Europa-Kolumne Die steigenden Gaspreise verändern die Debatte über Klimaschutz

Christoph Herwartz, Korrespondent im Handelsblatt-Büro in Brüssel, analysiert Trends und Konflikte, Regulierungsvorhaben und Strategiekonzepte aus dem Innenleben der EU. Denn wer sich für Wirtschaft interessiert, muss wissen, was in Brüssel läuft. Sie erreichen ihn unter: [email protected]
Wenn es nach dem Willen der Kommission geht, beschließt die EU bald eine saftige Preiserhöhung für Gas, Heizöl, Diesel und Benzin. Aus heutiger Sicht klingt dieser Vorschlag geradezu lächerlich. Denn es passiert gerade das Gegenteil.
Alles, was den Preis niedrig halten kann, wird diskutiert. Frankreich greift in den Markt ein und deckelt die Preise. Spanien senkt die Stromsteuer drastisch. Panik greift um sich, dass die Wähler die hohen Preise ihren Politikern anlasten.
Gefährdet ein höherer Gaspreis das Klimaschutzpaket? Zum Teil schon. Insbesondere beim Emissionshandel für Gebäude und Verkehr gibt es jetzt schon ein weiteres Problem. Die Idee ist, dass diejenigen, die Öl und Gas verkaufen, dafür CO2-Zertifikate haben müssen. Das macht Autofahren und Heizen teurer und soll so einen Anreiz schaffen, auf sparsame oder elektrische Autos umzusteigen und Häuser mit besserer Wärmedämmung auszustatten.
In der ökonomischen Theorie ergibt das Sinn. Und der Emissionshandel für die Industrie beweist, dass das Instrument funktioniert. Doch in der Diskussion in Brüssel ruft an dieser Stelle immer jemand das Wort „Gelbwesten“ in den Raum. Jeder weiß, was damit gemeint ist: dass die Preise für Sprit nicht zu sehr steigen dürfen, weil sonst Pendler auf die Barrikaden gehen.
Ende 2018 hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron höhere Dieselsteuern angekündigt und dann Monate gebraucht, den gewalttätigen Protest dagegen zu stoppen. Ausgerechnet den Dieselpreis hochzudrehen erscheint vielen seitdem als politische Dummheit.
Erneuerbare Energien müssen stärker ausgebaut werden
Von Macrons Reform blieb nichts übrig, und auch die CO2-Zertifikate für Gebäude und Verkehr könnten so lange verschoben werden, bis sie nicht mehr gebraucht werden, weil Heizen und Fahren sowieso schon klimaneutral funktionieren.
Denn wenn künftig beispielsweise keine Verbrennermotoren mehr zugelassen werden dürfen, ist bald auch relativ egal, wie viel der Diesel kostet. Und ein gut isoliertes Haus lässt sich schon heute am günstigsten mit einer elektrisch betriebenen Wärmepumpe heizen. Dafür gibt es Förderprogramme. Damit die Rechnung aufgeht, müssen die erneuerbaren Energien deutlich ausgebaut werden – und zwar viel stärker, als es in den Vorschlägen der Kommission bisher vorgesehen ist.
Denn erst ab 2026 sollen die Zertifikate für Gebäude und Verkehr europaweit Geld kosten, wie seit Jahresbeginn schon in Deutschland. Wenn sich bis dahin die Abhängigkeit von Öl und Gas verringert hat, wird auch der Preis sinken, und die Schwankungen werden abnehmen. Damit gäbe es wieder einen Anreiz, mehr zu verbrauchen. Umso wichtiger ist es dann, die Rohstoffe zu verteuern, damit es sich weiter lohnt, sparsam zu sein.
Fällt der neue Emissionshandel weg oder wird er stark geschwächt, wankt auch ein weiteres Kernstück des europäischen Klimaschutzpakets: der Sozialfonds, der mit den Einnahmen aus den Zertifikaten soziale Hilfen finanzieren sollte.
Er wird schon deswegen gebraucht, weil sich an seiner komplizierten Verteilungsformel nach Belieben herumverhandeln ließe. Der Sozialfonds könnte auch solchen Ländern die Zustimmung zum Klimaschutzpaket möglich machen, die ohne ihn im Nachteil wären.
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Im Hoch- Winter taugen Wärmepumpen wenig, fallen sogar aus. Beim Neubau wird auch geschlafen. Man genehmige so lange keine Einfamilienhäuser mehr, bis der Wohnflächenmangel für Normalverdiener ausgeglichen sein wird. Geschosswohnungsbau hat energetisch klare Vorteile. Wenn man technisch über mindestens 3.000 qm Wohnfläche verfügt, d.h. 50 Wohnungen je 60 qm, hat man eine sogenannte Wärmesenke. So reden Physiker u. Fachleute. Das Thema ist eigentlich ganz einfach, denn mit 3.000 qm Wohnfläche kann man physikalische einfach verständliche Gegebenheiten optimal nutzen. Man baut auf das Dach Photovoltaik (Sonnenstrom) und Solar-Thermie (Sonnenwärme-Heißwasser). Rings um den Block versenkt man in die Erde große Saison-Wasser-Tanks aus Altplastik, als Warmwasser-Speicher. Im Keller steht eine Wärme-Kraft-Koppelung. Das bedeutet, ein Gasmotor springt an, aber Achtung, nur wenn mehr Wärme benötigt wird, d.h. fast nur im kalten Winter. Der Motor produziert Strom, Abwärme geht in den Heizkreislauf/Erdtank. Die Technik ist einfach, robust u. zuverlässig. Es ist keine komplizierte Technik mit Wärmepumpen, die bei 5 Grad teils schon ausfallen oder ähnlich teurer technischer Schnick-Schnack. Die Technik ist preiswert und wird von deutschen Firmen des Mittelstandes produziert und ausgeführt, garantiert somit Arbeitsplätze vor Ort. Die Kosten für Strom, Warmwasser und Heizung fallen sensationell niedrig aus mit solch einer Anlage. CO2-Minimierung fast gratis. Entscheidet man sich noch für einen Erd-Flüssig-Gas-Tank hat man Versorgungssicherheit, kein Putin kann einem den Gashahn im Winter bei hoher Gas-Nachfrage und leeren Gaserdspeichern zudrehen oder den Strom im Haus abschalten bei einem Blackout (kalte Dunkelflaute). Vorzeige-Investitionen gibt es genug, vermutlich auch in Ihrer Gegend. Das nächste mal schreibe ich, wie man mit einem Elektrolyseur das Ganze noch ausbauen u. lukrativer machen kann, in dem man "Gas" verkauft, ins öffentlich Gasnetz einspeist, seine Konten füllt.