Kommentar: 3G-Pflicht am Arbeitsplatz: Deutschland sollte Italiens Beispiel folgen

Alle Unternehmen müssen seit dem 15. Oktober am Einlass ihre Mitarbeiter kontrollieren.
Zugfahren macht wieder Spaß. Klar, die Maske braucht man noch. Aber seit die 3G-Pflicht in italienischen Fernzügen gilt, fühle ich mich auch bei Dienstreisen wieder sicherer. Was in Deutschland als zu kompliziert abgestempelt wurde, ist hier ziemlich einfach: Der Schaffner kontrolliert nicht nur das Ticket, sondern auch den Nachweis über Impfung, Genesung oder Corona-Test.
Italien geht aber noch viel weiter: Seit diesem Freitag gilt die 3G-Pflicht in der gesamten Arbeitswelt. Jeder Arbeitnehmer, jede Beamtin, selbst Babysitter brauchen den Nachweis für ihren Job. Wer keinen „Green Pass“ hat, wird ohne Gehalt vom Dienst suspendiert.
Das klingt drastisch, ist aber genau richtig. Nur so lassen sich Büros und Fabriken wieder zu sicheren Orten machen. Nur so können wir zur Normalität zurückkehren. Deutschland sollte sich daran ein Beispiel nehmen.
Gegner von 3G- oder 2G-Pflicht betonen immer wieder, dass die Impfquote schon jetzt sehr hoch und die Todesrate des Virus stark gesunken sei. Ich finde beide Argumente falsch. Virologen rechnen wegen der Delta-Variante kaum mehr mit einer Herdenimmunität.
Entweder ich impfe mich – oder ich werde mich früher oder später infizieren. Und jeder Tote, aber auch jeder Patient, der durch Corona auf der Intensivstation landet oder später an den Langzeitfolgen der Infektion (Long Covid) leidet, ist einer zu viel.
Ein Nasenkribbeln im Dienste der Allgemeinheit
Ich bin absoluter Impffan, habe jeden Piks mitgenommen. Trotzdem toleriere ich, wenn jemand anderer Meinung ist. Was ich nicht verstehe: die Weigerung, sich testen zu lassen. Ein Test kann nicht diskriminierend oder unsozial sein, wenn er ermöglicht, unbeschwert zu arbeiten, mit den Kollegen in der Kaffeeküche zu stehen und in Teammeetings vielleicht bald die Masken abzulegen. Im Gegenteil: Es ist ein kurzes Nasenkribbeln im Dienste der Allgemeinheit.




Bevor ich geimpft war, hatte ich Angst um die eigene Gesundheit. Nun sorge ich mich vor allem um die Kinder, die sich noch nicht impfen lassen können. Die Jüngsten und Verletzlichsten unserer Gesellschaft müssen jede Woche Spuck- und Lollitests über sich ergehen lassen. Warum darf man dann die 3G-Pflicht nicht den Erwachsenen aufzwingen – auch, um die Kinder mit zu schützen?
Das Beispiel Italien zeigt zudem, dass 3G nicht nur die Impfquote hochtreibt. Sie bringt auch neue Freiheiten mit sich, kurbelt die Wirtschaft an, entlastet gebeutelte Betriebe. Seit dieser Woche können Kinos und Theater wieder voll ausgelastet werden. Und selbst Diskotheken – seit März 2020 im Dauerlockdown – machen wieder auf.
Mehr: Demos und Streiks wegen 3G-Pflicht am Arbeitsplatz: Italien droht der Logistik-Kollaps.





