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E-Mobilität Die Zukunft der Autoindustrie entscheidet sich an der Software

Die Autoindustrie hat den Einstieg in die Elektromobilität geschafft. Doch es ist unklar, ob der nächste Schritt gelingen wird – die Digitalisierung.
12.03.2021 - 03:55 Uhr Kommentieren
Am Wechsel zur Elektromobilität gibt es keine Zweifel mehr. Doch die deutschen Autohersteller müssen erst noch beweisen, dass ihnen auch die Digitalisierung gelingt. Quelle: dpa
E-Auto an Ladestation

Am Wechsel zur Elektromobilität gibt es keine Zweifel mehr. Doch die deutschen Autohersteller müssen erst noch beweisen, dass ihnen auch die Digitalisierung gelingt.

(Foto: dpa)

Der Zuwachs ist gewaltig: Im Jahr 2030 soll der Elektroanteil bei VW-Neuwagen in Europa nicht wie bislang geplant 35 Prozent ausmachen, sondern doppelt so groß werden. Auch bei vielen anderen Autoherstellern geht es mit den Zahlen ihrer E-Autos steil nach oben. Firmen wie Volvo oder Jaguar kündigen gar an, dass sie nach 2030 überhaupt keine Verbrenner mehr produzieren wollen.

Die Elektro-Welle rollt und wird nicht mehr zu stoppen sein. Dafür sorgen allein schon überall verschärfte regulatorische Vorgaben. Die neuen Grenzwerte bei Kohlendioxid lassen sich mit Dieseln oder Benzinern nicht mehr erreichen, das geht nur mit Elektroautos.

Die Autoindustrie bekennt sich nachdrücklich zum E-Auto, niemand zweifelt mehr daran. Die große Herausforderung wartet hingegen an anderer Stelle als im Motor: Die Umsetzung der Elektrostrategie kann als gesichert gelten, die Sorgen liegen in der nötigen Digitalisierung. An der Software im Fahrzeug wird sich zeigen, ob traditionelle Autobauer überhaupt noch eine Zukunft haben.

Das Beispiel Volkswagen zeigt, wie schwer die Umstellung für den zweitgrößten Autokonzern der Welt tatsächlich ist. Im Frühsommer vorigen Jahres sollte das neue Elektroauto ID.3 zu den ersten Kunden rollen – mit einer neuen und deutlich aufwendigeren Fahrzeug-Software.

Doch die Wolfsburger sind nicht rechtzeitig fertig geworden, die Premiere musste auf Frühherbst verschoben werden. Auch zu diesem späteren Zeitpunkt war die neue Software noch nicht komplett fertig. Die Autos wurden dann trotzdem ausgeliefert, obwohl ein Teil der anfänglich versprochenen IT-Funktionen immer noch fehlte. Die Wagen sollten zu den Kunden, denn die Blamage wäre für VW sonst noch größer geworden.

VW und Tesla zeigen die Unterschiede zwischen alten und neuen Autobauern

Von solchen Problemen ist bei Tesla nicht viel zu hören. Natürlich streikt beim US-amerikanischen Newcomer auch hin und wieder einmal die Software. Doch Tesla ist in der Lage, solche Schwierigkeiten ziemlich geräuschlos und schnell zu beseitigen. Drahtlos „over the air“ wird eine neue Software-Version an die Autos verschickt, nicht einmal ein Werkstattbesuch ist dabei vonnöten.

Das Gegensatzpaar VW und Tesla zeigt den Unterschied zwischen alten und neuen Anbietern in der Autoindustrie. Während sich die klassischen Vertreter der Branche mit den zusätzlichen Software-Paketen immer noch schwertun, darf es bei den neuen gerne noch etwas mehr davon sein. Bei Tesla sind die Autos aus der Software heraus entwickelt worden, in Wolfsburg ist es umgekehrt. Dort müssen die neuen Computerprogramme jetzt in den Autos integriert werden.

Weitere Software-Funktionen ziehen in den nächsten Jahren nach und nach in allen neuen Autogenerationen ein. Es wird künftig nicht mehr reichen, ein gutes Infotainmentsystem samt ordentlicher Navigation anzubieten. Aktuelle Fahrassistenzsysteme werden immer besser und intelligenter. Mit den daraus abgeleiteten Neuentwicklungen wird künftig autonomes Fahren möglich. Selbstständig fahrende Autos gehören in zehn Jahren zum Industriestandard. Wer dann kein entsprechendes Produkt im Angebot hat, wird Kunden verlieren.

Drahtlose Software-Updates werden auf absehbare Zeit auch keine Tesla-Spezialität mehr sein, sondern ein Alltagsprodukt. Unternehmen wie Volkswagen versprechen sich davon ein attraktives zusätzliches Erlöspotenzial. Auch die klassischen Autohersteller wollen ihren Kunden in Zukunft zusätzliche Software-Pakete verkaufen, mit denen ein Fahrer etwa für den Wochenend-Ausflug zusätzliche elektrische Reichweite oder mehr Motorleistung dazubuchen kann.

Genauso wird sich die Wartung der Wagen dramatisch ändern: Elektroautos brauchen keinen Ölwechsel, Ventile müssen nicht mehr eingestellt werden. Die Funktionstüchtigkeit eines Autos lässt sich viel einfacher online überwachen, dabei hilft die Software. Problembeseitigung und Fehlerbehebung erfordern dann nicht mehr zwangsläufig Werkstatt-Besuche, wie Tesla schon heute zeigt.

Die Digitalisierung der Fahrzeuge bietet also unendliche Vorteile. Für den Kunden, weil neue Funktionen dazukommen und das Autofahren künftig noch etwas bequemer wird. Für die Autohersteller entstehen neue Geschäftsmodelle, mit denen sie ihre Existenz für die nächsten Jahrzehnte absichern wollen.

Aus dem Wollen wird allerdings nicht automatisch ein Werden. Die Traditionalisten der Kfz-Branche müssen in den nächsten Jahren erst noch beweisen, dass sie die anstehende Digitalisierung wirklich beherrschen. Die VW-Episode mit dem neuen ID.3 war im vergangenen Jahr wahrlich kein Beweis dafür, dass der Branche der so extrem wichtige digitale Wandel rechtzeitig gelingen wird.

Trotzdem gibt es keinen Grund, die deutschen Hersteller vorzeitig abzuschreiben. Innerhalb der Autokonzerne werden jetzt neue IT-Töchter geschaffen. Und Software-Entwickler werden in eigenständigen Bereichen zusammengezogen, um entscheidende Fortschritte in Sachen Digitalisierung zu machen. Veränderungen im Topmanagement sind ebenfalls wichtig. Deshalb soll es bei Volkswagen zur Jahresmitte erstmals einen eigenen Konzernvorstand für IT geben.

Und wer weiß, vielleicht passt am Ende doch alles zusammen – und Tesla muss sich vor der neuen Konkurrenz doch gehörig in Acht nehmen.

Mehr: VW nimmt sich Tesla als Benchmark – neue Strategie mit „Trinity“

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