von 350 Milliarden US-Dollar.

Allenfalls bei einfacheren Chips kann die Volksrepublik nach Ansicht von Experten Erfolge vorweisen. Aber an die hochspezialisierten Halbleiter reichen die chinesischen Unternehmen nicht heran.

Mehr: Mit schwimmenden Solarparks will Asien die Energiewende schaffen

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