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Newsletter ShiftWarum das Preisgeld für ein Start-up manchmal gar nicht so entscheidend ist

Ein junges Schweizer Start-up arbeitet an einer Krebstherapie ohne schwere Nebenwirkungen – und erhält dafür den „Strüngmann Award“. Der Preis soll auch anderen Gründerinnen und Gründern Mut machen, ihre Visionen umzusetzen.Nina C. Zimmermann 14.08.2025 - 12:43 Uhr Artikel anhören
Bei Auszeichnungen geht es oft weniger ums Geld als um Ermutigung. Foto: Getty Images

Haben Sie schon einmal unverhofft einen Preis für Ihre Arbeit bekommen? Dann kennen Sie vielleicht dieses „Echt jetzt?! Ich?“-Gefühl. Bei meiner Gesprächspartnerin für die heutige Ausgabe hatte ich ein wenig den Eindruck, dass es ihr so geht: Isabella Attinger-Toller vom Start-up Araris Biotech ist vor wenigen Wochen mit dem „Strüngmann Award“ ausgezeichnet worden, gemeinsam mit ihren Co-Gründern Dragan Grabulovski und Philipp Spycher.

Den Preis erhalten Unternehmerinnen und Unternehmer, die revolutionäre Technologien im Life-Sciences-Bereich entwickelt haben. Namens- und Ideengeber sind die Zwillinge Andreas und Thomas Strüngmann. Die Brüder haben den Pharmakonzern Hexal gegründet und sind als Investoren in Unternehmen wie BioNTech auch anderweitig erfolgreich.

Das Schweizer Start-up Araris erforscht, wie sich Krebs ohne die typischen Nebenwirkungen herkömmlicher Chemotherapien bekämpfen lässt, und zwar mithilfe sogenannter Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADCs). Es hat eine Technologie entwickelt, mit der mehr Wirkstoffe als bisher an einem ADC-Trägermolekül andocken können.

16 Leute umfasst das Team derzeit. Die Arbeit hat sich bisher nur im präklinischen Bereich, also im Labor, abgespielt. Umso größer die Überraschung, dass der Preis in diesem Jahr an die drei Araris-Gründer ging. „Wir gingen eigentlich davon aus, der Award wäre für deutlich größere Firmen mit bereits laufenden klinischen Projekten gedacht“, sagt Attinger-Toller.

Warum die Preisträger Vorbilder sein können

Die Molekularbiologin wirkt noch immer etwas verblüfft, dass sie und ihre Mitgründer ausgewählt wurden: „Eigentlich befinden wir uns noch in einer frühen Unternehmensphase, da unsere ersten Produktkandidaten gerade erst in die klinische Entwicklung gehen.“

Vor sechs Jahren haben der Pharmazeut Grabulovski und der Biomediziner Spycher mit Attinger-Toller das Start-up Araris aus dem Schweizer Paul-Scherer-Institut und der ETH Zürich heraus gegründet. Seit März 2025 gehört die Firma vollständig zum japanischen Pharmaunternehmen Taiho Pharmaceuticals, das bis dahin Kooperationspartner war und jetzt die weitere Forschung und die Kommerzialisierung der Araris-Produkte ermöglicht.

Isabelle Attinger-Toller, CTO von Araris Biotech Foto: Araris Biotech

Die Auszeichnung könne andere Start-up-Gründer und -Gründerinnen ermutigen, ihre Visionen umzusetzen, ist Attinger-Toller überzeugt. „Wenn hoch motivierte Menschen wie in unserem Team bei Araris gemeinsam an einem Ziel arbeiten, lassen sich in relativ kurzer Zeit viele gute Daten generieren“, sagt sie. „Und wenn das in enger Zusammenarbeit mit starken Partnern wie unseren Investoren und jetzt mit Taiho geschieht, kann man gute Erfolge erzielen.“

Die Araris-Gründer sind der Jury zufolge für den Strüngmann-Award ausgewählt worden, weil sie als Team „gemeinsame Führungsstärke, unternehmerische Kompetenz und wissenschaftliche Exzellenz“ vereinen.

Was die Preisträger motiviert

Attinger-Toller spricht von einer „sehr großen Ehre“, die für sie mit dem Preis verbunden ist. Damit werde die viele Arbeit und das Durchhaltevermögen des ganzen Teams anerkannt, das das Ziel habe, verträgliche und damit letztlich bessere Krebs-Therapien in die Klinik zu bringen.

Das Preisgeld von 100.000 Euro wollen Attinger-Toller und ihre Kollegen zum Großteil an Stiftungen geben, die Unternehmertum fördern. Außerdem ist ein Fest für die gesamte Araris-Belegschaft geplant. „Das Preisgeld ist natürlich sehr schön“, sagt Attinger-Toller. „Aber das ist nicht der Hauptgrund, warum wir uns über die Auszeichnung freuen.“

Viel wichtiger sei die damit verbundene Anerkennung ihrer Arbeit. Dazu gehöre, dass es dem Gründungstrio trotz starken Gegenwinds gelungen sei, Investoren von ihrer Idee zu überzeugen und nachzuweisen, dass ihre Idee einer neuen Generation von verträglicheren Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten und damit letztlich besseren Krebs-Therapien wirklich funktioniert. Und sich und dem Team in solchen schwierigen Momenten Mut zu machen und zu sagen: Das schaffen wir!

Für mich ist diese Firmengeschichte ein inspirierendes Beispiel dafür, wie ein kleines Team Großes erreichen kann. Das gilt übrigens auch den Strüngmann-Award-Gewinner aus dem vorigen Jahr: Haya Therapeutics hat inzwischen eine neue große Finanzierungsrunde abgeschlossen, an der auch die Strüngmanns mit ihrem Family Office beteiligt sind, wie meine Kollegin Maike Telgheder berichtet.

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Dieser Text ist zuerst am 11. August 2025 im Newsletter Handelsblatt Shift erschienen. Den Newsletter können Sie hier abonnieren.

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