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EU-KolumneWarum die Ukraine keine westlichen Kampfjets erhält

Die bedingungslose Unterstützung für Kiew wird in Reden beschworen, aber nicht praktiziert. Eskalationssorgen hemmen den Westen, dessen Ziel es bleibt, nicht Kriegspartei zu werden.Moritz Koch 14.02.2023 - 11:15 Uhr Artikel anhören

Die Amerikaner liefern der Ukraine jede Menge Waffen, auch moderne, aber keine Kampfjets, keine weitreichenden Raketen, keine Angriffsdrohnen.

Foto: IMAGO/ANE Edition

Die militärische Unterstützung der Ukraine hat einen Punkt erreicht, an dem sie qualitativ kaum noch gesteigert werden kann, ohne eine strategische Frage zu beantworten, der Europäer und Amerikaner bisher ausgewichen sind. Soll das ukrainische Militär in die Lage versetzt werden, Russland zu bezwingen oder eine möglichst vorteilhafte Verhandlungslösung zu erzwingen? 

Die Frage tauchte bisher vor allem im Zusammenhang mit der Weigerung von Bundeskanzler Olaf Scholz auf, öffentlich davon zu sprechen, dass die Ukraine den Krieg gewinnen müsse. Scholz rhetorische Zurückhaltung steht im Kontrast zu den klaren Ansagen von Deutschlands Nachbarn. Polen, Briten, Finnen, Balten: Sie alle sagen, die Ukraine muss gewinnen.

Die Entscheidungen über Waffenlieferungen treffen allerdings auch diese Länder mit Hintergedanken. Das wird am Dienstag wieder deutlich werden, wenn die westlichen Alliierten in Brüssel im sogenannten Ramstein-Format zusammenkommen. Dieser informelle Kreis von mehr als 50 Nationen koordiniert die Abgabe von Waffen und Munition an die Ukraine. Thema der Beratungen werden unter anderem die von der Ukraine geforderten Kampfjets sein.

Deutschland, Europa, USA – niemand will der Ukraine Kampfjets liefern

Doch wird es auch bei diesem Treffen keinen Durchbruch geben. Niemand will bisher so weit gehen, Kampfjets zu liefern. Auch die Briten nicht, die sich weiter vorgewagt haben als die übrigen Nato-Partner. Brüsseler Diplomaten dämpfen daher die Erwartungen.

Der Unterschied zwischen dem Bezwingen des Feindes und dem Erzwingen einer Verhandlungslösung liegt dieser Zurückhaltung zugrunde. Das Zögern ist ein zentraler Bestandteil der westlichen Antwort auf die russische Aggression. Das gilt nicht nur für Kanzler Scholz, sondern auch für die meisten anderen europäischen Staaten. Und es gilt für die USA, die wichtigste Gebernation der Ukrainer. 

Der Autor: Jede Woche analysiert Moritz Koch, Leiter des Handelsblatt-Büros in Brüssel, im Wechsel mit anderen Brüsseler Korrespondenten in der EU-Kolumne Trends und Konflikte, Regulierungsvorhaben und Strategiekonzepte aus dem Innenleben der Europäischen Union. Denn wer sich für Wirtschaft interessiert, muss wissen, was in Brüssel läuft. Sie erreichen ihn unter: koch@handelsblatt.com

Foto: Handelsblatt

Die Amerikaner liefern jede Menge Waffen, auch moderne, aber keine Kampfjets, keine weitreichenden Raketen, keine Angriffsdrohnen. Sie tun dies, weil sie nicht wollen, dass die Ukraine den Krieg nach Russland trägt.

Ukraine-Krieg: Die Solidarität des Westens hat Grenzen

Eskalationssorgen hemmen die Unterstützungsleistungen des Westens, dessen Hauptziel es bleibt, nicht in den Krieg hineingezogen zu werden. Der Beistand für die Ukraine ist nur rhetorisch grenzenlos, in der Praxis ist er vorsichtig dosiert. Russland soll entscheidend geschwächt, aber nicht vollständig besiegt werden. Es soll Friedensverhandlungen zustimmen, ohne durch eine militärische Demütigung zum Einsatz von Kernwaffen getrieben zu werden.

Aus diesem verborgenen Kalkül leiten sich die Grenzen der Unterstützung für Kiew ab. Und an diesen Grenzen sind die Waffenhilfen inzwischen angekommen. Westliche Kampfflugzeuge würden schnelle Schläge gegen Ziele in Russland ermöglichen, etwa auf jene Flugplätze, von denen die russischen Bomber abheben, die Marschflugkörper auf ukrainische Stromnetze und Heizkraftwerke abfeuern. 

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Aus Sicht der Ukraine wären solche Schläge nicht nur gerechtfertigt, sondern auch erforderlich, um der Zerstörung ihrer zivilen Infrastruktur Einhalt zu gebieten. Die Ukraine braucht Kampfjets. Aber sie wird sie vorerst nicht bekommen, weil die Ziele der Ukraine und die der Nato allen Solidaritätsbekundungen zum Trotz nicht identisch sind.

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