Kommentar: 19 Millionen Euro sind zu viel


Was das Land jetzt nicht braucht, ist eine Neiddebatte. Eine Debatte darüber, dass die Topmanager 2024 gut zehn Prozent mehr bekamen, während große Teile der Bevölkerung froh waren, wenn sie ihren Job nicht verloren haben oder wenn sie ihren Status quo bei gestiegenen Verbraucherpreisen wenigstens halten konnten.
Doch die 19 Millionen Euro Vergütung für SAP-Chef Christian Klein führen zwangsläufig zu solchen Debatten. Zumal vier weitere Dax-CEOs mehr als zehn Millionen Euro erhalten sollen. Sie haben damit die heimliche Höchstmarke in wirtschaftlich insgesamt schwierigen Zeiten übersprungen.
19 Millionen Vergütung oder auch zehn Prozent mehr für Spitzenverdiener sind aber einfach zu viel. Das ist nicht kleinkariert, das ist zu großes Karo.
Die Nominallöhne sind in Deutschland 2024 um 5,4 Prozent gestiegen. Und gerade in vielen nicht gewerkschaftlich oder von Betriebsräten organisierten Unternehmen oder Berufsgruppen gab es zum wiederholten Male gar nichts.
Jetzt mag man einwenden, dass SAP sich an der Börse sehr gut entwickelt hat. Der IT-Konzern ist der mit Abstand wertvollste deutsche Konzern. Um 160 Prozent wie das Gehalt des CEO ist der Wert des Konzerns aber auch nicht gestiegen, sondern „nur“ gut zweistellig.
CEOs sollten sich ihrer Verantwortung bewusst sein
Da wirkt es wie eine Provokation, dass SAP rückwirkend zum 1. Januar magere 2,4 Prozent mehr Budget für Gehaltserhöhungen zur Verfügung gestellt hat. Der Konzernbetriebsrat sprach von einer „Alibi-Erhöhung“.
Nun könnte man einschränken, dass der Erfolg vieler deutscher Konzerne auf ihrem starken internationalen Geschäft beruht und die Vergütungen der Dax-Chefs deshalb im weltweiten Vergleich bestehen müssten. In den USA und Frankreich liegen die Vergütungen der Topmanager deutlich über den deutschen Niveaus.
Die deutsche Wirtschaft steht aber vor einer gewaltigen Transformation. Statt Gewinne auszuschütten und mitzunehmen, braucht das Land vor allem eines: Investitionen.




„Verantwortung für Deutschland“ steht nicht nur über dem Koalitionsvertrag einer möglichen neuen Regierung von Union und SPD. Diesen Anspruch sollten sich auch die Vorstände selbst und die Aufsichtsräte setzen, die über die Vergütung der Vorstände entscheiden.







