Was vom Tage bleibt Marketing mit dem Lumpensammler

Florian Kolf ist Managing Editor des Handelsblatts.
Wunderschönen guten Abend,
Shopping in der Altkleidersammlung
Es ist die ärgste denkbare Beleidigung für das Outfit, wenn man jemandem sagt, er habe sich wohl bei der Altkleidersammlung eingekleidet. Kunden von H&M werden diesen Spott wohl bald regelmäßig über sich ergehen lassen müssen. Denn das Bekleidungshaus will künftig abgetragene Kleidung zurücknehmen und dafür Rabatt auf Neuware geben. Wie peinlich ist das denn? Glaubt das Management wirklich, dass hippe Jugendliche mit der Plastiktüte voll Lumpen zum Shopping gehen? Wenn das Unternehmen tatsächlich was für sein gutes Gewissen tun will, sollte es sich lieber um die Arbeitsbedingungen bei den Zulieferern kümmern, statt dem Roten Kreuz Konkurrenz zu machen.
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Zu weiteren Geschenken am Nikolaustag war die EZB nicht bereit. Die Zentralbank beließ ihren Leitzins auf 0,75 Prozent, obwohl einige Ökonomen eine weitere Senkung gefordert hatten. Sie begründet das mit einer steigenden Zuversicht auf eine wirtschaftliche Erholung. Doch so ganz überzeugend ist das nicht, hat die EZB doch zugleich ihre Konjunkturerwartung für dieses und nächstes Jahr gesenkt. Wahrscheinlich ist der Hintergrund so simpel wie besorgniserregend: So verunsichert wie Unternehmen und Bürger sind, führen selbst billigste Kredite nicht zu neuen Investitionen.
Drohende Niederlage in Niedersachsen
Geschenkt bekommt auch die Schwarz-gelbe Streittruppe nichts mehr. Nach jüngsten Umfragen könnte sie bei der kommenden Wahl auch in Niedersachsen die Macht verlieren, Rot-Grün liegt auch bei der Handelsblatt Prognosebörse deutlich vorn. Bei beiden Parteien scheint das Problem an der Spitze zu liegen. Angela Merkel taktiert nur für den persönlichen Machterhalt und setzt damit die Zukunft der CDU aufs Spiel. Philipp Rösler dagegen traut niemand mehr etwas zu und das schwächt seine FDP. Der Unterschied: Merkel wird eine Niederlage in Niedersachsen politisch überleben, Rösler nicht.
Lufthansa bietet den Kunden der Tochter Germanwings künftig individuelle Tarife, sie so wohlklingende Bezeichnungen wie "Smart" oder "Best" tragen. Im Klartext heißt das: Für Flugreisende gibt es nichts mehr geschenkt, jede Dienstleistung muss extra bezahlt werden und die Flugpreise werden immer unübersichtlicher. Hatte man bei Lufthansa noch vor nicht all zu langer Zeit darüber gelästert, dass Konkurrent Ryanair wohl demnächst für die Toilettenbenutzung kassiert, ist Lufthansa jetzt selber auf dem Weg dahin. Ob Germanwings damit wirklich für Geschäftsreisende attraktiver wird?
Was fehlt? Ab morgen die Financial Times Deutschland. Die Wirtschaftszeitung hat mich einen Großteil meiner journalistischen Laufbahn als geschätzter Konkurrent begleitet. Morgen erscheint sie nun zum letzten Mal. Es ist schon traurig, dass es offenbar im wirtschaftlich stärksten Land der EU nicht möglich ist, zwei Wirtschaftszeitungen wirtschaftlich zu betreiben.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Nikolaus-Abend.
Florian Kolf
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Was hast Du nur gegen die Angela, Florian?
Einverstanden, sie macht einen lausigen Job; aber mit
Claudia Roth, Peer Steinbrück und Jürgen Trittin wird
es mit Vollgas in den Keller gehen.
Die Kanzlerin liquidiert uns sanfter, schonender,
irgendwie kuscheliger.