Finanzierungsmärkte Mittelständler suchen neue Wege

Die Vergabe von Firmenkrediten stagniert derzeit auf niedrigem Niveau.
Frankfurt Bereits die Finanzkrise 2007 bis 2009 hat zu spürbaren Veränderungen an den Finanzierungsmärkten geführt. Zwar konnte von einer „Kreditklemme“ nicht die Rede sein, aber Kreditrisiken wurden von Banken und Ratingagenturen differenzierter bewertet. Außerdem haben etliche Banken ihre Mindestanforderungen an die Bonität der Kreditnehmer verschärft. Manch einer hielt dies für eine temporäre Begleiterscheinung der Finanzkrise.
Das Gegenteil ist eingetreten: Nach einer kurzen Phase der Beruhigung befinden sich die Märkte mit Ausbruch der europäischen Schuldenkrise erneut in einer Phase hoher Unsicherheit. Der Bankensektor steht durch schärfere Regulierung (Basel III) und hohe Abschreibungen auf Staatsanleihen unter Druck, Kapital- und Liquiditätsausstattung zu verbessern. Die Vergabe von Unternehmenskrediten stagniert derzeit auf niedrigem Niveau. Dies liegt vor allem daran, dass sich die Finanzierungspolitik von Unternehmen nachhaltig verändert hat.

Volker Brühl ist Partner bei McKinsey & Company, Frankfurt.
In einem volatilen Marktumfeld sind Unternehmen gut beraten, Abhängigkeiten von einzelnen Finanzierungsinstrumenten zu vermeiden. Die verstärkte Nachfrage nach Unternehmensanleihen infolge der Staatsschuldenkrise hilft vor allem Großunternehmen, die klassische Bankenfinanzierung zurückzufahren. Eine solide Eigenkapitalbasis und angemessene Liquiditätsreserven treten vermehrt in den Fokus einer nachhaltigen Finanzierungsstrategie.
Auch für den Mittelstand wird es immer wichtiger, „kapitalmarktfähig“ zu werden, und zwar unabhängig davon, ob man über einen Börsengang die Eigen- oder über eine „Mittelstandsanleihe“ die Fremdkapitalmärkte anzapfen möchte. Der boomende Markt für Schuldscheindarlehen ist ein weiterer Beleg für diesen Trend.
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