Kommentar Erwartete Wende in der US-Geldpolitik wird der nächste Härtetest für den Bitcoin

Eine striktere Geldpolitik könnte die rasante Erholung der Kryptowährungen stoppen.
Alle anschnallen bitte – auf zur wilden Kryptosause! Der übliche Vergleich mit der Achterbahn wäre als Beschreibung für die Chaosmonate, die Bitcoin, Ether und all die anderen Kryptowährungen hinter sich haben, eher verharmlosend. Nach dem Rekordhoch im April hat sich der Wert des Bitcoins bis Juli auf rund 30.000 Dollar halbiert, nur um dann wieder fröhliche Auferstehung zu feiern und auf die runde Marke von 50.000 Dollar zu klettern.
Inzwischen haben Gewinnmitnahmen den Kurs wieder etwas gedrückt, aber die rasante Erholung ist dennoch bemerkenswert, weil die Kryptowährungen in den vergangenen Wochen eigentlich einige Tiefschläge einstecken mussten. So machte Gary Gensler, der Chef der US-Börsenaufsicht SEC, unmissverständlich klar, dass er sich für eine strengere Regulierung der Kryptowelt einsetzen wird, und Ende Juni zog China vielen Server-Farmen den Stecker und traf das globale Zentrum der Kryptoindustrie damit hart.
Von beiden Rückschlägen haben sich Bitcoin und Co. erstaunlich schnell erholt, und das liegt daran, dass man die vermeintlichen Rückschläge auch ganz anders interpretieren kann, nämlich als Schritte auf dem Weg in den Mainstream.
Genslers Logik ist unangreifbar: Das Kryptouniversum ist längst in eine Größenordnung gewachsen, die für die Stabilität des traditionellen Finanzsystems relevant ist. Also sollten für beide Welten auch gleiche oder zumindest ähnliche Regeln gelten. Vergleichbar lassen sich auch die Restriktionen in China als Signale der Fortentwicklung lesen.
Durch das harte Vorgehen der Volksrepublik wanderten viele Bitcoin-Miner in andere Länder ab. Eine breitere regionale Verteilung passt nicht nur besser zum Kerngedanken aller Kryptowährungen, der Dezentralität. Sie kann die Kryptowelt auch stabiler machen. In der Vergangenheit hatten Eingriffe der chinesischen Regulatoren immer wieder zu Preiseinbrüchen geführt.
Wenn die Kryptowährungen in diesem Jahr endgültig im Mainstream angekommen sind, bedeutet das dann auch, dass die Amplituden der Kursentwicklung in Zukunft etwas flacher ausfallen werden? Eine Antwort auf diese Frage könnte es schon in den kommenden Wochen geben.
Wenn die US-Notenbank Fed tatsächlich die Wende zu einer strikteren Geldpolitik einleitet, wäre das nach dem ökonomischen Lehrbuch eine ziemlich schlechte Nachricht für unverzinste Anlagen wie Gold oder Kryptowährungen. Wenn Bitcoin und Co. diese schwierige Phase ohne größere Blessuren und ohne das übliche Chaos überstehen würden, wäre das ein großer Schritt in Richtung mehr Langeweile, und die gehört nun einmal zum Erwachsenwerden dazu.
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