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Holz-mit-KI-KolumneKünstlich dumme LinkedIn-Posts: Deine KI kann mich mal

Auf der Karriereplattform LinkedIn häufen sich KI-generierte Beiträge. Die sind oft nicht nur gedankenlos und anti-„social“, sondern bereiten der KI auch ein echtes Imageproblem.Larissa Holzki 03.05.2024 - 08:46 Uhr
KI-Tools: Wir sollten die Werkzeuge nicht zum Meister machen. Foto: HB

Vorab eine Triggerwarnung. In diesem Artikel geht es um ein Thema, das bei manchen Menschen negative Reaktionen auslösen kann. Bitte seien Sie achtsam, wenn sich die Konfrontation damit auf Ihren Blutdruck genauso heftig auswirkt wie auf meinen: Es geht um KI-generierte Beiträge auf LinkedIn.

Ich habe nichts gegen KI. Ich bin tolerant und pflege ein buchstäblich professionelles Verhältnis zu Experimenten mit Künstlicher Intelligenz. Aber wenn ich auf LinkedIn Beiträge von ChatGPT lesen soll, dann verengen sich meine Blutgefäße, und dann kriege ich echt zu viel.

Kennen Sie diese Beiträge, bei denen jeder Absatz mit einem anderen Symbol beginnt? Manche halten es noch für einen neuen Trend. Mir springt die KI mit all den Blitzen, Raketen und Glühbirnen direkt ins Gesicht.

Und dann diese einheitlich langen Absätze. Wer jobbedingt lernen musste, im Redaktionssystem „auf Zeile“ zu schreiben, weiß, dass zu viel Gleichförmigkeit unmenschlich ist. Wenn ich das sehe, ist mir schon egal, worum es geht. Es spielt auch keine Rolle, mit welchem KI-generierten Hashtag diese Beiträge meine Aufmerksamkeit erregen wollen: Für mich ist das #Bullshit.

Dabei ist die Form nicht mein Problem. Im Grunde bin ich sogar dankbar, wenn mir Blaulicht und Megafon signalisieren, dass ich meine echten Gehirnzellen für etwas anstrengen soll, was sich ein künstliches neuronales Netzwerk zusammengereimt hat. Das merke ich ja sonst erst, wenn die Formulierungen seicht und die gewählten Worte nicht authentisch sind.

Ich denke mir dann: Deine KI kann mich mal.

Die eigentliche Frechheit ist doch, dass ich Zeit zum Lesen aufwenden soll, wo der Verfasser keine Zeit zum Schreiben investiert hat.

Die eigentliche Frechheit ist doch, dass ich Zeit zum Lesen aufwenden soll, wo der Verfasser keine Zeit zum Schreiben investiert hat. Und jetzt will er oder sie noch ein Like dafür. Also von mir bestimmt nicht. Was für ein unsoziales Verhalten in einem vermeintlich sozialen Netzwerk.

Zurück zu meinem professionellen Blick. Für die KI ist die ganze Sache auch nicht rühmlich. In meinem Umfeld höre ich bei inhaltsleeren oder fehlerhaften Texten zumindest immer öfter, das habe bestimmt ChatGPT geschrieben. Damit bekommt die KI ein Imageproblem.

Dabei ist im Grunde alles ein großes Missverständnis: Es hilft am Ende niemandem, wenn wir das Werkzeug zum Meister machen.

Denn mehr als KI-Tools – zu Deutsch: Werkzeuge – sind ChatGPT und ähnliche Bots nicht. Sie können und sollen diese Bots also zum Schreiben benutzen. Das gilt besonders, wenn Ihnen das Formulieren schwerfällt, Sie in einer Fremdsprache kommunizieren oder Sie sich sonst einen Kopf um Ihre Rechtschreibung machen würden.

Die Tools sind aber nicht dazu gemacht, uns das Denken abzunehmen.

Wir können uns KI wie einen Maler vorstellen, der seinen Pinsel nicht mehr selbst führen muss. In welchem Licht er sein Modell zeigen will, was im Vorder- und Hintergrund zu sehen sein soll und aus welcher Perspektive der Betrachter darauf schaut, muss er sich aber selbst überlegen und vor dem ersten Strich planen.

Ich gebe Ihnen ein Beispiel, das für meine menschliche Intelligenz wohl beleidigend wäre, wenn es mich nicht so sehr belustigen würde. Meine eigenen Beiträge auf LinkedIn sind ab und zu – gemessen an Likes und Kommentaren – überdurchschnittlich erfolgreich. Das veranlasst andere Nutzerinnen und Nutzer dazu, mit dem gleichen Inhalt hochgereckte Daumen, Herzchen und Applaus ernten zu wollen. Neuerdings versuchen das manche gern mithilfe von KI.

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Im Grunde ist das für mich fein. Ich freue mich, wenn Sie mich als Ideengeberin verlinken, nachdem Sie meine Texte einmal durch ChatGPT gedreht haben. Aber gestatten Sie mir so viel Ego: Mir erscheinen meine Gedanken interessanter, bevor sie mit KI verquirlt wurden. (In einem sozialen Netzwerk würde ich an dieser Stelle den Affen einfügen, der sich die Augen zuhält.)

Tun Sie mir also einen Gefallen, wenn Sie diesen Beitrag auf den sozialen Plattformen weiterverbreiten wollen: Weisen Sie den Bot Ihrer Wahl nicht nur an, einen LinkedIn-Beitrag zu diesem Text zu erstellen. Sagen Sie ihm vorher noch, was Sie darüber denken, wie Sie KI beim Schreiben einsetzen und wann Ihnen egal ist, ob ein Text synthetisch generiert ist. Wenn Sie dann noch sparsam mit Emojis und Hashtags umgehen, lese ich den Beitrag vielleicht sogar.

Mehr: Machen Sie dem Roboter nichts vor – er könnte Sie nachmachen.

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