Neue Akkugeneration: Wie Toyota chinesischen E-Auto-Herstellern Konkurrenz machen will


Der Konzern plant zahlreiche neue Elektromodelle und hofft auf eine überlegene Batterietechnik.
Bei Elektroautos fährt der Weltmarktführer Toyota bislang hinterher: Gerade einmal 38.000 batterieelektrische Autos konnten die Japaner im Jahr 2022 absetzen – ein Anteil von 0,3 Prozent an den Verkäufen. Den Rückstand wollen die Japaner nun mit zwei neuen Hochleistungsakkus und einer neuen preiswerteren Batterietechnik aufholen. Im Juni enthüllt Toyota darum erste Details seiner Batteriestrategie.
Neue Akkus sollen Toyota dabei helfen, zum einen Elektroautos im Premiumsegment anzugreifen und zum anderen im Massenmarkt der wachsenden Konkurrenz aus China die Stirn zu bieten: Toyota verspricht niedrigere Kosten und eine Reichweite von über 1000 Kilometern. Bis 2030 streben die Japaner den Verkauf von 3,5 Millionen Elektroautos an.
Kern der neuen Strategie ist eine preiswertere Akkutechnologie, die bislang vor allem von chinesischen Herstellern und inzwischen auch von Tesla bei preiswerteren Modellen eingesetzt wird. Toyota setzt künftig verstärkt auf eigene Lithium-Eisenphosphat-Akkus (LFP-Akkus) als Alternative zu den Lithium-Ionen-Akkus, die bisher den Elektroautomarkt im Westen dominiert haben.
LFP-Akkus sind weniger anfällig für Brände, stabiler und vor allem kostengünstiger als herkömmliche Lithium-Ionen-Akkus, für die teure Metalle wie Nickel, Kobalt und Mangan gebraucht werden. Allerdings wurden sie im Premiumsegment lange Zeit selten verbaut, da die Energiedichte geringer ist, was sich häufig in niedrigerer Reichweite bemerkbar machte.
Doch die schnelle Weiterentwicklung der Technologie und steigende Rohstoffpreise hatten zuletzt dazu geführt, dass die Reichweitenvorteile von Lithium-Ionen-Akkus schrumpfen, während der Preisunterschied wächst. Daher entschied sich Tesla, die in China erfolgreichen LFP-Akkus für die Einstiegsmodelle von Model 3 und Model Y zu verwenden, die in China gebaut werden. Und auch viele chinesische Hersteller wie BYD verbauen die Akkutechnologie bereits erfolgreich.

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Damit sind sie ein Vorbild für die gesamte Industrie, glauben die Analysten der UBS. Während LFP-Akkus in China schon die Hälfte des Marktes ausmachen, prognostizieren Experten für den Rest der Welt bis 2030 einen Anstieg des Marktanteils der Eisenphosphat-Akkus auf 20 Prozent. Die neuen Generationen der LFP-Akkus sollen nach Expertenschätzungen Reichweiten von über 500 Kilometern ermöglichen. Damit könnten sie auch in gehobenen Fahrzeugklassen eingesetzt werden.
Toyota will mit bipolaren LFP-Akkus den Massenmarkt erobern
Toyota will die Technologie nach eigenen Ankündigungen noch effizienter machen als Tesla und die Chinesen. 2026 will der Weltmarktführer „bipolare LFP-Batterien“ auf den Markt bringen, die 20 Prozent mehr Reichweite bieten als die Lithium-Ionen-Akkus im derzeitigen vollelektrischen Flaggschiff von Toyota, dem SUV bZ4X. Die Kosten sollen dagegen um 40 Prozent sinken. Da Akkus das teuerste Bauteil in einem Elektroauto sind, will Toyota so auch günstiger unterwegs sein als die Konkurrenz.
Dafür setzen die Japaner auf eine neue Batteriearchitektur, mit der mehr Anoden und Kathoden in einer größeren Zelle dichter verbaut werden können. Dies ermöglicht eine viel kompaktere Bauweise von Zellen und einen höheren Stromfluss im Vergleich zu bisherigen Modellen aus prismatischen oder runden Zellen.
Toyota hat bei diesem Verfahren den Vorteil, dass der Konzern dank seiner starken Batterieentwicklung bipolare Akkus schon bei zwei Hybridmodellen eingesetzt hat. Die Japaner haben damit zwar die Performance von noch preiswerteren Nickel-Metallhydrid-Akkus gesteigert. Aber dieser Vorsprung beim chemischen und produktionstechnischen Know-how könnte Toyota nun dabei helfen, bipolare LFP-Akkus schneller als andere Autohersteller von der Idee bis zur Massenproduktion für seine eigenen Modelle zu entwickeln.
Toyotas Weg zum Akkuhersteller
Zudem helfen staatliche Subventionen in Höhe von 760 Millionen Euro Toyota dabei, die Produktion aufzubauen. Der Konzern hat mit dem Akkuhersteller und Tesla-Partner Panasonic den Akkuhersteller Prime Planet Energy & Solutions gegründet.
Neben dem günstigen LFP-Akku will Toyota aber auch im Spitzensegment nachlegen. Für 2026 haben die Japaner einen technologisch nicht näher beschriebenen quadratischen „Performance-Akku“ mit Lithium-Ionen-Technik angekündigt, der eine Reichweite von mehr als 1000 Kilometern verspricht – bei 20 Prozent geringeren Kosten als bisher. Nur ein Jahr später soll dann eine bipolare Version mit noch mehr Reichweite folgen.
Toyota will außerdem als erster Serienhersteller ab 2027 sogenannte Feststoffakkus einsetzen, mit denen Reichweiten von 1200 Kilometern möglich sein sollen. In zehn Minuten könne die Batterie dann von 10 auf 80 Prozent geladen werden, verspricht der Hersteller. Anders als bei bisherigen Batteriegenerationen verwenden Feststoffakkus keine flüssigen Elektrolyten mehr.
Doch gerade Toyotas in den Feststoffakku gesetzte Hoffnungen wurden schon in der Vergangenheit enttäuscht. Ursprünglich hatten die Japaner den Serienstart der neuen Superakkus für die erste Hälfte der 20er-Jahre angekündigt – ohne Erfolg. Während bestehende Batterietechnologien sich weiterentwickeln, warten Feststoffakkus weiter auf die Serienreife. Die Vorteile der Technologie schwinden, am Ende könnte der Feststoffakku zur Nischenanwendung werden.
Doch eins ist sicher: Um den elektrischen Rückstand auf die Konkurrenz aufzuholen, brauchen die Japaner die überlegene Batterietechnik dringend.






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Erstpublikation: 30.06.2023, 16:02 Uhr.





